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Wirtschaft braucht mehr Lkw-Fahrer und fordert Führerschein ab 17

Künftig könnten schon 17-Jährige hinter dem Steuer eines Lkw sitzen.
Künftig könnten schon 17-Jährige hinter dem Steuer eines Lkw sitzen. ©APA/AFP/FRANCOIS LO PRESTI
Eine Pensionierungswelle trifft auf LKW-Fahrer und junge kommen kaum mehr nach. Die Wirtschaft warnt vor einem Fahrermangel und wünscht sich einen "L17 für Lkw". Die Gewerkschaft ist skeptisch.

Zwei von drei Lkw-Fahrern im Inlandsverkehr sind älter als 50 Jahre - und nur jeder zehnte Trucker ist unter 30 Jahre. Das lässt in der Wirtschaft die Alarmglocken läuten, denn in den nächsten Jahren würden 15.000 neue Lenker benötigt. Nun soll eine Art "L17 für Lkw" Abhilfe schaffen. Damit sollen Lehrlinge künftig schon mit 17 Jahren Lastkraftwagen über 3,5 Tonnen Gesamtgewicht fahren dürfen.

Lehre zum Lkw-Lenker

Derzeit dauert die Lehre zum Lkw-Lenker drei Jahre und kann mit 15 begonnen werden. Geht es nach Alexander Klacska, Obmann der WKÖ-Sparte Transport, dann soll auf eine zweijährige Lehre, beginnend mit 16 Jahren, umgestellt werden. Im ersten Lehrjahr soll dabei ein erfahrener Lkw-Fahrer dem Lehrling bei seinen Fahrstunden zur Seite stehen.

Weiters will die Wirtschaft verstärkt niedrig qualifizierte Menschen zum Trucker ausbilden, hier gibt es bereits Kooperationen mit dem AMS. Wobei die Lkw-Betreiber offensichtlich wenig Vertrauen in das Arbeitsmarktservice haben: Nur jede zweite offene Stelle wird beim AMS gemeldet, geht aus einer Umfrage der Transportwirtschaft hervor. Bei den Fahrern von Entsorgungsbetrieben wird überhaupt nur jede vierte unbesetzte Stelle bekannt gegeben.

Mehr Frauen sollen Lkw fahren

Und auch Frauen sollen hinters Lenkrad gelockt werden - unter anderem mit Vollzeitstellen. Dass diese dann tagelang in der Fahrerkabine arbeiten und schlafen müssen, sei jedenfalls nicht der Fall, betonte heute Klacska vor Journalisten. Im Schnitt würden die Fahrten im Umkreis von 50 Kilometer des Firmenstandortes stattfinden. "Wir garantieren ein geregeltes Privatleben", versichert Klacska.

Und ein moderner Lkw sei auch ein Hightech-Fahrzeug - und nicht mehr der Lkw mit unsynchronisiertem Getriebe, wie er ihn als Student zur Bierauslieferung gefahren ist, so Sigi Menz ,Industrie-Obmann in der Wirtschaftskammer und Chef des Wiener Bierbrauers Ottakringer heute an der Seite von Klacska.

Gewerkschaft vida ist skeptisch

Bei den Jungen ist die Botschaft noch nicht angekommen. Heuer ging die Zahl der ausgestellten Führerscheine bei Lkw ohne Anhängern von 7.620 auf 5.023 zurück, bei den Brummis mit Hänger von 7.011 auf 4.470.

Karl Delfs, Fachbereichssekretär Straße in der Gewerkschaft vida, hält jedenfalls nichts davon schon 16-Jährige ans Steuer eines 40-Tonnen-Lkw zu lassen. "Das löst den Fahrermangel nicht - die jungen Menschen merken schnell, dass die Arbeitsbedingungen im Lkw-Bereich nicht familien- und freizeitfreundlich sind und zu einer finanziell angespannten Lebenslage führen", sagte er zur APA.

Mehr Lohn für Lkw-Fahrer gefordert

Er wünscht sich eine Änderung beim Entlohnungssystem, das stark auf Zulagen zugeschnitten sei. Besser wäre ein wesentlich höheres Grundgehalt. "Hier wäre eine Erhöhung um zumindest 20 Prozent ein Signal", so Delfs. Derzeit liegt der Mindestlohn - je nach Fahrzeugkategorie - bei rund 1.600 Euro brutto.

Wie auch Klacska kritisiert der Gewerkschafter dass Fahrten ausländischer Frächter im innerösterreichischen Zustellverkehr viel zu wenig kontrollier würden. "Österreich ist ein Eldorado für sozialkriminelle Unternehmer geworden, die sich in Südosteuropa angesiedelt haben", ärgert sich Delfs. Letztendlich gehe es hier um die Sicherheit alles Verkehrsteilnehmer.

(APA/red)

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