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Wiener Linien präsentieren neues Sicherheitspaket für Öffi-Mitarbeiter

In der Wiener U-Bahn sind Überwachungskameras Standard - weitere Sicherheitsmaßnahmen sollen nun folgen
In der Wiener U-Bahn sind Überwachungskameras Standard - weitere Sicherheitsmaßnahmen sollen nun folgen ©Wiener Linien/Johannes Zinner
Das angekündigte neue Sicherheitspaket für Mitarbeiter der Wiener Linien ist am Mittwoch in der Bundeshauptstadt präsentiert worden - verbesserte Fahrerkabinen inklusive. Weiters wird es neue Alarm-Möglichkeiten geben und verbesserte Video-Überwachung geben.
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Eine Reihe von neuen Maßnahmen soll das Personal in den Öffis besser vor Übergriffen schützen. So werden etwa Fahrerkabinen in alten Straßenbahngarnituren verbessert, die Videoüberwachung ausgebaut und modernere Fahrzeuge eingesetzt. Die Details werden nun mit dem Betriebsrat verhandelt.

Gewalt-Vorfälle in den Öffis

In den vergangenen Monaten ist in Wien intensiv über das Thema Gewalt in öffentlichen Verkehrsmitteln diskutiert worden. Anlass dafür waren eine Reihe von gewaltsamen Attacken auf das Fahrpersonal. Zwar nehmen – wie die Wiener Linien versichern – Übergriffe statistisch gesehen sogar ab, dass einige massive Vorfälle zeitlich knapp hintereinander geschahen, sorgte dennoch für Schlagzeilen. Letztendlich demonstrierten auch die Personalvertreter ihren Unmut: Am 23. April wurden Betriebsversammlungen angesetzt, die kurzfristig lediglich einen Öffi-Notbetrieb erlaubten.

“Ausfälligkeiten und tätliche Übergriffe auf Mitarbeiter der Wiener Linien sind nicht zu akzeptieren”, erklärte heute auch die Wiener Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SPÖ). Gemeinsam mit den beiden Geschäftsführern der Wiener Linien, Alexandra Reinagl und Eduard Winter, präsentierte sie einige bereits beschlossene sowie fünf neue Maßnahmen.

Mehr Polizei in U-Bahn und Co.

In Umsetzung befindet sich etwa die Aufstockung der in den Öffis patrouillierenden Bereitschaftseinheiten der Polizei von 120 auf 150 Beamten. Auch das Deeskalationstraining wurde intensiviert.

Außerdem verfügen Fahrzeuge der Wiener Linien über einen stillen sowie einen lauten Alarm. Fahrer sind weiters über Funk mit der Leitstelle verbunden. Rundgänge im Nachtbetrieb werden zudem ausschließlich zu zweit durchgeführt, wurde heute versichert. Und ein eigenes Kriseninterventionsteam betreut Kollegen, die Opfer von Übergriffe wurden.

Neue Fahrerkabinen für die Bims

Nun wird das Programm erweitert: So werden die Fahrerkabinen für den älteren Straßenbahn-Typ “E2” verbessert. Der Lenkerplatz wird mit einer erhöhten Glaswand ausgerüstet, wie es sie etwa in den modernen Niederflur-Bims vom Typ ULF bereits gibt. 120 Garnituren sind davon betroffen.

Außerdem wird die Videoüberwachung ausgebaut. Umfasst sind davon neben den “E2”-Gefährten auch ältere ULFs. Bis Ende 2016 soll es in mehr als 60 Prozent aller Straßenbahnen dann Kameras geben.

Mehr Videoüberwachung für Busse

Ähnlich die Situation bei den Bussen. 2016 soll dort der Anteil der Fahrzeuge mit Videoüberwachung 75 Prozent betragen, wobei der Prozentsatz vor allem durch die Modernisierung der Flotte (mittels neuer Mercedes-Busse mit Kameras, Anm.) erhöht wird. Generell soll in den Abend- und Nachtstunden vorzugsweise neues Material eingesetzt werden.

Zudem gibt es laut Wiener Linien Gespräche über eine Videoüberwachung bzw. eine verbesserte Beleuchtung bei den Endstellen. Die Umsetzung dieses Pakets dürfte rund zwei Millionen Euro kosten, hieß es heute.

“Rambovorschläge – Klima der Angst”

Mit der Gewerkschaft bzw. dem Betriebsrat sind die Maßnahmen akkordiert. Über die Details wird jedoch noch verhandelt, wie betont wurde. Einige Maßnahmen, die im Vorfeld diskutiert – und teils auch gefordert – wurden, werden nicht kommen. So ist etwa nicht geplant, das Personal mit Pfefferspray auszurüsten. Man sei gegen “Rambovorschläge” und wolle kein Klima der Angst, so Brauner. Auch der Einsatz von mehreren Fahrern in einem Bus bzw. einer Garnitur sei nicht finanzierbar.

Der Betriebsrat wertete die heutige Präsentation prompt auch nur als “Schritt in die richtigste Richtung”. “Es zeigt deutlich, dass den Stadtverantwortlichen die Anliegen der Beschäftigten ein großes Anliegen sind”, so Betriebsratsvorsitzender Kurt Wessely in einer Aussendung. Die Forderungen seien aber “bei weitem” noch nicht erfüllt, hieß es in einer ersten Stellungnahme der Personalvertretung.

77 Übergriffe auf Mitarbeiter im Vorjahr

Im Vorjahr wurden insgesamt 77 Mitarbeiter der Wiener Linien Opfer von Übergriffen. Laut den Verkehrsbetrieben reichte dabei die Bandbreite von Beschimpfungen über Bespucken bis hin zu körperlicher Gewalt. Die Anzahl der Vorfälle ist demnach gesunken, auch wenn eine Häufung schwerer Delikte in den ersten Monaten des Jahres 2014 für Aufsehen sorgte.

Gewalt-Tendenz sinkend

In früheren Jahren gab es laut Wiener Linien bis zu 140 Übergriffe pro Jahr. Am häufigsten sind Fahrscheinkontrolleure betroffen. Sie werden meist nach Verlassen der Fahrzeuge von ertappten Schwarzfahrern attackiert. Bei den Tätern sind alle Altersgruppen vertreten – auch, dass ältere Damen einen Kontrolleur mit ihrem Stock angreifen, sei schon vorgekommen, hieß es am Mittwoch.

Deutlich schwerer waren eine Reihe von Übergriffen in den vergangenen Monaten. Im Folgenden eine Chronologie der Vorfälle.

Chronologie der Vorfälle

– Am 19. Jänner wird ein Stationswart in der U6-Station Michelbeuern mit einem Messer attackiert und verletzt. Ein 57-Jähriger wird als Täter festgenommen. Er war stark alkoholisiert.

– Am 26. Jänner attackiert ein Mann einen Straßenbahnfahrer mit einem Messer. Der Lenker wird lebensgefährlich verletzt. Bei der Tat dürfte eine psychische Erkrankung des Angreifers im Hintergrund stehen, hieß es. Der Straßenbahnfahrer war in den Mittagsstunden auf dem Weg zum Pausenraum, als er attackiert wurde.

– Mit einem Faustschlag ins Gesicht wird ein Tramwayfahrer der Linie 5 am 1. Februar in der Leopoldstadt verletzt. Er wollte einen Mann darauf aufmerksam machen, dass er unerlaubter Weise eine Tür geöffnet hatte. Daraufhin beschimpfte der renitente Fahrgast den Lenker und schlug ihn.

– Ein Busfahrer wird Mitte März am Reumannplatz in Favoriten von zwei Männern niedergeschlagen. Er erleidet Prellungen im Gesichts- und Brustbereich. Auch der Buslenker wollte einen Fahrgast zur Rede stellen, der eine Tür blockierte.

– Am 15. April wird ein Bim-Lenker in Liesing mit einem Schlagstock attackiert. Er wollte bei der Endstelle der Linie 60 seine Garnitur kontrollieren. Als er wieder einstieg und wegfahren wollte, sprang ein junger Mann unmittelbar vor Abfahrt in den Zug und beschimpfte den Lenker. Danach prügelte er mit einem Schlagstock auf diesen ein. Der Mitarbeiter erlitt Platzwunden am Kopf und Prellungen am Unterarm.

– Ende April kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Fahrgästen in der Bim-Linie 49. Der Fahrer, der den Streit zwischen einem Pärchen schlichten wollte, wird mit einem Faustschlag am Kopf verletzt.

(apa/red)

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