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Wetterexperte prophezeit Hitzetote

Kein schönes Szenario zeichnet Kärntens führender Meteorologe Franz Stockinger von der klimamäßigen Zukunft des südlichstes Bundeslandes. Kärnten werde von der Klimaerwärmung besonders betroffen sein.

„Der Süden wird markant trockener“, es werde aber gleichzeitig diesiger und deutlich mehr Wind geben, prognostiziert der Chef der Kärntner Abteilung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.

„Rekordsommer wie 2003 werden häufiger, allerdings um ein paar Grad nach oben verschoben“, erklärt der Wetterexperte in der jüngsten Ausgabe des Magazins „Kärntner Monat“. Damit werde in rund 100 Jahren die Zeit vorbei sein, in der Hitzetote nur im südeuropäischen Raum bekannt waren. Stockinger: „Damit werden wir wohl auch hier rechnen müssen.“ Auch föhnbedingte Stürme mit bis zu 100 Stundenkilometern würden deutlich häufiger auftreten als heute, vor allem im Oberkärntner Raum.

Unter dieser Entwicklung werde die Landwirtschaft zu leiden haben, es werde viel mehr Ernteausfälle geben, die Wasserversorgung in Teilen Unterkärntens werde schwieriger. Für den Tourismus gelte, was sich ohnehin schon abzeichne: Skifahren werde nur noch in höheren Lagen möglich sein, allerdings werde auch die bisher unterschätzte Sturmproblematik dazu kommen: Wie beschneit man bei starkem Wind und wie oft können die Skilifte in Betrieb gehen?

„Das subjektive Empfinden vieler Kärntner, das es deutlich mehr Wind gibt als früher, ist richtig“, konstatiert Stockinger. Die Mess-Stationen auf den Bergen belegten, dass der so genannte „mittlere Jahreswind“, also die Durchschnittsgeschwindigkeit, von 1980 bis 2005 um 50 Prozent zugenommen hat. Die Treibhausgase hätten nämlich zur Folge, dass die großen Westwinde der Nordhalbkugel immer schneller werden und sich dabei nicht mehr in langen Schleifen über den Globus – mit Umweg über Grönland – fortbewegen, „sondern autobahnmäßig geradeaus blasen“. Dadurch pralle ungekühlte Luft auf die Alpen.

Stockinger: „So entsteht Föhn, so kommt es zu zehn Grad plus im Kärntner Jänner.“ Durch die Alpensüdlage könne der Föhn in Kärnten den Boden besser aufheizen als anderswo. Das sei auch die Ursache, dass heuer am 4. Jänner in Klagenfurt 15 Grad Bodentemperatur gemessen worden seien. Dadurch würde das Klima weiter aufgeheizt.

Während aber der durchschnittliche Wind immer stärker werde, nehme die durchschnittliche Schneehöhe deutlich ab. So wurden auf dem Dobratsch 1950 noch 95 Zentimeter gemessen, 2005 waren es nur noch 30. Auf dem Sonnblick in knapp 3.000 Metern waren 1980 rund 90 Prozent des Niederschlages Schnee, nur zehn Prozent Regen. Heute beträgt das Verhältnis 70:30. Dass Österreichs größter Gletscher, die Pasterze, unaufhörlich schmilzt, ist ja längst nichts Neues mehr.

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