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Wiener Taxler stach Lebensgefährtin in Leopoldstadt nieder: Prozess beendet

Ein Wiener Taxifahrer stand unter Mordverdacht vor Gericht
Ein Wiener Taxifahrer stand unter Mordverdacht vor Gericht ©APA (Sujet)
Am Freitag ist im Wiener Straflandesgericht der Prozess gegen einen Taxler abgeschlossen worden, der seine Lebensgefährtin zunächst mit Fäusten und einem Küchenmesser attackiert und schwer verletzt haben soll.
Verfahren wurde vertagt
Elfjähriger stoppt Attacke
Mordversuch-Prozess in Wien

Die Anklage lautet auf versuchten Mord. Die Frau – so Staatsanwalt Markus Göschl – überlebte, weil der elfjährige Sohn des Paares bei dem Vorfall am 16. April 2015 dazwischen ging.

Zeugin: Streit bei Paar an der Tagesordnung

Es kam nicht zum ersten Mal vor, dass sich in der Wohnung in der Rustenschacherallee in Wien-Leopoldstadt gewalttätige Szenen abspielten. “Es hat ein paar Mal Streitereien gegeben”, berichtete eine Nachbarin heute dem Schwurgericht (Vorsitz: Georg Olschak). Der 57-Jährige sei “sehr eifersüchtig gewesen”. Als seine um 22 Jahre jüngere Freundin einmal ein Paket vom Otto Versand bekam, habe er sehr ungehalten reagiert, weil er sich dachte, es handle sich beim Absender um einen Fremden namens Otto.

Eifersucht sorgte wiederholt für Probleme

Der Taxifahrer soll seine Freundin an ihrem Arbeitsplatz kontrolliert, ständig angerufen, ihr Mobiltelefon auf ihm unbekannte Nummern durchstöbert und sogar ihre Unterwäsche auf verdächtige Spuren untersucht haben. Die letzte Auseinandersetzung entzündete sich laut Anklage an einer Kalendereintragung, die den 57-Jährigen stutzig werden ließ. Unter einem Datum hatte die Frau “Party” notiert. Daneben fand sich ein mit rotem Kugelschreiber hingemaltes Herzerl. Der 57-Jährige ging davon aus, dass dahinter nur ein anderer Mann stecken konnte, während die Frau – eine diplomierte Krankenschwester – dem Gericht versicherte, es habe sich um eine Geburtstagsfeier mit Arbeitskollegen gehandelt.

Elfjähriger rettete Mutter vor Vater

Im Zuge seiner Vorwürfe soll der Mann der 35-Jährigen einen Faustschlag gegen den Kopf versetzt haben. Laut Anklage ging der Sohn dazwischen und packte den Vater am Hals, worauf beide zu Sturz kamen. Die Frau lief in die Küche, der Mann folgte ihr, nachdem er sich aufgerappelt hatte, und soll ihr dann mit einem Küchenmesser drei Mal in den Kopf gestochen haben, wobei die 13 Zentimeter lange Klinge brach und teilweise im Schädelknochen stecken blieb.

Als der Elfjährige sah, wie sich der Vater über die Mutter beugte und weiter zustecken wollte, griff er nach einem Messer und stach dem 57-Jährigen in den Rücken. Danach flüchtete er aus der Wohnung und rettete sich in eine Nachbarwohnung. Dort kam auch die 35-Jährige unter, der es ebenfalls gelang, vom Tatort wegzukommen.

Auf Taxifahrer eingestochen

Das Beweisverfahren erbrachte allerdings neue Erkenntnisse, wie der Staatsanwalt einräumen musste. Demnach dürfte der Sohn seinen Vater mehr als ein Mal gestochen haben, denn der 57-Jährige wies insgesamt vier Wunden auf. Anhand des auffälligen Stichkanals legte der Gerichtsmediziner dar, dass zwei Verletzungen im Brustbereich des Mannes kaum von jemandem herrühren konnte, der hinter dem Mann stand. Für Verteidiger Rudolf Mayer stand daher fest, dass die Frau auf den Faustschlag hin zunächst selbst zu einem Messer gegriffen und dieses dem ihr gegenüber stehenden Mann in die Brust gerammt hatte. Der habe dann in Notwehr zugestochen, betonte Mayer in seinem Schlussplädoyer: “Ich darf mich so verteidigen, dass ich eine Angriff verlässlich abwehren kann.”

Diese Darstellung hatten sowohl die ehemalige Lebensgefährtin des Angeklagten als auch der Sohn als Zeugen unter Wahrheitspflicht bestritten. Mit dem Urteil war in den Nachmittagsstunden zu rechnen.

(apa/red)

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