AA

Wider das Vergessen großer Musik

Eine der Komponistinnen, deren Werke zur Aufführung kamen, war Laura Winkler. Mit ihrer gesanglichen Begleitung schuf sie einen sphärischen Klangraum.
Eine der Komponistinnen, deren Werke zur Aufführung kamen, war Laura Winkler. Mit ihrer gesanglichen Begleitung schuf sie einen sphärischen Klangraum. ©Verena Kogelnig
Packende Werke im Pförtnerhaus von ungerechtfertigt wenig beachteten Komponistinnen.
Musik in der Pforte Frauengeschichten

Feldkirch Informationsgesättigt wie das Internet ist, finde sich trotzdem kein Dokument von Maria Bach darin. Und doch, strich Klaus Christa heraus, habe Bach alle Vorstellungen, die man von Komponistinnen hege, völlig über den Haufen geworfen. Christa, der künstlerische Leiter von „Musik in der Pforte“, widmete das vierte diesjährige Konzert der Reihe daher dieser Österreicherin sowie zwei weiteren vortrefflichen Komponistinnen, namentlich Louise Farrenc und Laura Winkler. Das Konzert „Frauengeschichten“, dessen öffentliche Generalprobe am vorigen Donnerstag stattfand, fungierte als Eröffnung des Komponistinnenfestivals. Dieses nahm im Pförtnerhaus seinen Ausgang, das weitere Programm ging im Frauenmuseum Hittisau über die Bühne.

Neben Christa (Viola) war die regelmäßig im Pförtnerhaus auftretende Christine Busch an der Violine zu bewundern. Sie hat in Stuttgart eine Professur inne. Buschs Solopassagen umtänzelte besonders während Farrencs Quintett Nr. 2 Mathias Johansen am Violoncello. Der gebürtige Norweger ist einer der jüngsten Cello-Professoren am Landeskonservatorium in Feldkirch. Ebenfalls am Landeskonservatorium unterrichtet Akiko Shiochi, deren Spiel am Klavier einen Pfad aus klingenden Flusskieseln streute, auf dem sie die Streicher durch alle Stromschnellen der Stücke geleitete. Erstmals im Pförtnerhaus zu hören war Michinori Bunya (Kontrabass). Der Professor an der Würzburger Musikhochschule gibt Meisterkurse von Brasilien bis Japan und ist Jurymitglied beim ARD-Wettbewerb. Elene Meipariani, eine Schülerin Buschs, ließ ihre Violinstimme hören dank des zur Konzertreihe gehörigen Konzepts „Pforte von Morgen“, mit dem junge Talente wie sie gefördert werden.

Mit den Werken von Maria Bach (1896-1978) und Lousie Farrenc (1804-1875) erklang die expressive und bewegende, bisweilen wagemutige Musik zweier Meisterinnen, die trotz der zu Lebzeiten genossenen Anerkennung heute am Rand des Vergessens darben. Über Bachs „Wolgaquintett“ (1927), das Hörgewohnheiten transzendiert, sinnierte Christa: „Als wir probten, waren wir beglückt, wie viele Emotionen, wie viele Schichten das Stück hat.“ Das eigens für das Konzert geschaffene Stück „gladly beyond“ von Laura Winkler schmiegte sich sphärisch-jazzig bis klassisch zwischen die Werke der beiden älteren Komponistinnen. Die in Berlin lebende Steirerin brachte darin Texte von Gertrude Stein sowie E. E. Cummings instrumental sowie mit ihrer hallentragenden Stimme zum Tönen. VKO

 

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Feldkirch
  • Wider das Vergessen großer Musik