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Winterwetter - So viel Schnee wie nur alle 30 bis 100 Jahre

Vorerst ist keine Wetterbesserung in Sicht.
Vorerst ist keine Wetterbesserung in Sicht. ©Steurer
Die jüngsten Neuschneemengen haben mancherorts in Summe bereits sehr extreme Werte erreicht.
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So kamen in Hochfilzen in zehn Tagen 311 Zentimeter Neuschnee zusammen, in Bad Mitterndorf rund 280 Zentimeter. Diese Neuschneemengen kommen selbst im klassischen Nordstau oberhalb von etwa 800 Metern nur alle 30 bis 100 Jahre vor, erläuterte Alexander Radlherr von der ZAMG am Donnerstag.

“Das gilt vor allem für die Regionen vom Tiroler Unterland über Salzburg bis hin zur Dachstein- und Hochkarregion. Weiter im Westen und Süden sind die Schneemengen auch im Bergland deutlich geringer”, erläuterte der Experte der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in einer Aussendung.

Schneelast auf Häusern

Die höchsten Schneehöhen lagen nördlich des Alpenhauptkamms. Drei bis vier Meter dick war die Schneedecke am Freitag stellenweise auf den Bergen im Gebiet vom Arlberg über Hochkönig und Dachstein bis zum Hochkar. Durch die starke Windverfrachtung entstanden jedoch stellenweise extreme Unterschiede in der Schneehöhe. Es fanden sich laut ZAMG völlig abgeblasene Bergrücken genauso wie meterhohe Schneeverwehungen.

Die großen Schneemengen führten auch zu steigenden Schneelasten auf Häusern. “Bei normgerecht gebauten Gebäuden besteht aber noch keine Gefahr”, betonte Schneelast-Experte Michael Winkler von der ZAMG in Innsbruck. “In den schneereichen Regionen Österreichs sind zum Beispiel momentan 30 bis 40 Prozent der Normschneelasten erreicht. Bis Dienstag dürften es dann 50 bis 60 Prozent, vereinzelt bis 80 Prozent sein. Das ist so früh im Jahr sehr beachtlich.”

Keine Änderung in Sicht

Für die kommenden Tage war laut den Meteorologen noch keine nachhaltige Änderung der Schneesituation in Sicht. Am Donnerstag schneite es an der Nordseite der Alpen weiter. Am Freitag soll der Schneefall vorübergehend überall abklingen, am Abend ziehen aber die nächsten Schneewolken auf. Auch am Samstag schneit es in vielen Regionen, mit Schwerpunkt von Vorarlberg bis zum Mostviertel. Die Intensität sollte etwas geringer sein als in den vergangenen Tagen.

Am Sonntag wird der Schneefall laut ZAMG von Nordwesten her wieder stärker. Bis Montag sind an der Nordseite der Alpen in den Tälern verbreitet 20 Zentimeter Neuschnee zu erwarten, in mittleren Lagen um die 50 Zentimeter. Auf den Bergen kann es bei rund einem Meter auch deutlich mehr sein. Erste Anzeichen einer nachhaltigen Entspannung gibt es ab Dienstag, prognostizierten die Experten.

Schneemengen schwanken stark

“Die Schneemengen im Alpenraum schwanken von Jahr zu Jahr stark. Es ist daher schwierig, langfristige Trends herauszufiltern”, erläuterte Marc Olefs, Leiter der ZAMG-Abteilung für Klimaforschung, zu möglichen Zusammenhängen der aktuellen Situation mit dem Klimawandel. “In tiefen Lagen, unterhalb von etwa 1.500 Meter Seehöhe, sehen wir seit den 1960er-Jahren eine langfristige Abnahme der Schneemengen, die vor allem durch die Klimaerwärmung verursacht wird und mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahrzehnten anhält. In Lagen von 1.500 Meter bis ins Hochgebirge könnten die Schneemengen in Zukunft hingegen zunehmen, allerdings gibt es in den Klimamodellen große Unsicherheiten bei den Niederschlagsszenarien.”

Ein spannender Aspekt sei die Änderung der Dauer von Großwetterlagen. “Es gibt Anzeichen, dass Wetterlagen länger anhalten. Eine extreme Wetterlage, wie der Nordstau jetzt oder eine Hitzewelle im Sommer, hat somit größere Auswirkungen”, sagte Olefs. “Der Grund für den langsameren Wechsel von Großwetterlagen könnten Änderung der Temperaturunterschiede auf der Nordhalbkugel sein. Durch das Schmelzen des arktischen Eises ist der Nord-Süd-Temperaturunterschied geringer geworden. Das wirkt sich auf die Dynamik der Hoch- und Tiefdruckgebiete aus.” Einzelne Ereignisse wie die aktuelle Schneesituation in Alpen ließen sich jedoch mit dem aktuellen Wissen nicht direkt mit diesen Mechanismen begründen. Laut Olefs gibt es “noch viel Forschungsbedarf”.

(APA)

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