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WTV-Schimpansen Rosi und Hiasl übersiedeln in die Niederlande

Hiasl (im Bild) und seine Gefährtin Rosi lebten seit 1982 im Wiener Tierschutzverein
Hiasl (im Bild) und seine Gefährtin Rosi lebten seit 1982 im Wiener Tierschutzverein ©WTV
Sie waren lange Jahre die ungewöhnlichsten Dauerbewohner im Wiener Tierschutzhaus: Seit 1982 leben beim Wiener Tierschutzverein die beiden Schimpansen Rosi und Hiasl. Nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt für die beiden Primaten: ein neues Leben unter Artgenossen in den Niederlanden.
Das sind Rosi und Hiasl
Ein Besuch bei Hiasl und Co.

Für die zwei wohl bekanntesten Bewohner des Wiener Tierschutzvereins (WTV) hat vor kurzem ein neues Leben begonnen: Die beiden Schimpansen Rosi und Hiasl sind in ihr neues Zuhause in den Niederlanden gezogen.

Affen in Schwechat als Versuchstiere beschlagnahmt

Rosi und Hiasl wurden am 29. April 1982 zusammen mit zehn weiteren Artgenossen aufgrund eines Verstoßes gegen das Washingtoner Artenschutzabkommen am Flughafen Wien Schwechat beschlagnahmt. Die Primaten waren eigentlich als Versuchstiere für einen Pharmakonzern gedacht. Sie kamen zunächst in die Obhut des Tiergartens Schönbrunn. Trotz größter Mühe der Fachleute starben neun der zwölf Tiere: Schock, Transport-Stress und die Trennung von den Müttern war für die kleinen Primaten einfach zu viel. Nur drei Tiere überlebten. Schimpanse Henry kam in den Zoo nach Heidelberg (Deutschland), wo er bis zu seinem Tod 2015 lebte. Rosi und Hiasl zogen im Wiener Tierschutzverein ein und konnten, trotz eines jahrelangen Rechtsstreits über die Rechtmäßigkeit der Beschlagnahme, dauerhaft im WTV bleiben.

So lebten die Schimpansen beim WTV

Seit damals lebten die beiden in einem großen und gut ausgestatteten Gehege mit Außen- und Innenbereich und wurden vom WTV-Pflegepersonal betreut und verwöhnt. Schnell wurden sie zu regelrechten Stars. Auch die berühmte Schimpansen-Forscherin Jane Goodall stattete den beiden vor einigen Jahren einen Besuch ab und war sehr positiv überrascht, wie gut es ihnen ging und wie sie sich fern der Heimat und ohne Großfamilie entwickeln konnten. „Wir haben so gut es möglich war, das Leid, das Rosi und Hiasl erfahren mussten, wettgemacht und ich danke allen von ganzem Herzen, die dazu Beiträge geleistet haben: unserem Pflegepersonal, dem Team unserer Ordination, den Patinnen und Paten, welche die sehr aufwändige Pflege und Betreuung mit ihren Spenden erst möglich gemacht haben. Nur eines konnten wir unseren Lieblingen leider nie bieten: die Gesellschaft anderer Schimpansen und die Kontakte in einer Gruppe, in der Schimpansen sonst leben“, sagt WTV-Präsidentin Madeleine Petrovic.

Daher wurde seitens des WTV jahrelang angestrengt nach einer Möglichkeit gesucht, den beiden diese Chance dennoch noch bieten zu können. „Rosi und Hiasl sind jetzt knapp 35 Jahre alt und quasi in ihrer Lebensmitte angekommen. Wir wollten ihnen unbedingt für ihren zweiten Lebensabschnitt ein Zusammensein mit Artgenossen ermöglichen“, so Petrovic. Nach langer Prüfung und komplizierten rechtlichen Schritten fiel die Wahl schließlich auf die Primaten-Station der Stiftung AAP im niederländischen Almere.

Rosi und Hiasl übersiedeln nach Almere

Ende Juni war es dann so weit: Rosi und Hiasl wurden so stressfrei wie möglich über Nacht in Begleitung von zwei WTV-Mitarbeiterinnen nach Almere gebracht. Sie sind dort gut angekommen, befinden sich derzeit noch auf der Quarantänestation und werden nun innerhalb von drei Monaten behutsam in eine neue Primatengruppe integriert. Sichtkontakt zu ihren Artgenossen haben sie allerdings bereits. „Ihre Neugier nach so vielen Jahren ohne Artgenossen war bewegend. Wir alle hatten Freudentränen in den Augen, als wir die ersten Videos aus Almere sahen“, sagt Petrovic. Derer werden vermutlich beim ersten richtigen Zusammentreffen mit ihren Kollegen noch weitere folgen. „Fast 35 Jahre, unendlich viel Mühe und Aufwand, um zwei von zwölf geraubten Babys ein wenig von ihrem natürlichen Recht zurückzugeben. Um weiter solche Geschichten mit Happy End möglich zu machen, bitten wir Tierfreundinnen und Tierfreunde ganz herzlich weiterhin um ihre Hilfe. Die nächsten Besuche bei unseren beiden sind jedenfalls schon geplant“, so Petrovic.

Mehr zur Stiftung AAP Almere

Die Stiftung AAP Almere betreibt ein auf Primaten spezialisiertes Tierheim in den Niederlanden. Im Waldgebiet des Stadtbauernhofes De Kemphaan werden Affen aufgenommen, die vor illegalem Handel, sonstigem Missbrauch oder nicht artgerechter Haltung gerettet wurden. AAP Almere unterhält auf einer Fläche von insgesamt 5,5 Hektar mehrere speziell ausgestattete Gebäudekomplexe: Die Affeninseln, die Quarantäneabteilung, die Schimpansenabteilung, die der Säugetiere und das Affenhaus. Das Zentrum hat eine konstante Belegung von 400 bis 450 Tieren. Neben Schimpansen leben dort auch Pallas Eichhörnchen, Präriehunde oder Mantelpaviane.

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