Zögerliche Zinserhöhungen bei Lebensversicherungen

Für die Konsumenten ist das derzeit vor allem in höheren Kreditzinsen spürbar, die Zinsen für Spar- und Anlageprodukte wie Lebensversicherungen bewegen sich dagegen noch kaum. Für eine Erhöhung seien längerfristig hohe Zinsen nötig, heißt es zur Begründung von einigen heimischen Versicherern.
Nur zögerliche Zinserhöhungen bei Lebensversicherungen
"Mittel- bzw. langfristig hohe Zinsen können aus heutiger Sicht zu einer höheren Gewinnbeteiligung führen", sagt beispielsweise die UNIQA auf APA-Anfrage. Derzeit ist jedoch keine Erhöhung geplant, die Gewinnbeteiligung 2023 (aus dem Geschäftsjahr 2022) soll unverändert bei 2 Prozent bleiben. Als Grund führt der Versicherer an, dass die Anstiege der Zinsen 2022 noch "zu keiner signifikanten Steigerung der Kapitalerträge aus Veranlagungen in der klassischen Lebensversicherung" geführt hätten.
Höchster Garantiezinssatz bei Lebensversicherung bei 0,0 Prozent
Bei der klassischen Lebensversicherung setzt sich die Gesamtverzinsung aus dem Garantiezins sowie einer variablen Gewinnbeteiligung, die sich aus dem Ergebnis der Veranlagung ergibt, zusammen. Der höchstmögliche Garantiezinssatz für Lebensversicherungen und Zukunftsvorsorge liegt seit Mitte 2022 für ab 1. Juli abgeschlossene Neuverträge bei 0,0 Prozent.
Der von der Finanzmarktaufsicht (FMA) festgelegte Garantiezinssatz (Rechnungszinssatz) soll dafür sorgen, dass sich Versicherungen nicht übernehmen. Die Festlegung hat laut FMA den langfristigen nachhaltigen Trend zugrunde zu legen. Änderungen erfolgen - wie nach unten so auch nach oben - zeitverzögert und relativ langsam. Etwaige Gewinnbeteiligungen sind davon grundsätzlich nicht betroffen.
Nachhaltigkeit der Zinsenentwicklung entscheidend
"Für die Gewinnbeteiligung wird die Nachhaltigkeit der Zinsentwicklung entscheidend sein. Nur wenn der Zinsanstieg auch mittel/längerfristig bestehen bleibt, wird er sich in der Folge auch in der Gewinnbeteiligung widerspiegeln", heißt es auch von der Generali Österreich. Aus aktueller Sicht seien aber keine Änderungen der Rate von derzeit 2,15 Prozent abzusehen. Denn die Gewinnbeteiligung bestimme sich vor allem aus dem Anlageergebnis, das 2022 durch den Zinsanstieg negativ belastet worden sei.
Gewinnbeteiligung bleibt 2023 bei Allianz Österreich unverändert
Bei der Allianz Österreich wird die Gewinnbeteiligung im kommenden Jahr ebenfalls unverändert bleiben, derzeit liegt sie bei 2,0 Prozent. Weiter vorausschauende Prognosen seien schwierig, da diese von den weiteren geopolitischen und ökonomischen Rahmenbedingungen abhängig seien.
Wiener Städtische schätzt die Situation optimistischer ein
Etwas optimistischer schätzt die Situation dagegen die Wiener Städtische ein. "Die Zinswende ist ein Schritt in Richtung geldpolitischer Normalität. Dadurch wird der Vermögensaufbau gerade für jüngere Menschen wieder interessanter. Die steigenden Zinsen machen die Lebensversicherung wieder attraktiver und ermöglichen es uns - aus heutiger Sicht - die Gesamtverzinsung für unsere Kunden zu erhöhen", schreibt die Versicherung in einem Statement an die APA. Die Wiener Städtische wird ihre Gewinnbeteiligung für das Jahr 2022 deshalb voraussichtlich auf 2 Prozent anheben, von 1,75 Prozent, die für das Geschäftsjahr 2021 gegolten haben.
Versicherer in Deutschland kündigten Zinsanpassung an
In Deutschland haben Anfang Dezember einige Versicherer eine Anpassung ihrer Zinsen für Lebensversicherungen angekündigt. So hat die Allianz in Deutschland Anfang Dezember für die klassischen Lebens- und Rentenversicherungen eine Erhöhung der laufenden Verzinsung 2023 von 2,3 auf im Schnitt 2,5 Prozent bekannt gegeben. Auch R+V Leben, Deutschlands zweitgrößter Lebensversicherer, hat die Gesamtverzinsung auf neu abgeschlossene Rentenversicherungen 2023 um 0,75 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent angehoben. "Das Zinsniveau hat sich im laufenden Jahr sehr schnell und sehr kräftig erhöht", hatte R+V-Leben-Chefin Claudia Andersch die Erhöhung begründet.
EZB hob aufgrund der Inflation die Zinsen auf 2,5 Prozent an
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Zinsen im heurigen Jahr aufgrund der stark gestiegenen Inflation binnen weniger Monate von Null auf mittlerweile 2,5 Prozent angehoben. Für das kommende Jahr werden weitere Zinserhöhungen erwartet.
(APA/Red)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.