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Wiener Grüne kritisieren Bildungspolitik in Wien

Die Grünen fordern mehr Durchmischung an den Schulen in Wien.
Die Grünen fordern mehr Durchmischung an den Schulen in Wien. ©APA/GEORG HOCHMUTH (Archivbild)
Vier Tage vor Schulbeginn kritisierten die Wiener Grünen die Bildungspolitik der rot-pinken Stadtregierung. In den letzten fünf Jahren habe sich die Bildungssituation unter der NEOS-Politik verschlechtert. Probleme sehen die Grünen in der fehlenden sozialen Durchmischung der Schüler und im Mangel an Personal.

"Wir stehen vor allbekannten Problemen. Es gibt leider keine Lösungen für die großen Herausforderungen", sagte die Wiener Grünen-Vorsitzende und Stadträtin Judith Pühringer und sprach von einem "rot-pinken Bildungsversagen". Laut Pühringer können die Hälfte der Wiener Erstklässler dem Unterricht nicht folgen, da ihre Deutschkenntnisse unzureichend sind, obwohl 80 Prozent von ihnen zwei Jahre lang einen Wiener Kindergarten besucht haben. Die Sommerschulen seien keine Lösung, da in zwei Wochen nicht nachgeholt werden kann, was in 36 Wochen versäumt wurde.

Wiener Grüne fordern mehr Durchmischung an den Schulen

Die Grünen Wien schlagen eine Änderung bei der Schulwahl vor. Eltern sollten fünf Schulen angeben können. Die Bildungsdirektion solle dann auf Basis dieser Angaben zusätzlich zu den bisherigen Kriterien "Wohnort" und "Geschwister" auch die Kriterien "Erstsprache" und "Bildungsgrad der Eltern" bei der Zuteilung berücksichtigen. Aus einer Anfragebeantwortung von Bildungsstadträtin und Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling (NEOS) an die Grünen geht hervor, dass es innerhalb der Wiener Bezirke große Unterschiede zwischen den Schulen gibt. In Wien-Brigittenau gibt es demnach eine Schule, in der fast 50 Prozent der Kinder außerordentlich geführt werden, während in einer anderen Schule dieser Anteil nur zwei Prozent beträgt. Durch das vorgeschlagene Modell würden Extremfälle von wenig Durchmischung abgeschafft, so die Grünen. Bildungssprecher Felix Stadler sagte, Durchmischung sei "eine Frage der Bildungsgerechtigkeit", damit alle Kinder dieselben Bildungschancen erhalten würden.

Personalmangel an Schulen soll behoben werden

In 22 Volksschulklassen würden klassenführende Lehrpersonen fehlen, an 37 Pflichtschulstandorten gäbe es derzeit nur interimistische Direktorinnen und Direktoren. Die Grünen fordern bessere Arbeitsbedingungen, höhere Gehälter an Schulen mit besonderen Herausforderungen, Aufstiegschancen für das Lehrpersonal, mehr Unterstützungspersonal und weniger Bürokratie. Um den Beruf der Schulleitung attraktiver zu gestalten, sollten die administrativen Aufgaben reduziert werden, damit Direktorinnen und Direktoren sich auf die pädagogische Leitung konzentrieren können. Eine weitere Forderung der Grünen Wien ist eine fixe Stelle für Sozialarbeiterinnen oder Sozialarbeiter an jeder Pflichtschule. Diese gäbe es derzeit an 324 Wiener Schulen nicht. Von den von Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) versprochenen 95 Vollzeitstellen gebe es aktuell nur 53, so die Kritik.

Wiener Grüne: Fehlendes Personal und Ganztagsplätze in Kindergärten sind "Armutszeugnis"

Auch in Wiens Kindergärten würden noch mehr als 600 Pädagoginnen und Pädagogen fehlen. Ein weiteres Problem orten die Grünen in den mangelnden Ganztagsplätzen. Wenn Eltern in Karenz gehen oder arbeitslos würden, würden sie den gewährten Ganztagsplatz verlieren. "Das ist aus familien- und frauenpolitischer Sicht ein Armutszeugnis", so die stellvertretende Klubobfrau und Bildungssprecherin Julia Malle. Sie fordert einen weiter bestehenden Anspruch auf einen Ganztagesplatz. Bei der 2024 geschaffenen Förderschiene für Inklusion sei bisher kein Geld ausbezahlt worden. Über 1.000 Kinder mit Behinderung oder Beeinträchtigung würden auf einen Kindergartenplatz warten.

ÖVP fordert Kindergartenpflicht mit Deutschförderbedarf

Kritik an der NEOS-Bildungspolitik und besonders an Bildungsstadträtin Emmerling übte auch der Klubobmann der Wiener Volkspartei und Bildungssprecher Harald Zierfuß am Mittwoch in einer Presseaussendung: "Die NEOS in Wien haben fünf Jahre ihre Verantwortung für den Bildungsbereich auf den Bund geschoben, anstatt selbst anzupacken." Die Wiener ÖVP beklagt die mangelnden Deutschkenntnisse bei der Hälfte der Erstklässler und Erstklässlerinnen. Sie fordert daher erneut eine verpflichtende Sprachstandserhebung für alle Dreijährigen sowie eine ganztägige Kindergartenpflicht für alle Kinder mit Deutschförderbedarf. Zudem brauche es einen Stufenplan zur Erhöhung des Fachkraft-Kind-Schlüssels, eine Sprachförderausbildung und ein C1-Sprachniveau beim Kindergartenpersonal.

fpd/iga/jeg

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