Wildcard-Debatte: Comeback von Marcel Hirscher sorgt für Wirbel

Dass die Wildcard im alpinen Ski-Weltcup ausgerechnet vor der Comeback-Saison von Allzeit-Größe Marcel Hirscher eingeführt wurde, hat in den vergangenen Tagen viel Staub aufgewirbelt. FIS-Renndirektor Markus Waldner verneinte im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung nun, dass die Regel extra für Hirscher gemacht worden sei. "Die Wildcard ist nicht nur für Hirscher da. Heute mag das so sein, aber morgen ist es ein anderer", sagte der Südtiroler.

FIS-Renndirektor: "Da wird wieder gestichelt!"
Die Initiative sei zudem von den Athletensprechern im Alpin-Bereich ausgegangen, betonte Waldner. "Die Athletensprecher Leif Kristian Nestvold-Haugen und Verena Stuffer sind nach dem Frühjahrs-Meeting zu mir gekommen und haben den Vorschlag mit der Wildcard gemacht. Das wurde einen Monat später beim Council-Meeting in Island diskutiert und beschlossen", erklärte er und fügte hinzu: "Da wird wieder gestichelt. Aber das war mangelnde Kommunikation, dabei wurde es beschlossen."
Ski-Stars kritisieren die Wildcard-Regelung für Hirscher
Der griechische Slalom-Vizeweltmeister AJ Ginnis reagierte im Gespräch mit dem Schweizer Newsportal "Blick" angeblich erzürnt auf diese Behauptung. "Wenn die FIS so etwas behauptet, ist das nicht die Wahrheit. Ich kenne keinen Rennfahrer, der von dieser Regeländerung gewusst hat", wird er von der Schweizer Nachrichtenseite zitiert. Und auch der Schweizer Slalom-Held Daniel Yule bekräftigt gegenüber "Blick" die Aussage von Ginnis: "Mit mir hat bezüglich dieser Wildcard niemand gesprochen. Und wenn man mich gefragt hätte, hätte ich eher Nein zu diesem Vorhaben gesagt." Die beiden sind aber nicht die einzigen Athleten, die sich gegenüber "Blick" äußern. "Für Marcel Hirscher wird jetzt eine Regel verändert, die definitiv nicht fair ist gegenüber einem jungen Athleten, der sich eine günstige Startnummer knallhart erarbeiten muss", sagt der Schweizer Ski-Star Justin Murisier im "Blick"-Gespräch. Ob die Wildcard-Regelung doch noch von der FIS gekippt wird, ist reine Spekulation. Die Reaktionen von Aktiven und Funktionären scheinen aber zu zeigen, dass man Marcel Hirscher bei seinem Comeback doch einiges zutraut. Hirscher selbst hat ja angekündigt, dass es ihm nicht um Punkte und Siege gehe, aber auch das wird man dem ehrgeizigen Salzburger nicht ganz abnehmen.
Hirscher-Comeback in Sölden
Wie Waldner jedoch bestätigte, steht einem Start Hirschers beim Weltcup-Auftakt in Sölden am 27. Oktober nichts mehr im Wege, da er alle Voraussetzungen für den Erhalt einer Wildcard erfüllt. "Der holländische Verband hat um eine Wildcard angesucht, Hirscher erfüllt alles für die neue Regel", wurde er zitiert.

Und was sagt Marcel Hirscher?
Trotz Wildcard-Möglichkeit will Marcel Hirscher an seinem geplanten Neuseeland-Trip festhalten. "Gute Idee, dass die FIS nun offenbar ein Wildcard-System einführen will, weil sich das auch in anderen Sportarten bewährt hat. Was mich und meinen Plan angeht, ändert die Ankündigung vorerst nichts: Ich fliege am 9. August nach Neuseeland, hoffe dort auf gute Test- und Trainingsbedingungen und möchte auch beim ein oder anderen FIS-Rennen in Coronet Peak mitfahren", erklärte Hirscher. Dort werde er sehen, so Hirscher auf APA-Anfrage, "wo ich nach fünf Jahren im Off überhaupt stehe".
- Marcel Hirscher und anderen Ski-Größen im Ruhestand wird es leichter gemacht, in den Weltcup zurückzukehren. Die im Juli 2024 aktualisierten Weltcup-Regeln für die nächste Saison enthalten nämlich die Möglichkeit von Wildcards, die Ex-Aktive erhalten können, die entweder den Gesamtweltcup, eine Disziplin-Kugel oder Gold bei Olympia oder einer WM gewonnen haben. Hirscher erfüllt sämtliche Kriterien und alle weiteren Bedingungen und könnte damit eine Wildcard beantragen.
- Um eine Wildcard zu erhalten, muss man seit mindestens zwei, jedoch nicht länger als zehn Jahren offiziell inaktiv sein und die FIS-Anti-Doping-Regeln sowie die Anforderungen der nationalen Anti-Doping-Agentur und der WADA erfüllen. Das betrifft vor allem die Rückkehr in den Testpool. Die Mindestplatzierung unter den ersten 150 der FIS-Punkteliste für Männer ist kein Kriterium.
- Laut FIS-Regelwerk wird der Athlet oder die Athletin mit einer Wildcard für maximal eine Saison als 31. in der jeweiligen Disziplin starten. Wenn Aktive mit 500 WCSL-Punkten beim betreffenden Event anwesend sind, starten die Wildcard-Inhaber hinter diesen.
(APA, VOL.AT)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.