“Es hat keine Schwierigkeiten gegeben”, zog ein ÖBB-Sprecher am späten Montagvormittag im APA-Gespräch eine erste Bilanz.
Fahrplanumstellung ohne Probleme
Die Fahrplanumstellung sei “komplett nach Plan verlaufen”, zeigte sich der Bundesbahnen-Sprecher zufrieden: “Fast alle Züge waren pünktlich unterwegs und die Kunden fanden sich gut zurecht. Der Pünktlichkeitswert liegt genau in jenem Bereich, wie im Durchschnitt der anderen Tage bzw. wie vor dem Fahrplanwechsel.” Nur ein Zug hätte eine Verspätung von 15 Minuten gehabt – dies aber aufgrund einer technischen Störung: “Das hatte nichts mit der Umstellung zu tun und hätte an jedem anderen Tag auch passieren können.”
Keine Hektik am Hauptbahnhof
Von Hektik war die Stimmung in der Früh am Hauptbahnhof bei einem APA-Lokalaugenschein weit entfernt: Schubweise kamen die Fahrgäste mit den Zügen an, die meisten zog es zielstrebig Richtung U-Bahnlinie U1. Einige hielten unterwegs, um sich einen Kaffee zum Mitnehmen oder eine Jause zu kaufen. War der Pulk weg, ging es in der Halle wieder verhältnismäßig gemächlich zu – bis der nächste Zug eintraf. Reisende mit großem Gepäck waren nur einige unterwegs.
Denn ruhigen Eindruck bestätigten auch die Wiener Linien: Für die Verkehrsbetriebe sei die Vollinbetriebnahme des Hauptbahnhofs jedenfalls “kein Thema, was die Kapazität betrifft”, versicherte ein Sprecher der APA. Die Anzahl der Pendler, die einen Fernverkehrszug nach Wien nähmen und nun beim Hauptbahnhof auf U-Bahn, Bus oder Straßenbahn umsteigen, sei überschaubar, unterstrich er. Weiters würden die mit Fernverkehrszügen reisende Urlauber in der Regel nicht zu Stoßzeiten ankommen.
Neue Zeiten für den Westbahnhof
Völlig neue Zeiten sind mit der Fahrplanumstellung auch für den Westbahnhof angebrochen – der ab sofort nur mehr als Regional-Haltestelle fungiert. Das am weitesten entfernte Ziel, das mit der ÖBB erreicht werden kann, ist St. Valentin. Lediglich die private Westbahn verkehrt noch vom Westbahnhof bis Salzburg. Sie hat auf einen Wechsel zum Hauptbahnhof verzichtet.
Entsprechend ungewöhnlich gestaltete sich am Montag die Szenerie am einst – genaugenommen noch vor zwei Tagen – größten Eisenbahn-Hotspot des Landes. Dass am frühen Vormittag das Einkaufszentrum noch kaum besucht war, überraschte dabei nicht per se. Das sei am Montag auch sonst meist so gewesen, versicherten Geschäftsleute. Aber auch auf der Gleisebene waren nur relativ wenige Menschen unterwegs. Dabei handelte es sich vor allem um wenig bepackte Pendler. Klassische Reisende waren kaum auszumachen.
Weniger Züge – weniger Frequenz
Gewandelt hat sich die Situation dadurch vor allem für Anbieter von Reisebedarf. Imbiss-Lokale, Cafes, Bäcker oder auch Zeitschriften-Kioske sind am Westbahnhof seit Sonntag mit sinkenden Frequenzen konfrontiert. “Kein Wunder, es fehlen die Züge”, brachte es eine Verkäuferin auf den Punkt.
Mit dem am Sonntag vollzogenen Fahrplanwechsel halten nun täglich rund 1.100 Züge am Hauptbahnhof bzw. fahren von dort ab. Züge aus dem Westen halten ab sofort dort bzw. legen auch einen Stopp in Wien-Meidling ein. Am Westbahnhof sind die ÖBB mit rund 180 Zügen präsent, also mit rund einem Drittel weniger als vor der Umstellung. Gleichzeitig würden dort aber mehr Nahverkehrszüge als bisher halten, hieß es. Laut ÖBB hätten 80 Prozent der Passagiere einen Vorteil durch den neuen Fahrplan. Das Beschwerdeaufkommen sei gering, sagte der Bundesbahnen-Sprecher.
Probleme für Pendler
Die Arbeiterkammer sieht dies unterdessen kritischer: “Für Pendlerinnen und Pendler mit fixen Arbeitszeiten sind schon Verschiebungen um zehn Minuten ein Problem, wenn sie etwa im Handel bis 20.00 Uhr arbeiten müssen und der letzte Zug um 20.14 Uhr geht”, veranschaulichte Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske kürzlich in einer Aussendung. Die Interessensvereinigung hat nun eine Befragung gestartet. Pendler können ihre Meinung zu den Neuerungen bis Ende Jänner 2016 online auf kundtun. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr den ÖBB vorgelegt werden.
(apa/red)
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