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„Wut hat Potenzial zur Veränderung“

Die promovierte Philosophin, Autorin und Public Speaker Amani Abuzahra ist eine der bekanntesten Referentinnen rund um das Thema Islam und antimuslimischer Rassismus in Österreich.
Die promovierte Philosophin, Autorin und Public Speaker Amani Abuzahra ist eine der bekanntesten Referentinnen rund um das Thema Islam und antimuslimischer Rassismus in Österreich. ©Laurence Feider
Die Philosophin und Autorin Amani Abuzahra war zu Gast in der Stadtbibliothek.
Lesung Amani Abuzahra

Dornbirn. Emotionen als Privileg? In „Ein Ort namens Wut“ beschäftigt sich Amani Abuzahra mit Gefühlen wie Wut, Angst und Scham in einem gesellschaftspolitischen Kontext. Sie erzählt in ihrem Buch von persönlich Erlebtem und von rassistischen Erlebnissen anderer. Im Rahmen der Vortragsreihe „Dinge neu denken“ war die promovierte Philosophin, Autorin und Public Speaker Amani Abuzahra zu Gast in der Stadtbibliothek Dornbirn und sprach darüber, was Wut mit Rassismus und Diskriminierung zu tun hat.

Wut als Gradmesser

„Emotionen wie Wut können einer Gesellschaft den Spiegel vorhalten, doch nicht allen wird das Ausleben dieser Emotionen zugestanden. Die Gefühle der einen werden mehr gehört, als die der anderen – die Frage lautet: Wie gehen wir mit der Wut von marginalisierten, an den Rand der Gesellschaft gedrängten Menschen um?“, umriss Amani Abuzahra das Thema des Abends. Wer seine Gefühle ausleben kann, ist ihrer Meinung nach in einer privilegierten Position. „Eine Gesellschaft, die rassistisch strukturiert ist, hat oft Vorgaben, wie man zu sein hat. Das heißt, wenn ich wütend bin als wütende Muslimin, dann ist das gleich mal bedrohlich oder gefährlich“, brachte es Amani Abuzahra auf den Punkt.

Dabei habe gerade Wut ein großes Potenzial zur Veränderung – als Gradmesser für Ungerechtigkeit signalisiere sie, dass etwas nicht in Ordnung ist und eine Veränderung notwendig ist. Diese könne aber nur passieren, wenn der Wut Raum gegeben wird und sie ernst genommen wird. „In einem rassistischen Kontext hört man als Reaktion oft Sätze wie ˏsei nicht so sensibelˊ oder ˏso war es nicht gemeintˊ, so lang bis man seinen eigenen Gefühlen nicht mehr traut. Oder man performt – legt sich eine andere Verhaltensweise zu, um akzeptiert zu werden“, so Amani Abuzahra. So komme es zu „verzerrten Emotionen“ – zu Gefühlen wie Trauer, Enttäuschung und Erschöpfung, weil man mit seiner Wut nicht gehört wird.

Austausch suchen

Amani Abuzahra appelliert einerseits, sich den Raum für seine Wut zu nehmen und sich andererseits mit anderen zu solidarisieren. „Um Dinge anders zu machen, braucht es einen gewissen Mut. Je mehr Menschen sich anschließen, umso mehr Kraft gibt es für ein anderes individuelles, sowie kollektives Leben. Wut wird so zum Versprechen für eine andere Gesellschaft.“

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