Wifo und IHS rechnen in diesem Jahr mit Rezession

In diesem Jahr rechnen Wifo und IHS nun mit einer "milden Rezession" in Österreich.
Wifo und IHS erwarten heuer BIP-Rückgang
Erwartet wird für 2023 ein Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,8 bzw. 0,4 Prozent, bei der Sommerprognose war noch ein Wirtschaftswachstum von 0,3 bzw. 0,5 Prozent prognostiziert worden. Außerdem hoben IHS und Wifo die Inflationsprognose für heuer leicht auf 7,8 bzw. 7,7 Prozent an. Starke Zinssteigerungen, gedämpfte Kaufkraft und hohe Energiepreise sowie eine schwache internationale Konjunktur belasten die heimische Wirtschaftsentwicklung im laufenden Jahr.

2024 rechnen Wifo und IHS mit Aufschwung
Für 2024 erwarten das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und das Institut für Höhere Studien (IHS) aufgrund kräftiger Reallohnzuwächse und einer Belebung der Weltwirtschaft hierzulande ein reales Wirtschaftswachstum von 1,2 bzw. 0,9 Prozent. Im kommenden Jahr sollte die Inflationsrate laut aktueller Herbst-Prognose auf 4,0 bzw. 4,2 Prozent sinken.
SPÖ sieht nach Rezession "Bankrotterklärung" der ÖVP
SPÖ-Finanzsprecher Jan Krainer sieht in den heute präsentierten Konjunkturzahlen "eine Bankrotterklärung der ehemaligen Wirtschaftspartei ÖVP". "Wir haben einen Kanzler der gegen höhere Löhne statt höhere Preise kämpft", sagte er vor Journalisten. Österreich brauche einen "echten Mietpreisdeckel statt einen Schmähpreisdeckel". Es brauche ein Konjunkturprogramm für den Bau und eine Besteuerung der Übergewinne der Banken.
FPÖ sieht Wohlstandsvernichtung durch Regierung
Für FPÖ-Chef Herbert Kickl hat die Bundesregierung "unseren Wohlstand vernichtet". "Die Menschen leiden unter einer Rekordteuerung, und Schwarz-Grün macht keine Anstalten, an die Ursachen dieser Entwicklung zu gehen, die hauptsächlich im Wirtschaftskrieg mit Russland zu suchen sind", betonte Kickl. Er bezeichnete die Regierung als "Totengräber von Österreichs Wirtschaft". NEOS-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger meinte in einer Pressekonferenz es bedürfe kreativer Lösungen für die Lohnabschlüsse im Herbst - und einer Senkung der Lohnnebenkosten.
WKÖ fordert Anreize für Investitionen und Entlastungen
WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf forderte heute Investitionsanreize sowie Entlastungsschritte für die Betriebe und eine rasche Umsetzung des bereits im Dezember 2022 angekündigte Energiekostenzuschuss II. "Die Regierung darf jetzt keine Zeit mehr verlieren, die Zeit des politischen Taktierens muss jetzt endlich vorbei sein", meinte er und erhielt dabei Unterstützung durch die Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV): "So viele Unternehmen warten auf den Energiekostenzuschuss 2 als wichtigsten Beitrag der Regierung, um die Inflationsspirale zu stoppen. Aber er kommt nicht." Das industrienahe Institut EcoAustria sprach von einem "besorgniserregenden Blick auf die österreichische Wirtschaft".
Gewerkschaft sieht sich in Lohnforderungen bestätigt
Für die Gewerkschaften PRO-GE und GPA, die sich gerade in den Metaller-KV-Verhandlungen befinden, ist die heutige Prognose eine Bestätigung ihrer Lohnforderung von 11,6 Prozent mehr. "Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können sich mit ihrem Lohn und Gehalt um zehn Prozent weniger leisten. Durch die Teuerung arbeiten sie mittlerweile zwei Tage pro Monat gratis. Darum ist es wichtig, dass die bereits aufgelaufene Inflation im Nachhinein durch Kollektivvertragsverhandlungen abgegolten wird", so die Arbeitnehmervertreter.
Und ÖGB-Chef Wolfgang Katzian stellte fest: "Dringend notwendig sind also keine Zurufe an Gewerkschaften zur Lohnzurückhaltung, sondern Schritte, um die Wirtschaft zu beleben und die Inflation endlich zu dämpfen." Die Industriellenvereinigung sieht das naturgemäß anders und warnte vor einer "drohenden unverhältnismäßigen Lohnrunde". Unterstützung bekommt sie von Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: "Die Produktivität in der Industrie liegt bei minus 2,7 Prozent, das ist der schlechteste Wert seit Jahren und bedeutet übersetzt: Es gibt nichts mehr zu verteilen."
Österreichs Wirtschaft erholte sich von Corona-Krise
Österreichs Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren eine Achterbahnfahrt erlebt: Nach dem coronabedingten Einbruch des realen Wirtschaftswachstums im Jahr 2020 von minus 6,6 Prozent ging es 2021 mit plus 4,2 Prozent und 2022 mit plus 4,8 Prozent wieder steil nach oben. Im zweiten Halbjahr 2022 setzte dann ein internationaler Konjunktureinbruch ein, der auch Österreichs Volkswirtschaft erfasste.
Heimischer Arbeitsmarkt trotz Krisen stabil
Trotz der konjunkturellen Schwächephase erweist sich der österreichische Arbeitsmarkt als robust. Die Zahl der unselbstständig aktiv Beschäftigten soll sich laut Wifo/IHS-Prognose heuer um 1,0 (Wifo) bzw. 1,1 (IHS) Prozent und im kommenden Jahr um 0,5 Prozent erhöhen. Die Arbeitslosenrate soll von 6,3 Prozent (2022) auf 6,5 Prozent (2023) und dann auf 6,6 bzw. 6,8 Prozent (2024) steigen.
(APA/Red)
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