Seit Anfang September ist Uta Bachmann offiziell als neue Landespolizeidirektorin im Dienst. Die langjährige Leiterin des Landesamtes für Verfassungs- und Staatsschutz hatte sich im Auswahlverfahren durchgesetzt. Im Gespräch mit VOL.AT erzählt Bachmann wie gut sie sich bereits in der neuen Funktion eingelebt hat, was ihre Pläne sind und welche Herausforderungen moderne Polizeiarbeit mit sich bringen.
VOL.AT: Frau Bachmann, Sie sind nun seit einigen Tagen im Amt. Wie waren diese ersten Tage für Sie?
Uta Bachmann: Die ersten Tage waren natürlich sehr aufregend. Ich bin nun seit über 25 Jahren bei der Polizei, aber jeder Job ist anders, und insbesondere in dieser Position ist alles neu. Obwohl ich viel polizeiliche Erfahrung habe, ist die Verantwortung und das Umfeld hier etwas ganz anderes. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, aber ich freue mich auf die kommenden Wochen, Monate und Jahre.
VOL.AT: Sie waren zuvor Leiterin des Landesamts für Staatsschutz und Terrorismusbekämpfung. Jetzt sind Sie in einer strategischeren Rolle. Wie ist dieser Wechsel für Sie?
Bachmann: Es ist ein großer Schritt. Früher war ich sehr stark operativ tätig, nun bewege ich mich mehr auf der strategischen Ebene. Die Herausforderung besteht darin, einen Schritt von der operativen Arbeit zurückzutreten und mehr die Gesamtstrategie der Polizei im Blick zu haben. Momentan geht es noch um das Einfinden in die neue Rolle, aber ich bin froh, ein großartiges Team an meiner Seite zu haben.

VOL.AT: Gibt es bestimmte Themen, die Ihnen besonders am Herzen liegen und die Sie in Ihrer neuen Funktion angehen möchten?
Bachmann: Ja, natürlich. Als Abteilungsleiterin hatte ich bereits einige Ideen und Vorstellungen, wie man bestimmte Dinge verbessern könnte. Jetzt habe ich die Möglichkeit, diese auch umzusetzen. Es gibt viele Bedürfnisse innerhalb der Landespolizeidirektion, und mein Ziel ist es, so viele davon wie möglich zu erfüllen – immer mit dem Fokus darauf, dass die Polizei reibungslos funktioniert und wir erfolgreich bleiben.
VOL.AT: Wie zukunftsfit ist die Vorarlberger Polizei, gerade im Hinblick auf die zunehmende Digitalisierung und technologische Veränderungen?
Bachmann: Die Welt verändert sich sehr schnell, und es ist unsere Aufgabe, als Polizei mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten. Wir dürfen den technologischen Fortschritt nicht verschlafen. Vorarlberg ist bereits gut ausgestattet, was Technik angeht. Zum Beispiel sind unsere Beamtinnen mit digitalen Tools wie Smartphones ausgestattet, um schneller und effizienter zu arbeiten. Auch die Bekämpfung der Cyberkriminalität ist ein wichtiger Bereich, den wir weiter ausbauen müssen. Künstliche Intelligenz wird in Zukunft eine größere Rolle spielen, sowohl bei der Verbrechensbekämpfung als auch bei der Erleichterung der Arbeit unserer Beamtinnen und Beamten.

VOL.AT: Ein großes Thema ist das Personal – sowohl die Nachwuchsgewinnung als auch der Umgang mit Pensionierungen und freiwilligen Abgängen. Wie wollen Sie dieses Thema angehen?
Bachmann: Personal ist ein zentrales Thema. Wir können nicht alles durch Technologie ersetzen – wir brauchen die Human Power dahinter. Es wurden bereits Initiativen gestartet, um den Polizeiberuf attraktiver zu machen, etwa durch verbesserte Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Wir müssen weiterhin alles tun, um genügend Personal zu gewinnen und zu halten. Es gibt Herausforderungen durch Pensionierungen, aber auch viele Kolleginnen und Kollegen, die zu uns zurückkommen, weil sie den Beruf als spannend und attraktiv empfinden.
VOL.AT: Bürokratieabbau ist ein weiteres wichtiges Thema. Gibt es konkrete Pläne, die administrativen Aufgaben innerhalb der Polizei zu reduzieren, um mehr Polizisten auf die Straße zu bringen?
Bachmann: Leider ist es nicht möglich, die Bürokratie komplett abzubauen, da unsere Arbeit die Grundlage für viele andere Behörden wie Gerichte und Staatsanwaltschaften bildet. Aber wir arbeiten daran, die Abläufe zu vereinfachen und zu beschleunigen. Zum Beispiel haben wir Projekte gestartet, bei denen Vertragsbedienstete auf den Polizeiinspektionen administrative Aufgaben übernehmen, damit unsere Beamten sich mehr auf die polizeiliche Arbeit konzentrieren können.

VOL.AT: Die Spezialisierung innerhalb der Polizei hat in den letzten Jahren zugenommen. Wird das weiter zunehmen?
Bachmann: Ja, definitiv. Die Anforderungen an unsere Arbeit sind vielfältig, und in bestimmten Bereichen brauchen wir Spezialisten. Ein gutes Beispiel ist die Cyberkriminalität – hier braucht es Spezialwissen. Deshalb setzen wir auf spezielle Ausbildungsprogramme, etwa mit einem Cybercrime-Training-Center, um unsere Kolleginnen und Kollegen für diese neuen Herausforderungen fit zu machen.
VOL.AT: Vorarlberg liegt im Dreiländereck. Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit den Nachbarländern Schweiz, Deutschland und Liechtenstein?
Bachmann: Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist extrem wichtig. Kriminelle und Extremisten kennen keine Grenzen, und daher müssen auch wir als Polizei über Grenzen hinweg arbeiten. Wir haben sehr gute Kontakte zu den Polizeibehörden in Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein, und diese Zusammenarbeit wird weiter gestärkt. Regelmäßig gibt es gemeinsame Schwerpunktaktionen, und diese Kooperationen funktionieren hervorragend.

VOL.AT: Zum Abschluss – was macht die Vorarlberger Polizei im Vergleich zu anderen Bundesländern besonders?
Bachmann: Wir profitieren davon, dass Vorarlberg ein kleines Bundesland ist. Bei uns kennt fast jeder jeden, und das erleichtert die Zusammenarbeit enorm. Diese enge Vernetzung mit anderen Behörden ist eine unserer größten Stärken. Zudem sind wir sehr innovativ und probieren gerne neue Ansätze aus, um unsere Arbeit stetig zu verbessern.
VOL.AT: Und wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?
Bachmann: Wir müssen nicht immer alles selbst erfinden. Es gibt viele gute Ansätze in anderen Bundesländern, von denen wir lernen können. Mein Ziel ist es, sinnvolle Neuerungen aufzugreifen und in Vorarlberg umzusetzen.
(VOL.AT)
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