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Zehn Stufen führen zur gelassenen Aussicht auf das Leben

Der Philosoph Wilhelm Schmid sprach darüber, wie wir mehr Gelassenheit entwickeln können - beim und fürs Älterwerden.
Der Philosoph Wilhelm Schmid sprach darüber, wie wir mehr Gelassenheit entwickeln können - beim und fürs Älterwerden. ©Verena Kogelnig
Der Bestsellerautor Wilhelm Schmid referierte beim 90. und vorletzten Vortrag der Reihe „Wissen fürs Leben“ über Gelassenheit beim Älterwerden.
Der Pilosoph Wilhelm Schmid hielt einen Vortrag unter dem Titel "Gelassenheit - Was wir gewinnen, wenn wir älter werden".

Feldkirch. (vko) Wir sollten nach einem „Edelsteinleben“ streben – das heißt: einem, das besonders ist, einzigartig und wertvoll – keinem „Kieselsteinleben“, das eine Aneinanderreihung „endlos vieler grauer Momente“ sei. Was, wenn ich am Lebensabend zurückschaue und nur Kieselsteine hinter mir ausgebreitet sehe? „Kann passieren“, befindet Dr. Wilhelm Schmid lakonisch – und meint dies nicht so hart wie es klingt. Er drückt damit vielmehr die Gelassenheit aus, die es zu entwickeln gilt. Der aus einer bäuerlichen Großfamilie stammende, in Berlin lebende Universitätsprofessor zeigte letzten Freitag in seinem verständlichen, humorvollen Vortrag in der Arbeiterkammer Feldkirch, wie diese Gelassenheit das Älterwerden erleichtern kann.

Erhebende Philosophie zum Anwenden

Zehn Schritte arbeitete Schmid in „Gelassenheit – Was wir gewinnen, wenn wir älter werden“ heraus, seinem Buch, das seit zweieinhalb Jahren auf der Spiegel-Bestsellerliste steht. Zu seinen Einsichten trug die beim Vortrag spürbare ehrliche Selbstbetrachtung bei. Dazu sprühte er vor Selbstironie, die das Zuhören zu einem Genuss machte und zugleich bezeugte, was Schmid propagierte: Gelassenheit. Er gab greifbare Anregungen einerseits, wie die, Freundschaften und Berührungen Beachtung zu schenken: „Wenn das Berühren partout nicht beim Partner geht, schaffen Sie sich andere Haustiere an, menschliche oder tierische.“ Bis über den Tod hinaus reichten die Betrachtungen andererseits: „Der elektrische Strom in unserem Gehirn ist Energie, ebenso die Wärme, die Bewegung, die chemische Energie, die uns ausmachen“, führte er aus und formulierte dann, in Anlehnung an Hermann von Helmholtz‘ Energieerhaltungssatz, nach dem keine Energie verloren geht: „Energie ist das Wesentliche unseres Lebens und sie kann nicht vernichtet werden. Nach dem Tod ist das meiste noch da: nämlich die Energie.“

Frühere Generationen hätten sich glücklich geschätzt, wenn sie im Leben durchkamen. Demgegenüber führe die hohe Erwartung moderner Menschen, das Leben müsse immer wunderbar sein, zu Enttäuschungen. Dies erschwere Gelassenheit. „Es gibt keine Instanz, bei der wir unser Wunschleben einklagen können“, resümiert Schmid und weist dann doch wieder den Weg zu einer gelassenen Sichtweise: „Auch ein Kieselsteinleben ist wertvoll, denn dies gibt es wie jedes nur ein Mal. Es ist für alle Zeiten einzigartig.“

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