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Wochenende mit Gleichaltrigen verbracht

Natascha Kampusch hat das Wochenende zwar von der Öffentlichkeit abgeschirmt, aber keineswegs alleine verbracht. Sie tat, was junge Frauen eben gerne tun: Sie hielt ein Schwätzchen.

Wie die Wiener Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits am Sonntag im Gespräch mit der APA bekannt gab, war die junge Frau von Gleichaltrigen umgeben, mit denen sich Natascha angeregt unterhalten haben soll. Sie habe es genossen, mit jungen Menschen in Kontakt zu treten. „Sie ist gut drauf“, sagte Pinterits.

Währenddessen dauerten die polizeilichen Untersuchungen im Haus des Entführers Wolfgang Priklopil in Strasshof an. Wie Generalmajor Gerhard Lang vom Bundeskriminalamt (BK) erläuterte, gestaltet sich die Spurensuche alles andere als einfach: „Es ist ein Riesenproblem, dass nur einer, maximal zwei Kollegen in dem Raum arbeiten können, in dem Natascha festgehalten worden ist.“

Um überhaupt in den Raum zu gelangen, gilt es einen engen, schlauchartigen Zugang zu überwinden. Das erschwert es, größere technische Geräte in das Zimmer zu schaffen, die für die Arbeit der Polizei dringend benötigt werden.

Erste Ergebnisse wollen die Ermittler jedenfalls am Montag dem Untersuchungsrichter vorlegen. In Wolfgang Priklopils Haus sind unter anderem Videos und Bücher sichergestellt worden, war zu erfahren. Es handle sich dabei um Jugend- und „Lehrbücher“, mit denen sich Natascha beispielsweise das Stricken beigebracht hat. „Wir werden uns jetzt jede Sequenz der Videos anschauen“, auch die Bücher werde man genau analysieren, sagte Lang.

Außerdem wurden schriftliche Aufzeichnungen – Notizen auf Spickzetteln, in Heften, auf A4- und A5-Bögen sowie Einkaufszettel – entdeckt. Man wolle nun klären, „wer das geschrieben hat“, sagte Lang. Erst dann werde man die Notizen inhaltlich auswerten. Ein Tagebuch von Natascha sei nicht gefunden worden.

Natascha Kampusch wird die Nacht auf Montag noch an jenem Ort verbringen, an dem sie sich seit Freitagabend aufgehalten hat. Was danach geschieht, „ist allein ihre Entscheidung“, betonte Lang. Medizinische Untersuchungen hätten ergeben, dass die junge Frau „voll handlungsfähig“ sei. „Es gibt daher keine Grundlage, sie festzuhalten. Sie kann sämtliche Entscheidungen selber treffen“, erklärte Lang.

In diesen Prozess will auch das psychologische Betreuungsteam, das sich um die junge Frau kümmert, nicht eingreifen. Man werde Natascha „beraten“ und sich mit ihr besprechen, ihr aber „keine Strategie“ vorgeben, sagte Pinterits, bevor sie sich am Sonntagnachmittag neuerlich mit der 18-Jährigen traf. Dem Vernehmen nach soll eine Wohnung bzw. betreute WG bereit stehen, in die Natascha Kampusch theoretisch einziehen könnte.

Generalmajor Lang versicherte, die Befragung Nataschas zu ihrer achteinhalbjährigen Gefangenschaft werde erst dann fortgesetzt, „wenn sie es wünscht.“ Das müsse nicht notwendigerweise bereits am Montag geschehen: „Es hängt davon ab, wann sie einvernahmebereit ist.“

Die sterblichen Überreste ihres Entführers, der nach Nataschas Flucht am vergangenen Mittwochabend Selbstmord verübt hat, befinden sich nach wie vor in der Gerichtsmedizin. Die Leiche wurde noch nicht freigegeben, womit derzeit nicht absehbar ist, wann Priklopil bestattet wird.

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