WKÖ-Gehaltserhöhung sorgt für Kritik und Lob
    Am Montag wurde von der "Presse" berichtet, dass die Gehälter der Angestellten der Wirtschaftskammer um 4,2 Prozent steigen sollen. Dies liegt somit klar über der Inflationsrate von 3,5 Prozent. In zahlreichen Branchen hingegen fallen die Lohnsteigerungen in diesem Jahr aufgrund der schwachen Konjunktur merklich unter die Inflation.
Kritik an WKÖ-Gehaltserhöhung von FPÖ, Neos, FPÖ und Industriellenvereinigung
Scharfe Kritik an der WKÖ-Gehaltserhöhung kommt nicht nur von der FPÖ und den NEOS, sondern auch von den Grünen und der Industriellenvereinigung (IV) Wien. FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch sprach in einer Aussendung von einem "Schlag ins Gesicht für jeden heimischen Unternehmer und Arbeitnehmer". Für NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos hat die Wirtschaftskammer "jegliches Maß und jede Bodenhaftung verloren". Die Kammer wirke, so Elisabeth Götze, Wirtschaftssprecherin der Grünen, eher wie ein Selbstbedienungsladen als eine Vertretung und Serviceorganisation der Unternehmen. Nach Ansicht von IV-Wien-Präsident Christian Pochtler ist die Entscheidung "angesichts der herausfordernden wirtschaftlichen Gesamtsituation, in der sich die heimischen Unternehmen derzeit befinden ... unsensibel und auch ein fatales Signal für alle folgenden Lohnverhandlungen und KV-Runden".
Lob für WKÖ-Gehaltserhöhung von der Gewerkschaft
Ungewohntes Lob bekommt die Wirtschaftskammer hingegen von vida-Chef Roman Hebenstreit: "Ich begrüße das Umdenken der Wirtschaftskammer und ihres Präsidenten ausdrücklich", sagte Hebenstreit in einer Aussendung. "Lohnzurückhaltung und Kaufkraftverlust können keine Lösung sein - das haben wir als Gewerkschaft immer gesagt. Wenn nun die Wirtschaftskammer für ihre eigenen Beschäftigten ein Plus von 4,2 Prozent vereinbart, ist das ein klares Bekenntnis, dass es ohne ordentliche Lohnsteigerungen keine wirtschaftliche Erholung gibt", brachte er sich schon für die KV-Verhandlungen im Handel in Stellung, die diese Woche beginnen.
WKÖ: Gehaltserhöhung orientiert sich an letztjährigen KV-Abschlüssen
Die Wirtschaftskammer selbst hört dieses Lob gar nicht gern und argumentiert, dass die diesjährige Gehaltserhöhung zeitverzögert erfolge und sich stark an den KV-Abschlüssen der Unternehmen im vergangenen Jahr orientiere, "um die Realitäten der Mitgliedsunternehmen bestmöglich abzubilden". Im Vorjahr hätten sich die KV-Abschlüsse im Bereich 5,4 Prozent bis 9,2 Prozent bewegt.
Die jährlichen Gehaltserhöhungen der WKÖ-Mitarbeiter würden im langjährigen Vergleich deutlich niedriger ausfallen als in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Dienst. So habe die "Faktorerhöhung" in der Wirtschaftskammer seit 2015 im Mittel 2,6 Prozent betragen - und sei damit nicht nur deutlich unter den KV-Erhöhungen etwa im Handel (3,1 Prozent) oder im öffentlichen Dienst (3,2 Prozent) gelegen, sondern auch unter der Teuerung (VPI: 3,1 Prozent). Die "Faktorerhöhung" ist nicht Ergebnis von Verhandlungen, sondern einer Formel, die Inflation sowie den Tariflohnindex berücksichtigt. Diese Berechnungsformel sei 2024 von allen Fraktionen im WKÖ-Präsidium einstimmig beschlossen worden, heißt es aus der WKÖ.
AK-Mitarbeiter bekommen zwischen 2,7 und 2,9 Prozent mehr
Zum Vergleich: Die Mitarbeiter der Arbeiterkammern bekommen zwischen 2,7 Prozent (alte Dienstverträge) und 2,9 Prozent (neue Dienstverträge), wobei die meisten Beschäftigten schon neue Dienstverträge haben. Als Basis für die Gehaltsverhandlungen zwischen den Betriebsräten und den Präsidien der neun Landesarbeitskammern dient die rollierende Inflation, heuer jene im April. Überzahlungen gibt es in der AK nicht, es gelten einheitliche "Schema-Bezüge".
Landwirtschaftskammern übernehmen Abschlüsse des öffentlichen Dienstes
Wieder anders läuft es in der Landwirtschaftskammer, wie LKÖ-Generalsekretär Ferdinand Lembacher der APA erklärte: Es würden auf Bundesebene und auch in den meisten Bundesländern 1:1 die Abschlüsse des öffentlichen Dienstes übernommen. In einzelnen Länderkammern sei das in den letzten Jahren auch anders gewesen - in diesen Fällen seien das aber stets Abweichungen nach unten gewesen.
(APA/Red)
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