Wiener Arzt Werner Vogt gestorben

Werner Vogt, der aus Tirol stammte, wurde 85 Jahre alt. Bekannt wurde er durch seine Auseinandersetzung mit dem umstrittenen Psychiater und Gerichtsgutachter Heinrich Gross, der aufgrund seiner Vergangenheit im Nationalsozialismus kontrovers diskutiert wurde.
Werner Vogt Aufdecker in Causa Gross
Vogt rückte die Tatsache ins öffentliche Bewusstsein, dass Gross während der Zeit des Dritten Reichs als Stationsarzt an der Wiener "Euthanasie-Klinik" Am Spiegelgrund behinderte Kinder für Forschungszwecke missbraucht hatte. Bis in die 198er Jahre war Gross einer der meistbeschäftigten Gerichtsgutachter in der Justiz. Im Jahr 1979 beschuldigte Vogt Gross, an der Ermordung hunderter Kinder beteiligt gewesen zu sein, nachdem er den Überlebenden des Spiegelgrundes, Friedrich Zawrel, kennengelernt hatte. Gross verklagte den streitbaren Unfallchirurgen wegen übler Nachrede und verlor den Prozess. Dies beschädigte die Karriere des Gerichtsgutachters und strafrechtliche Ermittlungen wurden eingeleitet.
Es dauerte jedoch fast 20 Jahre, bis Gross wegen des Vorwurfs, im Sommer 1944 an der Tötung von neun Kindern mitgewirkt zu haben, wegen Mordes angeklagt wurde. Der Prozess am Wiener Landesgericht für Strafsachen wurde jedoch kurz nach Beginn im März 200 aufgrund der "fortgeschrittenen Hirndemenz" des Angeklagten eingestellt. Gross verstarb Ende 2005. Vogt war von 1969 bis 200 als Unfallchirurg im Lorenz-Böhler-Krankenhaus in Wien tätig und leistete auch medizinische Hilfe bei Auslandseinsätzen in Nicaragua und im Kosovo. Im Jahr 2003 wurde er zum Pflegeombudsmann in Wien ernannt und engagierte sich anschließend als Pflegeombudsmann im Gesundheits- und Sozialministerium. 2019 wurde er von der Österreichischen Liga für Menschenrechte für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
BSA würdigt Werner Vogt
Anerkennung für den verstorbenen Chirurgen kam am Sonntag vom Bund sozialdemokratischer AkademikerInnen, Intellektueller und KünstlerInnen (BSA). "Werner Vogt hat vielen, wie Friedrich Zawrel, die Opfer des nationalsozialistischen Terrors geworden sind, ihre Würde zurückgegeben und aufgedeckt, dass willige Vollzugsorgane dieses Schreckens, wie der Psychiater Heinrich Gross, nach dem Ende der NS-Diktatur ihre politische Heimat im BSA gefunden haben.", sagte BSA-Präsident Andreas Mailath-Pokorny. Der BSA habe unter Sepp Rieder und Caspar Einem diese Vergangenheit dokumentiert und aufgearbeitet. Vogts Einsatz für Gerechtigkeit und eine soziale und menschliche Medizin seien von der Sozialdemokratie nicht immer gewürdigt worden, hätten aber bedeutende Beiträge zu einer humanistischen Gesellschaft geleistet.
(APA/Red)
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