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Werner Kogler: Spitzenkandidat der Grünen im Porträt

Werner Kogler tritt als Spitzenkandidat bei der NR-Wahl an.
Werner Kogler tritt als Spitzenkandidat bei der NR-Wahl an. ©APA/Herbert Neubauer
Die Umfragen stehen für die Grünen gut. Ohne Werner Kogler allerdings gäbe es vermutlich keine Grünen mehr. Im Nationalrat galt er als gewitzter und wortgewandter Mandatar mit großer Geschäftsordnungskenntnis, allerdings mit Hang zur Weitschweifigkeit. Der Grünen Spitzenkandidat im Porträt
Die Spitzenkandidaten im Kurzporträt

Ohne Werner Kogler gäbe es im Bund wohl keine Grünen mehr. Fast im Alleingang hat er seine Partei nach dem Nationalratswahl-Debakel 2017 aus der Depression geholt, für Erdung und Konsolidierung gesorgt und heuer bei der EU-Wahl den Grundstein für die nun sehr wahrscheinliche Rückkehr ins Parlament gelegt. Die Umfragen stehen gut, hilfreich ist die gute Konjunkturlage für Ökothemen.

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Kogler als Spitzenkandidat bei der NR-Wahl

Erdig und hemdsärmelig waren nicht unbedingt die Attribute, die man bisherigen grünen Leitfiguren zugebilligt hatte. Beim passionierten Bahnfahrer Kogler, der nach dem Erfolg im Mai nun gleich wieder als Spitzenkandidat auftritt, treffen sie umso mehr zu. Weg vom Image der Verbotspartei hin zur lebensfrohen ökologischen Vernunftpartei ist jener Pfad, den der 2018 gewählte Frontmann der Partei eingeschlagen hat.

Noch vor zwei Jahren standen die Grünen vor dem Abgrund: Nach schweren internen Turbulenzen, dem Abgang von Eva Glawischnig und der Gründung einer konkurrierenden Liste durch Peter Pilz flogen sie unter dem Duo Ingrid Felipe und Ulrike Lunacek aus dem Nationalrat. Es folgte eine Abschiedswelle; übrig blieb nur Kogler, der sich bereit erklärte, den Kopf hinzuhalten und zu retten, was noch zu retten war. "Sonst wird es jemand anderen geben, der sich als Grüner ausgibt", beschreibt er heute seine damalige Motivlage.

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Grüne "Rudern statt Sudern"

Unter dem Motto "Rudern statt Sudern" war der Volkswirt aus der Steiermark seither unermüdlich unterwegs, um die Grünen wiederzuerwecken, die Parteifinanzen zu retten, neue (und vor allem jüngere) Köpfe an die Spitze zu bringen und die Partei auf die Kernthemen Ökologie und Gerechtigkeit zu fokussieren. Er sei "stolz darauf, ein Fundi zu sei", sagte Kogler und stellte sich damit nicht nur gegen die Rechtspopulisten in der Regierung, sondern auch gegen den Versuch der SPÖ, bisherige Grünwähler abzuwerben.

In vorderster Front der Grünen zu stehen, ist für Kogler noch immer ziemlich neu. Zwar fungierte er als Landessprecher in der Steiermark, im Bund war er aber eher auf Stellvertreter-Positionen abonniert, sei es im Parlamentsklub oder in der Bundespartei. Besser gefiel er sich als einer der gewichtigsten Aufdecker der Grünen (neben Pilz und der vor kurzem verstorbenen Gabriela Moser), etwa in der Causa Hypo.

Kogler als gewitzter und wortgewandter im Nationalrat

Im Nationalrat galt er als gewitzter und wortgewandter Mandatar mit großer Geschäftsordnungskenntnis, allerdings mit Hang zur Weitschweifigkeit. Legendär war seine 12 Stunden und 42 Minuten dauernde Filibusterrede gegen den Budgetvoranschlag der Regierung im Jahr 2010, die er mit den Worten "Das ist eigentlich schon alles, was ich sagen wollte" beendete.

Seine beste Zeit vor dem jetzigen zweiten Frühling erlebte Kogler rund um die Nationalratswahl 2013, als die Grünen auch mit ihrem Anti-Korruptionskurs punkten konnten. Mit dem "Hypo-Krimi" tingelte er durch Österreich, und im Ausschuss zu dieser Causa war er Fraktionsführer. Seine berühmten Schachtelsatztiraden widmete er auch dem Kampf gegen die transatlantischen Freihandelsabkommen CETA und TTIP.

Kogler galt als Pragmatiker und leutseliger Vielredner

Kogler galt trotz der Selbstcharakterisierung als Fundi immer als Pragmatiker, guter Verhandler und leutseliger Vielredner. Stammgast ist er im bei Journalisten und Fußballfans beliebten Wiener Cafe Anzengruber, wo er - nach Eigenangaben - am liebsten einen Espresso oder ein steirisches Puntigamer-Bier zu sich nimmt.

Werner Kogler (57) im Steckbrief

  • Geboren am 20. November 1961 in Hartberg/Steiermark
  • Wohnorte: aufgewachsen in St. Johann in der Haide, lebt in Graz und Wien
  • Erlernter Beruf: Volkswirt, Umweltökonom
  • Familienstand: Lebensgemeinschaft
  • Lieblingsmusikstil: Rock/Pop, von Bilderbuch über Amy Winehouse bis Rolling Stones
  • Lieblingsbücher: "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" von Milan Kundera
  • Lieblingsfilme: schwarze Komödien aus Italien und Frankreich
  • Hobbys: ausgedehnte Spaziergänge, Radfahren, Champions League schauen und lesen
  • Lieblingsgetränk im Cafe Anzengruber: Espresso oder ein steirisches Puntigamer

Politischer Werdegang:

  • 1981/82 Gründungsmitglied der Alternativen Listen Graz, Steiermark und Österreich
  • 1985 bis 1988 Gemeinderat in Graz
  • 1994 bis 1999 Mitarbeiter im Grünen Klub im Parlament
  • 1999 bis 2017 Abgeordneter zum Nationalrat
  • War Mitglied des Bundesvorstandes der Grünen, stellvertretender Klubobmann und stellvertretender Bundessprecher
  • Nach dem Scheitern der Grünen bei der Nationalratwahl wurde er 2018 zum Bundessprecher gewählt

(APA/Red)

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