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Wien baut Behandlungsangebot für Alkoholkranke aus

Die Stadt Wien will die Hilfe für Alkoholiker erweitern.
Die Stadt Wien will die Hilfe für Alkoholiker erweitern. ©APA
Die Stadt Wien wird das Behandlungsangebot für Alkoholkranke ausbauen und diversifizieren. Ansetzen will man vor allem bei der ambulanten Versorgung bzw. den Hausärzten. Denn übermäßiges Trinken werde oft zu spät - erst wenn bereits Organe geschädigt seien - erkannt, hieß es.
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Bis Sommer 2014 soll das neue Konzept stehen, die schrittweise Umsetzung ist bis 2020 geplant, sagte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) am Montag in einem Hintergrundgespräch.

Die Schwerpunktsetzung ist Teil der nun vorliegenden adaptierten Sucht- und Drogenstrategie der Stadt. Das Problem ist keinesfalls ein Randgruppenphänomen. Laut Studien gelten rund fünf Prozent der Österreicher als alkoholabhängig, weitere zwölf Prozent sind gefährdet. Auf die Bundeshauptstadt heruntergebrochen bedeutet dies 60.000 bis 70.000 Betroffene. Rein für medizinische Behandlung werden jährlich rund 370 Mio. Euro ausgegeben. Alkohol löst u.a. Lebererkrankungen und Krebsformen aus und verstärkt zudem psychische Probleme wie Depressionen.Im Kampf gegen Alkoholismus will Wien zwei wesentliche Ziele verfolgen. Einerseits geht es um die Früherkennung.

Diagnose Alkoholkrankheit: Oft zu spät

“Die Diagnose Alkoholkrankheit wird oft viel zu spät gestellt – erst dann, wenn es schon Organschäden gibt”, erklärte Hans Haltmayer, ärztlicher Leiter der Suchthilfe Wien und ab November neuer Drogenbeauftragter der Stadt. Grund dafür sei auch die Tabuisierung, weshalb Hausärzte das Problem nicht am Radar haben oder ausblenden. Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen im niedergelassenen Bereich sollen das zu verhindern helfen. Gespräche mit der Ärztekammer stehen allerdings noch an.

Andererseits soll ein erweitertes vielfältiges Betreuungsprogramm, das Player wie Stadt, Gebietskrankenkasse und Pensionsversicherungsanstalt miteinander vernetzt, etabliert werden. “Ziel ist es, für jede Phase der Abhängigkeit ein spezifisches Angebot zur Verfügung zu stellen”, so Hartmayer. In die Konzepterstellung des “Projekts Alkohol 2020” sollen Erfahrungen aus dem Bereich der illegalen Drogen herangezogen werden. Denn hier sei es gelungen, den Großteil der Suchtkranken in das Behandlungs- und Betreuungssystem zu integrieren anstatt lediglich zu verdrängen.

Problem oft verheimlicht

Wobei die Erfolgsaussichten in Bezug auf die Trunksucht prozentuell gesehen weniger aussichtsreich sind. “Im Bereich der illegalen Drogen können wir 75 bis 80 Prozent der schwer Drogenkranken erreichen. Diese Quote ist im Alkoholbereich nicht möglich”, räumte Alexander David, Noch-Drogenbeauftragter der Stadt, ein. Ein Anteil von 15 bis 20 Prozent sei hier schon ein sehr großer Erfolg. Die Ursache: Viele verheimlichen aus Scham oder Uneinsichtigkeit ihr Problem. Deshalb sollen künftig auch Unternehmen miteinbezogen werden, damit Mitarbeiter, die sich outen, nicht mehr gekündigt, sondern in Sachen Behandlung unterstützt werden.

Ein konkretes Budget bzw. einen Finanzierungsschlüssel gibt es noch nicht. Fix ist lediglich, dass es mehr Geld geben wird. “Aber wir gehen nicht den Weg, dass zuerst einmal der eine dem anderen ausrichtet, was er sicher nicht bezahlt”, so Wehsely. Die Steuerungsgruppe, in der Vertreter der Stadt, der WGKK und der PVA sitzen, soll zuerst den Bedarf erheben, dann wird über Ressourcenaufteilungen gesprochen, lautet die Vorgabe.

Wiens Drogenkoordinator Michael Dressel ergänzte, dass in der überarbeiteten Sucht- und Drogenstrategie neben dem Schwerpunktthema Alkoholismus der Fokus verstärkt auch auf synthetisch hergestellte Substanzen und substanzunabhängige Süchte – Stichwort Glücksspiel – gelegt wird. Grundsätzlich gehe es immer darum, Kranken ein gesellschaftlich integriertes und möglichst gesundes Leben zu ermöglichen.

(APA)

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