AA

Wirbel um Flüchtlingsdoku im Kinderkanal Kika

©hr/Kika von ARD und ZDF
Der Wirbel um eine Doku, welche im Kinderkanal Kika gesendet wurde, will nicht abreißen: Es geht um ein 16-jähriges deutsches Mädchen, das erzählt, wie ihr syrischer Freund ihr Leben veränderte.

“Es ist die Geschichte von einem Jungen aus Syrien, der sich unsterblich in eine Prinzessin verliebt. Seit 14 Monaten sind Malvina und Diaa nun ein Paar. Doch manchmal ist das gar nicht so einfach, wenn ein deutsches Mädchen und ein arabischer Junge sich ineinander verlieben”: Mit diesen Worten kündigt der deutsche Kinderkanal (Kika) eine Folge von “Schau in meine Welt” an. Ausgestrahlt wurde die Folge unter dem Titel “Malvina, Diaa und die Liebe” zwar bereits am 17. November – doch nun sorgt sie für reichlich Wirbel.

Unmut in sozialen Netzwerken

In der Sendung geht es um die Liebesgeschichte zwischen dem deutschen Mädchen Malvina und Diaa, der aus dem syrischen Aleppo nach Deutschland geflüchtet ist. In den sozialen Medien entbrannten nach der Ausstrahlung viele Diskussionen. Inhalt der Kritik: Die Altersangaben zu Diaa könnten nicht stimmen. Und auch einige Aussagen Diaas stießen auf Unmut in sozialen Netzwerken.

Altersangaben korrigiert

Laut Kika ist Malvina 16 Jahre alt, die Sendung vermittelt den Eindruck, dass Diaa etwa gleich alt ist. Viele User fanden dies aber unglaubwürdig. Später hieß es auf der Website des Senders, Diaa sei 17. Am Montagabend korrigierte Kika dann das Alter von Diaa auf 19, wie “welt.de” berichtet. Wie “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt am Dienstagabend schreibt, soll Diaa sogar 20 Jahre alt sein. “Huch, plötzlich ist Diaa aus Syrien volljährig. Das ging aber fix. ‚Aktualisierung‘ heißt diese Blitzalterung bei Kika”, so Reichelt, der die Debatte losgetreten hatte.

Kritik an Aussagen

Weiters werden einige Aussagen Diaas kritisiert. Insbesondere, da sich die Sendung an ein Zielpublikum von Kindern im Alter von zehn bis 13 Jahre richte, und eine Einordnung fehle. So berichtet Malvina etwa, dass sie keine kurzen Sachen anziehen dürfe. Diaa: “Ich kann so etwas nicht akzeptieren, dass meine Frau so aussieht. Das ist total schwierig für arabische Männer.“ Malvina: “Ich habe das Problem mit ihm, dass ich oft in eine Richtung gelenkt werde, in die ich gar nicht kommen möchte. Ich darf keine kurzen Sachen anziehen, immer nur lange Sachen. Das heißt: Kleider dürfen nur bis zum Knie gehen. Und das war’s – und nicht kürzer”.

Diaa möchte auch, dass Malvina ein Kopftuch trägt. Er würde sich auch wünschen, dass sie zum Islam konvertiert. Doch das will Malvina nicht: “Ich bin eine Christin. Und eine Emanze”, sagt sie. Außerdem passe das Kopftuch nicht zu ihr. Sie frage sich, ob das gerade der Anfang sei, und was danach komme.

Malvina hat Diaa zuliebe auch aufgehört, Schweinefleisch zu essen: “Er sagte, dass das Fleisch nicht so gut wäre. Und dann hab ich auch aufgehört das zu essen. Das hab’ ich ihm zuliebe gemacht – und das stört mich nicht so unbedingt.“ Auch dass Malvina ihren Schulfreund Pascal umarmt, stört Diaa. “Sie gehört mir und ich gehöre ihr. So ist die Regel bei mir”, sagt er dazu. Diaa erklärt seine Ansichten: “Ich bin in einer islamisch-arabischen Kultur aufgewachsen. Ich glaube an meine Kultur und meine Religion”. Und weiter: “Die Religion gibt dir Regeln. Ohne diese Religion hast du keine Regeln und ohne Regeln hast du kein Leben.”

Auf Kinderkanal deplaziert?

An Sätzen wie diesen stören sich die Kritiker. “Ich darf nichts Kurzes anziehen‘ – was soll diese Kika-Doku meinen Kindern sagen?“ oder “Malvina darf im GEZ-Kinderkanal kleinen deutschen Kindern erzählen, dass ihr syrischer Freund ihr nicht erlaubt, kurze Röcke oder Hotpants zu tragen!”, lauten zwei Twitter-Beispiele.

Auch aus der Medienbranche regt sich Kritik: “Ich finde eine solche Doku generell ok und interessant. Aber ich frage mich als Filmemacherin schon, warum wird die ausgerechnet im Kinderkanal Kika gesendet? Wen wollten die Verantwortlichen damit erreichen? Was wollten sie erreichen?”, wird RTL-Reporterin Silke Bunners von “welt.de” zitiert.

Diplom-Psychologin Anke Precht, Autorin von “Einschlafzauber” sagt zur “Bild”: “Aus meiner Sicht kann man den Film 12, 13 oder 14-jährigen Kindern in der Schule zeigen, anschließend mit ihnen diskutieren. Für kleinere Kinder ist er absolut ungeeignet und pädagogisch äußerst fragwürdig.”

Kika rechtfertigt sich

Kika hat sich inzwischen mit einer Stellungnahme zu Wort gemeldet. Man sei der Frage nachgegangen, wo Zusammenleben funktioniere und wo nicht, und wo es aus Sicht der Kinder Probleme, Hoffnungen und Ängste gibt. Man entschuldige sich aber für das falsche Alter: “Im Film wird über Malvinas Alter (zum Zeitpunkt des Drehs 16 Jahre) gesprochen, nicht aber über Diaas. Recherche und Drehbeginn für die Dokumentation lagen am Beginn 2017. Diaa war zu der Zeit 19 Jahre alt. Als er und Malvina sich kennen lernten, war er 17 Jahre alt. Dass dieses Alter dann in Bildunterschriften auftauchte, ist irreführend, wir haben das mittlerweile korrigiert”. Die Beziehung würde weiters weder idealisiert noch als unmöglich dargestellt.

Im Video: “Malvina, Diaa und die Liebe” – gekürzte Fassung

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Technik News
  • Wirbel um Flüchtlingsdoku im Kinderkanal Kika