„Wir verlieren unsere Kinder“

Dornbirn „Wissen Sie, was Ihr Kind auf seinem Smartphone sieht?“, begann Silke Müller ihren Vortrag vor ausverkauftem Publikum in der Inatura in Dornbirn. Während die Eltern und anwesenden Pädagogen darüber begannen nachzudenken, demonstrierte Müller eindrücklich, was auf den verschiedenen Netzwerkplattformen aktuell kursiert. „Unsere Kinder und ihre Sprache verrohen im Internet zusehends. Sie sind ständig gewaltvollen Bildern, Videos und Kommentaren ausgesetzt“, so Müller. „Das macht was mit den Kindern“, so die Expertin. Sie appelliert an Eltern, Pädagogen und die gesamte Gesellschaft, Kinder aufzuklären, ihnen zuzuhören und sie über die Gefahren bestmöglich aufzuklären. Denn jedes Kind wird irgendwann grenzwürdige Videos sehen, entweder bei sich am Handy oder bei Freunden. Die Aufgabe der Erwachsenen ist es, die Kinder nicht nur vor realen, sondern auch vor virtuellen Gefahren zu schützen.
Aufmerksames Publikum
Das Interesse am Vortrag der deutschen Referentin Silke Müller war groß. Am Montag- und Dienstagabend verfolgten jeweils rund 230 Eltern und Pädagogen den Vortrag der deutschen Schulleiterin und ersten Digitalbotschafterin. „Die Kinder werden überschüttet mit Videos von Tierquälereien, Kriegsverbrechen und sexueller Gewalt, die sie dann in den Klassenchats verbreiten.“ Ein Beispiel nach dem anderen folgte aus der Praxis, teilweise von ihren Schülern an einer niedersächsischen Schule. „Das sitzt, was sie uns heute erzählt hat. Ich muss das zuerst einmal sacken lassen“, sagte ein Vater.
Smartphone an kein Volksschulkind
Kinder und Jugendliche halten sich nicht nur in Gruppenchats mit realen Freunden auf. „Die sozialen Netzwerke sind eine Katastrophe für Kinder und Jugendliche“, so Müller. „Kinder können nicht wie wir bei verstörenden Bildern wegsehen. Das lernen sie erst mit 14 oder 15 Jahren. Davor schauen sie gebannt alles an, was das Netz ihnen vorschlägt“, so Müller. Sie rät, das Smartphone so spät als möglich den Jugendlichen zu geben. Denn nicht die Bildschirmzeit ist problematisch, es sind die Inhalte, die verschickt werden.
Handy aus dem Zimmer
Sie rät allen Eltern unter anderem, die Handys am Abend aus den Kinderzimmern zu nehmen. Viele würden ewig hin und her chatten und versuchen ständig erreichbar zu sein. Die Handys wegzusperren oder den Kindern mit Verboten zu drohen, hilft nichts. „Wir sind in einer digitalen Zeit angekommen. Auch wir Erwachsenen halten uns im Internet auf und verrichten unsere Arbeit damit. Deshalb müssen wir hinsehen und unsere Kinder darauf vorbereiten“, so Müller. Eltern aber auch Pädagogen müssen sie dahingehend begleiten und unterstützen. Denn dieses Problem liegt nicht ausschließlich in der Verantwortung der Eltern. „Auch die Pädagogen haben einen Auftrag und müssen den Kindern neben all den Vorteilen, die das digitale Zeitalter bringt, einen richtigen Umgang mit den Geräten beibringen,“ ist sie sich sicher. Denn im realen Leben versuchen die Eltern ihre Kinder vor allen möglichen Gefahren zu schützen. Das muss auch im Internet geschehen. Denn dort sind sie ganz anderen Gefahren ausgesetzt. Silke Müller hat dazu ein Buch mit dem Titel „Wir verlieren unsere Kinder“ geschrieben, das innerhalb kürzester Zeit zum Spiegel-Bestseller gekürt wurde. bvs
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