"Wir vermissen unseren Spar" – Weidach immer noch ohne Nahversorger
Es war lange die verlässliche und vor allem nahe Anlaufstelle für die Weidacher, um schnell Eier, Butter oder Milch einzukaufen. Beim Lokalaugenschein in der Landstraße in Bregenz wirkt das Gebäude verlassen. Die Fenster sind abgeklebt, die roten "Spar"-Buchstaben fehlen.
Für sie war es mehr als nur ein Geschäft
Bereits seit August müssen die Weidacher auf ihren Supermarkt verzichten. Dieser hat bereits seit Sommer geschlossen, wie VOL.AT berichtete. Für sie war es mehr als nur ein Geschäft – nämlich ein Treffpunkt.
Die Anrainer sprechen über ihren fehlenden Spar:
In den Köpfen der Bregenzer ist der Supermarkt deswegen immer noch sehr präsent. Das zeigen auch neue anonyme weiße und neongrüne Zettel, die am schwarzen Brett an den Scheiben kleben. "Wir vermissen unser Spar Weidach" und "Wir wollen unser Spar Weidach zurück", steht in Handschrift draufgekritzelt. Der Verfasser gibt sich selbst dabei nicht preis. Wer die Zettel dort angebracht hat, ist VOL.AT nicht bekannt. Doch der Unbekannte ist nicht alleine mit seiner Meinung.
Bei Gesprächen mit den Anrainern zeigt sich ein deutliches Bild: Die Weidacher vermissen ihren Nahversorger. Die älteren Bregenzer trifft es besonders hart – vor allem die ohne Auto.
Das bestätigt die Obfrau des Vereins "d’Weidacher", welcher sich für ein lebenswertes Weidach einsetzt. Dass der Supermarkt geschlossen wurde, betreffe viele Menschen. "Wir haben in unserem Stadtteil relativ viele ältere Personen, die tun sich da schon sehr schwer", erzählt Christine Oberforcher, die bereits seit 36 Jahren in Weidach wohnt.
Die 78-Jährige zeigt Verständnis, dass aufgrund mehrerer Faktoren der Sparmarkt dort schließen musste. Sie spricht die vermehrten Baustellen, erforderliche Investitionen ins Gebäude und fehlenden Umsatz aufgrund der weggefallenen Tabaklizenz an. Spar sei der Eigentümer der gesamten Immobilie, hieß es Anfang November von Seiten des Wirtschaftsservice auf VOL.AT-Anfrage: "Wir können hier keine Aussage machen, wie der aktuelle Planungsstand ist."
Doch Oberforcher kritisiert: "Wir verstehen zwar die Hintergründe, warum das nicht mehr geht, aber was wir nicht verstehen, ist, dass die Sparzentrale nicht bereit ist, etwas zu investieren." Gleichzeitig müsse sie in der Zeitung von Investitionen von viel Geld in eine Sparfiliale in Dornbirn lesen.
VOL.AT trifft vor Ort eine 88-Jährige, die gerade am Weg zum nächstgelegenen Supermarkt ist. Sie wartet an der Bushaltestelle auf den Stadtbus, Auto hat sie keines. Und der Weg zum Eurospar geht aufwärts – das schafft sie zu Fuß nicht mehr, erzählt Erna Bilgeri VOL.AT.
"Über 50 Jahre hier einkaufen gegangen"
"Ich bin 88 und der Sparmarkt fehlt mir. Ich muss jetzt immer weite Wege machen, ohne Auto", sagt eine Bewohnerin, die jahrzehntelang hier einkaufte. Und das sind viele Jahre: "Seit ich hier wohne, sind über 50 Jahre, bin ich da immer einkaufen gegangen."
An derselben Bushaltestelle wartet Jodok Kaufmann, der sich bereits vor der Schließung gegen das Ende des Nahversorgers stark gemacht hat. "Ich höre viel, dass man es vermisst hier in der Gegend, speziell die älteren Leute vermissen es", erzählt er.
Ort der Begegnung fehlt
Kaufmann selbst vermisst den Nahversorger auch, wie er mehrmals betont. Dabei geht es ihm nicht nur um das Geschäft selbst, sondern auch um das Familiäre, den Treffpunkt dort. "Man hat immer eine nette Bedienung gehabt, man hat einen beim Namen gekannt", erinnert er sich zurück.
Das nette Personal geht auch Anrainerin Denisa Lese ab, die von ihrem Balkon direkt auf das leere Geschäft sieht. Die 20-Jährige erhofft sich, dass das Gebäude zukünftig wieder ein Lebensmittelgeschäft beheimaten wird.
Café oder Bäckerei wären eine Lösung
Ob Lebensmittelgeschäft, Café oder Bäckerei mit wenigen Lebensmitteln – Oberforcher wäre für verschiedene Lösungen offen. Sie hat sich bereits mit Bäckereiketten und Cafés unterhalten – denen fehle aber das geeignete Personal für einen weiteren Standort. Auch schwirrt ihr die Idee von mit Lebensmitteln gefüllten Kühlschränken durch den Kopf. Doch es stehe und falle alles mit der Investition in die Lokalität, betont die Bregenzerin.
(VOL.AT)
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