Dornbirn. Mit Spannung wird die Präsentation der neuen Ausgabe der „Dornbirner Schriften“ vor allem deshalb erwartet, weil sie wiederum zeigt, wie ergiebig die Beschäftigung mit lokaler Geschichte sein kann. Wenn auch seit Beginn (1914) des „Großen Krieges“, wie er von Zeitgenossen genannt wurde, mehr als hundert Jahre vergangen sind, ist die Rückschau auf örtliche Besonderheiten äußerst aufschlussreich:
Elke Tschann analysiert die herausfordernde Rolle der Frau im Ersten Weltkrieg am Beispiel der Stadt Dornbirn. Frauen waren nicht nur Mütter, Ehefrauen, Verlobte oder Schwestern. Sie trugen beinahe über Nacht die Hauptlast der Familienversorgung, waren billiger Arbeitskräfteersatz und hatten als Familienoberhaupt Entscheidungen zu treffen. Nach dem Krieg kämpften Witwen und Frauen von Kriegsgefangenen mit ihren Familien weiterhin ums Überleben. Später mussten viele Frauen ihre neuen Arbeitsbereiche wieder zugunsten der Männer räumen.
Werner Matt beschäftigt sich mit der visuellen Überlieferung und damit, wie, wo und warum Bilder vom Krieg gemacht und eingesetzt wurden. Kurz vor dem Beginn des Krieges hatte Kodak eine erste Pocketkamera auf den Markt gebracht. Diesen Knipser-Bildern stehen zwei Dornbirner Amateur-Fotografen, Dr. Franz Bertolini und Franz Beer, gegenüber, die jeweils eigene Bildwelten aus dem Krieg mitgebracht haben.
Thomas Albrich verfügt aus familiärer Quelle über die sehr umfangreiche Feldpost des Webermeisters Josef Albrich aus dem Hatlerdorf. Die Nachrichten des Landesschützen und späteren Kaiserjägers machen seinen Alltag ein Stück weit erlebbar, während das tägliche Leben in Dornbirn durch die vielen Anweisungen an seine Frau sichtbar wird.
Peter Tschernegg schildert ebenfalls anhand von Feldpostbelegen und Archivdokumenten das Schicksal des Apothekers Ladislaus Ruzicka, Inhaber der Adler-Drogerie am Marktplatz.
Philipp Wittwer hat die Erinnerung der Gastwirtin Ida Wehinger aus den Jahren 1914/15 ediert. Von ihr erfahren wir, wie es ist, immer auf das nächste Lebenszeichen des Sohnes zu warten, „aber großer Jammer ist dann, wo jede Nachricht ausbleibt“, bis im Jänner 1915 die Nachricht von seinem Tod eintrifft.
Grafiker Reinhold Luger hat aus fünf einzelnen Beiträgen einen einheitlichen Band gestaltet, Philipp Wittwer und Harald Rhomberg sorgten für die Bildrecherchen.
Stadtarchiv Dornbirn – „Dornbirner Schriften“ Band 48
Einladung zur Präsentation am Donnerstag, 2. Juli 19.30 Uhr
(unter Einhaltung aller Schutzmaßnahmen)
Raiffeisenforum Friedrich Wilhelm, Rathausplatz, Dornbirn
Der Band wird von Bürgermeisterin Andrea Kaufmann an die Autorin und Autoren überreicht.
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