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"Wir wollen Sicherheit"

Wenige trifft die Pandemie so hart wie die, deren Zukunft noch völlig ungewiss ist. MaturantInnen des BG Dornbirn machen ihrem Ärger deshalb in einem Offenen Brief Luft – und greifen die Regierung hart an.

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Von Anja Förtsch / WANN & WO

„Eigentlich bin ich zum Mathe lernen hergekommen. Aber die Arbeit wurde ja jetzt abgesagt.“ – „Abgesagt? Ich dachte, sie sei nur verschoben.“ – „Achso? Hm, ich weiß auch nicht ...“ Die Schulhofgespräche zwischen den MaturantInnen am Bundesgymnasium Dornbirn sprechen Bände: Welle, Lockdown, Schulschließung ja, Schulschließung nein, Verschiebung oder Absage? „Niemand kennt sich mehr aus“, klagt Julius. Und seine MitschülerInnen stimmen ihm zu. „Die Schule selbst tut, was sie kann. Auch unsere Lehrer-Innen versuchen seit Beginn der Pandemie alles, um uns trotzdem bestmöglich zu unterrichten. Ihnen kann man wirklich keinen Vorwurf machen,“, sagt Elias. Den machen die SchülerInnen der achten Klasse am BG Dornbirn aber der Bundesregierung. Und das in einem eigens dafür verfassten und verbreiteten Brief.

Sorge um die Zukunft

Der Tenor: Es brauche fixe Strategien und Richtlinien, statt kurzfristigen, situativen Entscheidungen. „Denn es wird langsam immer knapper bis zur Matura. Und alles, was jetzt ungewiss ist und vielleicht hinten runterfällt, fällt uns irgendwann auf die Füße“, bekräftigt Klara. „Zwei Jahre unserer Jugend hat uns die Pandemie schon genommen“, sagt Vedat. „Wir wollen immerhin Sicherheit für unsere Zukunft nach der Schule.“

„Politik soll endlich  Fahrplan vorlegen“

„Ich wünsche mir, dass es von Seiten der Politik endlich eine gerade Linie und fixe Bestimmungen in Sachen Schule gibt. Dieses ganze ‚ihr könnt, wenn ihr wollt, aber ihr müsst nicht‘ bringt doch nur Durcheinander. Es braucht endlich einen genauen Fahrplan, der klar und deutlich ist, nicht so wie die aktuelle Verordnung.“ Elias, 17, Altach

„Warum hat scheinbar niemand vorausgeplant?“

„Wir sind in der vierten Welle, nicht in der ersten – und trotzdem hat man den Eindruck, als hätte in der Politik niemand auch nur ansatzweise gewusst, was da kommt. Zwei Jahre dauert die Pandemie schon. Warum hat in der Zeit niemand eine vernünftige Strategie für die Schulen ausgehandelt? Wieso hangeln wir uns, was die Anweisungen betrifft, noch immer von Woche zu Woche?“ Klara, 17, Altach

„Wir werden zu Unrecht zum Sündenbock gemacht“

„Die Politik soll endlich Rücksicht auf uns Jugendliche nehmen und unsere Probleme ernstnehmen. Wir werden oft als unvernünftige, dauerfeiernde Ansteckungsherde dargestellt und zum Sündenbock gemacht, obwohl das nicht stimmt. Es ist unheimlich anstrengend, sich andauernd dagegen verteidigen zu müssen.“ Julian, 18, Dornbirn

„Wir müssen schneller von Entschlüssen erfahren“

„Die Kommunikation zwischen Bund, Ländern und Schulen muss besser werden. Wenn Entscheidungen getroffen werden, die uns betreffen, sollten wir SchülerInnen das rechtzeitig erfahren. Und nicht erst einen Tag vor der Umsetzung von unseren LehrerInnen, die es selbst genau so spät erfahren.“ Julius, 18, Dornbirn

„Wir werden einfach uns selbst überlassen“

„Schon seit Beginn der Pandemie wird den SchülerInnen viel zu viel aufgelastet. Sie werden in vielen Teilen sich selbst überlassen und dabei wird von ihnen noch Leistung erwartet. Wie sollen Menschen, die noch nicht einmal volljährig sind, mit so viel Verantwortung umgehen können? Ich erwarte da mehr Verständnis und auch Transparenz, statt einfach vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.“ Vedat, 18, Dornbirn

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