WWF-Kritik an Plänen für Donau-Zuleitung gegen Trockenheit in Ostösterreich

"Anstatt das Problem mit reiner Zu- und Ableitung lediglich zu verschieben, muss Wasser künftig länger in der Landschaft gehalten werden", so Biologe Bernhard Kohler, der eine Zuleitung aus der Donau, wie vom Bund, Niederösterreich und dem Burgenland in einer Grundsatzvereinbarung angedacht, für nicht zielführend hält.
WWF-Experte für Wiederherstellung von zerstörten Feuchtgebieten gegen Trockenheit
Anstelle neuer Kanäle, Pumpwerke und Versickerungsanlagen sprach sich der WWF-Experte für naturbasierte Lösungen aus, wie etwa Flussauen, Sümpfe und Moore. "Durch die Wiederherstellung zerstörter Feuchtgebiete und die dadurch mögliche Vorratsbildung für Dürrezeiten kann Wasserknappheit vermieden werden", so Kohler. Vielerorts seien die natürlichen Wasserspeicher zerstört und die Bodenversiegelung habe das Abflussgeschehen verändert. "Anstatt fehlendes Wasser von anderswo zu holen, sollten wir einen nachhaltigen Umgang mit dem regionalen und lokalen Wasserdargebot anstreben."
WWF warnt vor Aussüßen von Neusiedler See durch Wasserzuleitung
Kritisch sieht die Umweltschutzorganisation nach wie vor die geplante Wasserzuleitung zum Neusiedler See. Diese stelle eine "Gefahr für das langfristige Überleben des Sees" dar. Der salzhaltige See würde durch die Zufuhr von Wasser zunehmend aussüßen und in weiterer Folge verlanden, meinte Kohler. Tatsächlich könnte die geplante Zuleitung den Seespiegel laut WWF um nur zehn Zentimeter pro Jahr anheben - so viel verliere der See bei 30 Grad Celsius in nur zehn Tagen. "Die künstliche Zuleitung wird sich also Jahr für Jahr in Luft auflösen - und mit ihr die 90 Millionen Euro Baukosten", so Kohler. Auch die burgenländischen Grünen übten am Dienstag erneut Kritik an der geplanten Zuleitung. Diese müsse detailliert geprüft werden, hielt Landtagsabgeordneter Wolfgang Spitzmüller fest. "Der Neusiedler See ist keine Badewanne, die man ein- und auslassen kann, wie man will", betonte er.
Burgenlands Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) verteidigte das Vorhaben einmal mehr. Dieses sei ein wichtiger Schritt für den Erhalt einzigartiger Lebensräume, etwa des Neusiedler Sees oder der Sodalacken im Seewinkel. Das Land habe dafür im Zuge der - letztlich gescheiterten - Gespräche mit Ungarn bereits "umfassende, fundierte und detaillierte Vorarbeiten" geleistet. Es gehe zudem nie alleine um eine Zufuhr zum Neusiedler See, sondern um "eine gesamtheitliche Betrachtung des Wasserhaushalts im Natur- und Kulturraum Seewinkel", hielt er fest. Für eine ausgeglichene Wasserbilanz werde man Unterstützung in Form neuer Zuleitungen brauchen. Das Wasser aus der Donau sei im Zuge von Untersuchungen als chemisch geeignet bewertet worden. Die Forderung des WWF nach Wasserrückhalt werde im Burgenland bereits umgesetzt. In den vergangenen Monaten seien rund 30 temporäre Wehranlagen in den Entwässerungsgräben der Region errichtet wurden, um den Grundwasserhaushalt zu verbessern und die Ableitung so gering wie möglich zu halten, betonte Dorner.
(APA/Red)
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