Wolfspräsenz in Österreich mache Herdenschutz nötig

Pichler plädierte dafür, Herdenschutz durch Hirten, Hunde und Zäune zu forcieren und finanziell adäquat zu fördern. "Seit circa 15 Jahren kommen die Wölfe aus allen Richtungen auf natürliche Weise nach Österreich zurück", berichtete Pichler. Weil ihre Populationen in Deutschland, Polen, Frankreich, Italien, der Schweiz, Kroatien, Slowenien und der Slowakei wachsen, gelangen vermehrt junge Wölfe aus diesen Ländern auf Partner- und Reviersuche ins Land. Ende des Vorjahres gab es hierzulande sieben Wolfsfamilien und zusätzlich rund 40 Einzelwölfe.
Wolfspräsenz in Österreich mache Herdenschutz laut Experten nötig
Es sei "aus ökologischer Sicht gut", dass sich der Wolf wieder ansiedelt. "Er hat lange als natürlicher Gegenspieler des Wildes gefehlt", sagte Pichler. Parasiten und Krankheiten hätten sich dadurch vermehrt bei Wildtieren ausgebreitet. Pichler verwies darauf, dass zum Beispiel belegt sei, dass durch die Anwesenheit der Wölfe Tuberkulose bei Wildtieren eingedämmt wird. Auch wäre die Zahl der Rehe, Hirsche und Wildschweine so sehr gewachsen, dass es unter anderem bei wichtigen Schutzwäldern massiven Verbiss gibt.

Präsenz der Wölfe verursacht Konflikte
Die Präsenz der Wölfe verursacht freilich Konflikte. So gab es von Jänner bis Juni 2023 bereits 162 nachgewiesene Risse bei Schafen und Ziegen. Teilweise versuche man, dem mit Abschüssen entgegenzuwirken. In Kärnten wurden sechs "Problemwölfe" legal getötet, einer jeweils in Salzburg und Osttirol.
Zusätzlich töte man sie hierzulande oft illegal, wie ein jüngst im Bezirk Tulln (NÖ) in der Donau gefundenes Tier bezeuge. "Die Politik betreibt einen absolut destruktiven Kurs", sagte der Kärntner Schafzüchter und Biologe Leopold Feichtinger. "Es wird nur der Abschuss propagiert, obwohl das europarechtlich sehr fragwürdig ist", meinte Feichtinger.
Experten sind sich einig: Man solle in Herdenschutz investieren
Stattdessen solle man in Herdenschutz investieren, waren sich die Experten einig. "In Österreich werden vor allem Schafe großteils ungeschützt auf Weiden gehalten", kritisierte Pichler. Und er betonte: "Aus unserer Sicht ist es nötig, umzudenken und endlich Herdenschutz voranzutreiben". Zum Beispiel habe man bei Pilotprojekten im Tiroler Oberland damit sehr gute Erfahrungen: "Dort gab es heuer noch keine Risse, obwohl mehrere Wölfe in der Gegend nachgewiesen worden sind.". Der Herdenschutz wird vom Land Tirol auch finanziell gefördert, es sind sechs Hirten sowie neun Hütehunde im Einsatz. Sie betreuen 1.400 Schafe. Die Tiere werden Nacht für Nacht in wolfsicher eingezäunte Übernachtungsplätze geführt und Tag für Tag zu Futterstellen geleitet. Dies sei auch für die Artenvielfalt in der Region von Vorteil, denn dadurch wird im Gegensatz zur "freien Weideführung" Über- und Unterweidung bestimmter Flächen vermieden, hieß es. Zusätzlich habe sich die Gesundheit der Schafe verbessert, weil Krankheiten wie "Moderhinke" und "Gamsblindheit" schneller erkannt und unter Kontrolle gebracht wurden.
"Grenzwertig" seien die Bedingungen für Hirten
"Grenzwertig" seien lediglich die Bedingungen für die Hirten und Hirtinnen, stellte der WWF-Experte fest. Teils hätten diese ungenügende sanitäre Einrichtungen in den Hütten, kein Fließwasser und kaum Licht und Rückzugsräume.
(APA/Red)
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