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"Wollte nicht mehr leben"

Verherender Tsunami im Jahr 2004 in Thailand
Verherender Tsunami im Jahr 2004 in Thailand ©EPA
Hard - Ilse Schallert verlor beim Tsunami in Thailand ihren Mann und fast auch ihr eigenes Leben. Mit W&W spricht die Harderin über Momente der Verzweiflung, der Hoffnung und ihr neues Buch über „Der Tsunami und mein Leben danach“.

WANN & WO: Wie kam es dazu, dass Sie und Ihr Mann damals am Ort der Katastrophe waren?

Ilse Schallert: Am 22. Dezember sind wir in den Urlaub geflogen – nach Khao Lak, in der Nähe von Phuket.

WANN & WO: Was geschah am Tag der Katastrophe?

Ilse Schallert: Wir waren am Strand als das Unglück geschah. Mein Mann wurde im Wasser von der Welle überrollt. Ich selbst stand am Strand und musste dabei zusehen. Als ich wegrennen wollte, war es schon zu spät: Ich wurde von der Welle wie in einer Waschmaschine im Schleudergang durch die ganze Hotelanlage geschwemmt. Dabei kamen mir sogar Autos entgegen!

WANN & WO: Was ging dabei in Ihnen vor?

Ilse Schallert: Ich habe mehrmals mit dem Leben abgeschlossen, dann aber doch weiter gekämpft. Bis ich durch leider bis heute unbekannte Menschen gerettet wurde.

WANN & WO: Was passierte danach bzw. wie kamen sie wieder nach Hause?

Ilse Schallert: Ich wurde in drei verschiedenen Krankenhäusern notversorgt. Danach ging es von Surathani aus mit dem organisierten Rettungsflug nach Wien, dann nach Feldkirch und anschließend noch nach Gaisbühl. In Wien und in Feldkirch bin ich auf der Intensivstation gelegen.

WANN & WO: Wie hat sich Ihr Leben danach verändert?

Ilse Schallert: Es hat sich total ge­­­ändert! Ich musste erst wieder laufen lernen. Zuhause angekommen war das Leben ohne meinen Mann so sinnlos, dass ich anfangs nicht weiter­leben wollte.

WANN & WO: Haben Sie heute ein schlechtes Gefühl, Urlaub zu machen?

Ilse Schallert: Ich gehe nach wie vor ans Meer, habe aber große Angst bzw. Panik vor Wellen.

WANN & WO: Wenn der Jahrestag der Tsunami-Katastrophe – jetzt auch wieder im Dezember – naht, was empfinden Sie?

Ilse Schallert: Das ist für mich nach wie vor eine schlimme Zeit. Wenn in den Geschäften die Weihnachtslieder erklingen bin ich immer den Tränen nahe. Weihnachten ist für mich kein Fest der Freude mehr.

WANN & WO: Wie haben Sie gelernt mit dem Geschehenen und dem Verlust umzugehen, das alles zu verarbeiten?

Ilse Schallert: Daheim habe ich in meinen schlaflosen Nächten angefangen, das Buch zu schreiben um alles besser verarbeiten zu können. Ich habe dabei alles nochmals durchgemacht und viel geweint. Ich habe auch viel mental gearbeitet. Mein Buch beschreibt das ganze Erlebte und die Zeit danach.

WANN & WO: Welche Message möchten Sie heute anderen mit auf den Lebensweg geben?

Ilse Schallert: Nicht verzagen, es gibt immer wieder schöne Momente, für die es sich lohnt weiter zu leben

Buchpräsentation

„Der Tsunami und mein Leben danach“: Autorin Ilse Schallert ist 54, wurde in Bregenz geboren, wohnt aber seit 18 Jahren in Hard im Elternhaus ihres Mannes. In ihrem Buch „Der Tsunami und mein Leben danach“ verarbeitet sie die Ereignisse der Katastrophe und den Tod ihres Mannes. Nicht verzagen und die schönen Momente des Lebens genießen, so lautet die Botschaft an ihre Leser. Am Mittwoch um 19 Uhr präsentiert sie es zum ersten mal im Rathaus Hard. Erhältlich ist das Buch für 15 Euro über den Hecht Verlag in Hard bzw. über www.hechtdruck.at

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