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Zitate von Natascha

Die ersten der heiß ersehnten drei Interviews mit dem Entführungsopfer Natascha Kampusch sind auf dem Markt.

„News“ und „Kronen Zeitung“ druckten die Gespräche in ihren aktuellen Ausgaben ab, die am Mittwochnachmittag um einige Stunden früher als sonst in den Verkauf gingen. Wie das Entführungsopfer gegenüber „News“ schilderte, dachte sie fast ausschließlich an ihre Flucht, der „Neuen Kronen Zeitung“ berichtete sie von einem gescheiterten Versuch am Wiener Gürtel. Natascha Kampusch möchte außerdem eine nach ihr benannte Stiftung gründen, mit der sie Entführungsopfern und Hungernden in Afrika helfen möchte.

Der Traum von der Freiheit war ihr ständiger Begleiter, schilderte Kampusch in „News“: „Ich habe immer wieder getüftelt an dem Punkt, zu dem die Zeit reif ist. Ich konnte aber nichts riskieren, am wenigsten einen Fluchtversuch.“ Ihr Peiniger Wolfgang Priklopil habe sehr stark unter Paranoia gelitten, sei chronisch misstrauisch gewesen. „Ein Fehlversuch hätte die Gefahr bedeutet, nie mehr wieder aus meinem Verlies herauszukommen. Ich musste mir sukzessive sein Vertrauen sichern“, sagte sie zu „News“.

Wie sie im „Krone“-Gespräch erzählte, hatte sie dennoch einmal den Mut zur Flucht gehabt: „Einmal wollte ich am Gürtel aus dem Auto springen. Aber er hat mich festgehalten und ist dann mit dem Auto so gefahren, dass ich an die Wände schlug“, erklärte sie.

Am Tag ihrer tatsächlichen Flucht, dem 23. August, sei ihr die Zeit zwischen ihrem Hilferuf bei der Nachbarin und dem Eintreffen der Polizei wie eine Ewigkeit vorgekommen, sagte sie zur „Krone“. Sie sei einfach in eine Schrebergartensiedlung gerannt, über mehrere Zäune gesprungen, sei in Panik im Kreis gerannt, um zu sehen, ob sich irgendwo jemand finde. Die erste Frau, die sie traf, hätte einfach nicht verstanden, was geschehen sei. „Ich versteh’ das nicht, ich versteh’ das nicht, immer wieder hat sie das gesagt.“ Die Frau hätte Natascha Kampusch nicht in die Wohnung hinein gelassen, gleichzeitig fürchtete die 18-jährige, von dem Verbrecher doch noch entdeckt zu werden: „Ja, und ich durfte mich nicht einmal hinter einem Busch verstecken. Ich hatte die Furcht, dass dieser Mensch diese Frau umbringt, oder mich, oder beide.“

Den Selbstmord ihres Entführers Wolfgang Priklopil bezeichnete sie gegenüber dem Wochenmagazin als Verschwendung: „Niemand soll sich umbringen. Er hätte mir noch so viele Informationen geben können und vor allem auch den Polizeibeamten.“ Prinzipiell wolle sie aber nicht länger über „Herrn Priklopil“ reden, betonte Natascha Kampusch.

In ihrer Unterkunft sei ihr das soziale Leben abgegangen. „Ich hatte das Bedürfnis nach Menschen, nach Tieren“, erzählte die 18-Jährige. Sie habe aber ihre Zeit „zu nutzen“ gewusst, etwa mit Lesen und Arbeit. Auch habe sie ihm geholfen, sein Haus zu bauen. Das Verlies empfand Kampusch als Gefängnis.

Das Verhältnis zu ihren Eltern sei „sehr gut“, betonte die 18-Jährige. Sie liebe ihre Eltern, so „News“: „Irgendwer hat das Gerücht aufkommen lassen, dass es einen Streit gibt. Den gibt es nicht.“ Für ihre Familie sei die Situation um vieles schlimmer gewesen: „Sie glaubte, ich wäre tot“. Während ihrer Gefangenschaft erfuhr Kampusch auch von der Suche „mit dem Bagger in Schotterteichen“ nach ihr. „Und ich war verzweifelt, als ich das Gefühl hatte, dass ich, als Lebende, bereits abgeschrieben bin.“

Die 18-Jährige möchte jetzt die Matura nachholen und vielleicht studieren. Die berufliche Richtung habe sie noch nicht festgelegt, sagte sie zu „News“. Von der Psychologie über den Journalismus bis hin zu Jus könne sie sich aber alles vorstellen. „Ich wollte auch immer Schauspielerin werden, weil ich mich immer für Kunst interessiert habe.“ Buchautorin sei auch vorstellbar.

Neben ihrer eigenen Ausbildung und der beruflichen Zukunft beschäftigen Natascha Kampusch auch die Probleme anderer Menschen: Sie plane zwei Projekte, eines für verschleppte und misshandelte Frauen in Mexiko, ein anderes gegen den Hunger in Afrika – “…, weil ich nun aus eigener Erfahrung weiß, was Hunger ist. Und wie sehr er die Menschen entwürdigt“, schilderte sie in dem Wochenmagazin.

Auf ihre Gesprächspartner hat sie jedenfalls Eindruck hinterlassen: Sie spreche teilweise druckreif, ihr Wortschatz sei der einer hoch gebildeten Akademikerin, beschrieb Alfred Worm, Herausgeber des Wochenmagazins „News“, das Interview mit der 18-Jährigen. Sie sei „von unbeugsamen Willen geprägt, das Beste aus ihrem bisher so dramatisch verlaufenen Leben zu machen“. Mit Erscheinen des Interviews in „News“ und „Krone“ hat das Warten auf das erste Interview mit Natascha Kampusch ein Ende. Zuvor war tagelang darüber spekuliert worden, wer das erste Gespräch mit ihr bringen wird. Ein Aufgebot an internationalen Medien verfolgte am Nachmittag den Verkauf von „News“ und „Kronen Zeitung“ am Wiener Opernring.

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