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„Wenn Not am Mann ist, springe ich ein“

Leihoma Erika ist mit ihren Leihenkeln oft an der frischen Luft. Gemeinsam erkunden sie die vielen Spielplätze in Dornbirn.
Leihoma Erika ist mit ihren Leihenkeln oft an der frischen Luft. Gemeinsam erkunden sie die vielen Spielplätze in Dornbirn. ©bvs
Dornbirn „Ich habe Kinder einfach gerne“, sagt Erika Liesinger (67). Die Dornbirnerin ist eine von rund 35 Leihomas in ganz Vorarlberg, die Leihenkel betreut und ihnen ihre Zeit und Fürsorge schenkt.
Leihomas unterstützen Familien

Eher zufällig stieß Erika Liesinger vor gut sechs Jahren auf den Leihoma-Service des Vorarlberger Familienbundes. „Ich bin damals gerade in Pension gekommen und wollte etwas Sinnvolles mit meiner Zeit machen. Im Rathaus entdeckte ich dann einen Aushang des Leihoma-Dienstes“, erinnert sie sich. Mittlerweile hat sie als Leihoma schon viele Familien betreut. „Es ist eine sehr erfüllende Arbeit“, schwärmt sie. Die meisten der Familien hätten keine Großeltern in der Nähe und wünschen sich jemanden, auf den sie sich verlassen können. „Ich bin für viele wie ein Familienmitglied geworden. Wenn man mich braucht, bin ich für sie da.“ Die Kinder freuen sich über eine Oma und genießen die Zeit mit ihr. Für viele Kinder sei es dann auch selbstverständlich „ihre“ Oma zum Geburtstag einzuladen. „Das ist schon ein wunderschönes Gefühl, wenn ich für die Kinder einfach dazugehöre“, sagt Liesinger.

Chemie muss stimmen

Familien, die gerne eine Leihoma für ihre Kinder hätten, setzen sich mit dem Familienbund in Verbindung. Danach findet ein erstes Kennenlernen zwischen der Leihoma und der Familie statt. „Die Chemie muss natürlich passen“, so Liesinger. Man könne nicht mit jedem. Das sei aber auch in Ordnung. Im Moment betreut Liesinger eine Familie mit zwei Kindern. Einmal in der Woche besucht sie sie für ein paar Stunden. „Dann gehe ich mit den Kindern an die frische Luft. Wir gehen auf den Spielplatz, machen einen Ausflug mit dem Rad, fahren mit der Karrenseilbahn oder gehen aufs Bödele wandern“, erzählt sie. Sie mache einfach das, was eine „richtige“ Oma auch mit ihren Enkeln mache. „Oma Erika zu sein, ist eine echte Bereicherung für mich.“ Sie ist froh, dass sie ihre Familie wieder treffen kann. Im 1. Lockdown im vergangenen Jahr habe sie niemanden gesehen, das sei eine schwierige Zeit gewesen. Umso schöner sei es dafür jetzt mit ihren Leihenkeln im Freien etwas zu unternehmen.

Zeit für Schnecken-Beobachtungen

Welche Bedeutung die Großeltern bei den Kindern einnehmen, weiß auch Annika Marte vom Familienbund Vorarlberg. „Kinder lernen von den Großeltern einfach andere Dinge, wie von den Eltern. Omas können mit den Kindern auch mal länger eine Schnecke beobachten. Manche Dinge sehen Großeltern sicher entspannter“, so Marte. Sie organisiert den Leihoma-Service in Vorarlberg. Dieser wurde bereits 1998 mit dem vorrangigen Ziel initiiert, Familien mit berufstätigen Eltern zu unterstützen. Die Bandbreite hat sich in den letzten Jahren stark erweitert. „Leihomas sind gefragt, wenn die Großeltern zu weit weg wohnen oder um Randzeiten bei der Kinderbetreuung abzudecken“, so Marte. Für ihren Einsatz erhalten die Leihomas eine kleine finanzielle Entschädigung von den Familien. „Wegen des Geldes mache ich das allerdings nicht“, erklärt Leihoma Erika. „Für mich gibt es nichts Schöneres, als Zeit mit den Kindern zu verbringen und für sie da zu sein.“ Und so ist Oma Erika Teil der Kindergeburtstage und erkundet mit ihren Leihenkeln die Natur mit all seinen Schönheiten. Bvs

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