Zinsgespräche feierten runden Geburtstag

Vor ausverkauftem Haus dozierte Professor Bofinger über die Krise des Euro und die Zukunft des europäischen Währungsraums. Dabei räumte er mit vielen Vorurteilen auf: Etwa dem, dass die europäische Gemeinschaftswährung eine einzige Fehlleistung sei. Denn tatsächlich schneidet der Euro im direkten Vergleich mit anderen Weltwährungen – wie dem US-Dollar, dem japanischen Yen, oder dem indischen Rupee – wesentlich besser ab, was etwa Geldwertstabilität und Schuldenstandsquote betrifft.
Finanzkrise und “kollektives Versagen”
Auch die Idee, dass die Sparunwilligkeit einiger Staaten Schuld an der gegenwärtigen Eurokrise sei, verbannte Bofinger ins Reich der Legenden. Vielmehr sei es die globale Finanzkrise in Verbindung mit dem “kollektiven Versagen” der Europäischen Union gewesen, was den Euro in die Knie gezwungen habe. Und dazu gehöre eben auch, dass wettbewerbsfähige Staaten wie Deutschland und Österreich verstärkt auf Exporte gesetzt und die Binnennachfrage vernachlässigt hätten. Was die Lage von wirtschaftlich schwächeren Staaten nur verschlechtert habe, weil die sich ihre Abhängigkeit von Importen nur durch immer neue Kredite finanzieren konnten. Als Ausweg sieht Bofinger eine stärkere politische Integration der EU: Dazu gehöre neben gemeinsamen Haftungen eben auch eine striktere Fiskaldisziplin, die notfalls auch gegen den Willen eines einzelnen Staates durchgesetzt werden müsse. (MST)