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Zeitzeugengespräch

Workshop Klostertalmuseum
Workshop Klostertalmuseum ©Schule
Schüler des Bundesgymnasium Bludenz trafen Zeitzeugin Lucia Heilman im Klostertal Museum.
Workshop Klostertalmuseum

Barbara Winkler und Christof Thöny trafen sich mit ihren Schüler(inne)n der 6KA und 7KA des Bundesgymnasium Bludenz zu einem besonderen Workshop im Museum. Die Schülerinnen und Schüler haben den ganzen Tag im Klostertal Museum gearbeitet, einerseits zum Thema „Erinnerungskulturen“ und andererseits zu „Zeitgeschichte im Museum“. Zu letzterem Thema haben sie die Ausstellung „Das Klostertal im Zeitalter der Extreme 1914 bis 1945“ genau unter die Lupe genommen.

Diese Ausstellung stammt noch vom Vorjahr und wurde zu diesem Zweck über den Winter im Museum belassen. Besonders haben sie sich auch mit dem Thema der Schaffung eines Erinnerungsorts für die Opfer der NS-Diktatur auseinandergesetzt. Ein besonderes Highlight an diesem Tag war der Besuch der Zeitzeugin Lucia Heilman. Sie hat zwei Stunden aus ihrem Leben erzählt und Fragen der wissbegierigen Schülerinnen und Schülern beantwortet. Lucia Heilman ist extra aus Wien für diese Schulbesuche im Klostertal Museum und Feldkirch angereist.

 

Aus der Geschichte von Lucia Heilman:

 

Geboren als Kind jüdischer Eltern, ist sie nicht einmal neun Jahre alt, allein zum Heldenplatz gelaufen, weil es geheißen hat, dort ist eine Veranstaltung. Lucia Heilman musste ihre Volksschulklasse verlassen und durfte nicht mehr im Schlickpark spielen: „Ich erinnere mich, wir sind von der Schule in den Park gelaufen, und auf allen Bänken stand: Nur für Arier.“ Ihr Lieblingsopa wird vor ihren Augen festgenommen und deportiert, er stirbt am 23. Oktober 1939 im KZ Buchenwald. Ihre Freundin Erna Dankner wird gemeinsam mit ihren Eltern ins KZ Theresienstadt verschleppt und schließlich am 17. August 1942 im KZ Auschwitz ermordet, im Alter von 16 Jahren. Eines Tages läutet es an der Wohnungstüre und einem Ehepaar gefällt die elterliche Wohnung in der Berggasse 26. Mutter und Tochter haben 14 Tage Zeit auszuziehen, Anfang 1939 wird ihre Wohnung von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Sie kommen in eine kleine Sammelwohnung, wenige Häuser weiter, und sollen deportiert werden.

Doch Reinhold Duschka, ein Freund ihres Vaters, gewährt beiden Zuflucht in seiner Werkstätte. Im März 1944 begannen die Luftangriffe. Die Werkstatt, das Versteck war verbrannt. Sie finden in einem Atelier unter. Dieses ist allerdings ebenerdig, mit einem Schaufenster zur Straße. Die beiden müssen ein halbes Jahr in einem Kellerabteil verbringen, in absoluter Dunkelheit − hinter einer schweren, feuchten Holztür. Tageslicht sieht Lucia Heilman erst wieder im April 1945, als russische Soldaten sie befreien. Sie studiert Medizin, arbeitet als Ärztin, heiratet und bekommt zwei Töchter. Ihren Vater sieht sie nur mehr einmal in Australien. Viele Jahre kann sie über ihre Kindheit nicht sprechen.

In der Spielzeit 2013-14 wirkte Lucia Heilman bei der Zeitzeugenproduktion Die letzten Zeugen am Wiener Burgtheater mit. Die Produktion bezog sich auf die Novemberpogrome 1938, erlangte hohe Wertschätzung seitens Publikum und Presse und wurde zum Berliner Theatertreffen und ans Staatsschauspiel Dresden eingeladen.

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