Jean-Luc Hervès Stück En découverte” für zwei Violinen und Live-Elektronik steht am Anfang des Abschlusskonzertes. Neue Klangwelten tun sich auf. Einzig der Brummer” in der Elektronik stört. Salvatore Sciarrino verdichtet dann mit seinen drei Miniaturen für Kontrabass-Solo, Jazzschlagzeug, Flöte, Bassklarinette, Gitarre und Violine die Hörmomente, zeigt die unterschiedlichsten Tonfacetten auf und spricht von einem Weißabgleich des Hörens”.
Wenn die Kamera Dinge auf vertraute Weise repräsentieren soll, dann muss ihr gezeigt werden, was weiß” ist. Das Weiß birgt Geheimnisse, die sich dem gewöhnlichen Blick (Ohr) meist verschließen.
Im Kinderbuch The Snowy Day” blättert Thomas Meadowcrott mit seinen Einblendungen zu seinem gleichnamigen Stück für Kammerensemble und Videoeinblendungen. Dabei ist die Dauer der Bilder nicht mehr an die Geschwindigkeit gebunden, mit der ein Kind das Buch anschauen würde. Vielmehr bewegen sich die Bilder im Kontext zur begleitenden musikalischen Struktur.
Zwischen real” und irreal” pendelt sich die Bild-Tonperformance not Queen” von Eliav Brand ein. Ein Hinterfragen von Sinnesbeeinflussung durch gleichzeitiges Hören und Sehen von Zeit-, Raum- und Tonverschiebungen.
William Engelens Fensterpartitur für Ensemble” ist für die Besucher auch noch beim Verlassen auf der Eingangsglasfassade der Remise visuell nachvollziehbar. Die graphische Partitur zerbricht die regelmäßige Gliederung der Fenster und durchkreuzt taktlos Riegel, Tafeln und grammatikalische Akzentuierung. Ein spannender Abend, ein erlebnisreiches Festival geht zu Ende.
Hronek