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Wenn Medizin auf Poesie trifft …

"Gewonnen hat heute vorallem die Menschlichkeit", meint Lukas Wagner zum Großevent in Götzis.
"Gewonnen hat heute vorallem die Menschlichkeit", meint Lukas Wagner zum Großevent in Götzis. ©Bianca Nekrepp
Slamlabor Vorarlberg feierte „Sprachkunst-Jubiläum“ mit Stargästen von „Zurcaroh“.
Visite in Götzis

GÖTZIS 350 Medizin und Poetry Slam-Fans haben sich vergangenen Freitag in der Kulturbühne AmBach eingefunden. Die Agentur WENAVI mit der Marke Slamlabor – rund um den Salzburger Kulturpreisträger Lukas Wagner – feierte dort die Umsetzung ihrer 100. Veranstaltung: Visite – Medizin trifft Poesie. Ein Event, welches in Zusammenarbeit mit den Vorarlberger Landeskrankenhäusern bzw. der KHBG umgesetzt wurde. Ein Abend voller Emotionen, Sprachkunst und einem Überraschungsauftritt von Zurcaroh.

Bei dem neu-definierten Format treten Menschen aus dem medizinischen Umfeld mit Texten zum Thema „Medizin“ gegen professionelle Slam-Poeten an. Die Themen waren vielfältig und die auftretenden Künstler waren aus dem ganzen deutschsprachigen Raum eingeladen um ihrer Kunst ein Gesicht zu geben. Für die Gäste begann das „Erlebnis MED-Slam“ bereits beim schön-dekorierten Foyer, welches gänzlich in eine Art Krankenhaus-Einrichtung umgewandelt wurde. „So aufwendig-gestaltet hat man das Foyer hier noch nie gesehen!“, war sich auch Jasmin Mangliar-Märker sicher, die für „Gächters amBach“ für das Catering verantwortlich war.

 

Echte Krankenhausatmosphäre

Nachdem die rund 350 Gäste bei der „Aufnahme“ eincheckten, wurden diese mit Hauben und Mundschutz ausgestattet, um für die Show im „OP-Saal 2“ gewappnet zu sein. Um 20 Uhr war es dann soweit und das Abendprogramm ging los. Moderiert wurde der Abend auf köstlichste Art und Weise vom gebürtigen Dornbirner und Wahl-Salzburger Lukas Wagner, der als Veranstalter eine Doppelfunktion für den Abend innehatte. Die Ko-Moderation übernahm der Initiator des Teddybärkrankenhauses Dr. Dominik Klug.

Nachdem die Regeln des Abends erklärt wurden, wurden die Jury-Karten an zufällige Freiwillige im Saal verteilt. Dann wurde das Line-Up vorgestellt und die Jury mit einem ersten Text außerhalb der Wertung („Opferlamm“) geeicht. Es war Klug, der mit seinem ersten Text der Jury für die Folge-Wertungen eine Eich-Wertung entlockte.

 

Mediziner kämpfen gegen Poeten

Im Anschluss startete der Wettbewerb mit der Studentin der Krankenpflege Carina Mayrhofer, die über den ständigen Kampf „alles richtig machen zu müssen“ schrieb, obwohl das Riesenrad am Ende einfach weiterläuft. Alina Sprenger, Krankenschwester aus Berlin hat in ihrem Text anschließend eine humoristische Darstellung einer Nachtschicht im Krankenhaus transkribiert und aufbereitet. Dafür landete sie mit ihren Punkten im Finale. Genauso im Finale war auch die Oberärztin der Pathologin Dr. Susanne Dertinger, welche den herkömmlichen Arbeitsalltag aus der Sicht einer Deckenlampe in der Pathologie beschrieb. Ein Text, der das begeisterte Publikum zum Grölen brachte und sie mit 3 von 5-Mal Höchstwertung ins Finale schoss.

Nach der anschließenden Pause eröffnete Sandro Wicke, das Schweizer Slam-Gestein die Runde der Poeten. Danach performte die Fürtherin Stella Reiss (D) auf den Brettern, bevor Eva Lisa aus Dortmund medizinisch die Münder offenstehen ließ. Das weiblich-dominierte Line-Up wurde dann aber von Emil Kaschka abgerundet, der sich mit seinem erst-kürzlich-geschriebenen Text in Reimform in die Herzen des Publikums dichtete. „Jetzt weiß ich, warum Liebe blind macht“, meinte Moderator Lukas Wagner als Anlass auf die Liebesthematik von Kaschkas Performance. „Weil man dabei das Auge auf den Partner wirft!“.

Nach einer weiteren Umbaupause wurde es still im Saal. Ein Überraschungsprogramm wurde versprochen und genauso überraschend ging es auch weiter, als der Veranstalter vor den Vorhang trat und verkündete, die Handys „unten zu lassen“ um in die dargebotene Kunst der Finalshow einzutauchen. Als dann „Zurcaroh“ angekündigt wurde kannte der Saal kein Halten mehr. Da wurde gejubelt, gekreischt, gefeiert. Mit einer unglaublichen, akrobatischen Darbietung performte das Zurcaroh-Duett bestehend aus Johannes und Marie eine wunderbar-emotionale Show, welche auf einzigartige Weise noch lange Zeit in den Köpfen des Publikums verankert bleiben wird.

 

„Mit dem Herz am rechten Fleck“
Berührend war das anschließende Interview, indem Wagner und Johannes Riedmann über die Zusammenkunft von Zurcaroh und Slamlabor // Wenavi sprach. „Marie hat mir im Training von der 9jährigen Lina erzählt, welche ein Hörgerät braucht. Am gleichen Abend schrieb mich Lukas an…“ Die berührende Geschichte der 9jährigen Vorarlbergerin, die seit ihrer Geburt an Downsyndrom leidet, jetzt auch noch an Leukämie erkrankte und unbedingt ein Hörgerät braucht, berührte nicht nur den Veranstalter. „Mir war es an der Stelle einfach wichtig, da zu sein und zu unterstützen mit den Möglichkeiten, die wir haben.“ Innerhalb einer Plan-Phase von gerade einmal 10 Tagen konnten sich mehrere Sponsoren einfinden, welche zur Spende für die 9jährige Lina bereit waren. Mithilfe der Vorarlberger Illwerke, der Vorarlberger Volksbank, dem DJ-Duo Nick & Krevatin und Slamlabor konnten so 2100,00 Euro zusammengesammelt werden. Weitere 1915,68 Euro wurden vom Slam-Publikum während des MED-Slams gesammelt. Somit fehlen nur noch knapp 500 Euro zum Hörgerät der 9jährigen Lina.

Diese ca. 4000 Euro kommen dem Verein „Stunde des Herzens“ zugute, der durch die Leitung von Joe Fritsche großartige, ehrenamtliche Arbeit leistet zur Unterstützung junger, notleidender Kinder.

 

Das Slam-Finale
Im Finale ging es knapp einher. Nachdem die Jury-Tafeln der Juroren „nichts mehr galten“ wurde mit dem kollektiven Applaus der Siegende festgestellt. Den Startschuss machte Dr. Susanne Dertinger, gefolgt von Alina Sprenger mit einem emotionalen Klang & Performance-Feuerwerk für das Thema „Zivilcourage“ und abgeschlossen durch Emil Kaschka. Dieser konnte am Ende den lautesten Applaus einheimsen und den Preis, einen mit Sandstrahl-gefertigten Steinpokal mit nach Tirol nehmen. „Gewonnen hat heute vorallem die Menschlichkeit“, fand Wagner zum Abschluss die richtigen Worte und beendete das Programm.

 

Weitere Events
Für 2019 hat die Eventagentur einige Besonderheiten geplant, welche die Vorarlberger Kulturszene bereichern sollen. „Ich bin einfach nur begeistert Kunst auf neue Art & Weise eine Bühne zu geben“. Am 22. Februar findet im Kulturhaus Dornbirn die „Schattenschlacht“ statt. Das mitunter mit dem Salzburger Kulturpreis ausgezeichnete Event-Format gab es bisher nur in Salzburg zu erleben. Unter dem Motto „Wettstreit der Schatten“ performt ein hochkarätiges Line-Up in einem gänzlich neuen Konzept im Kulturhaus Dornbirn. Infos und Tickets gibt es via Eventbrite bzw. unter www.schattenschlacht.at

 

„Die Schattenschlacht war am 17. September 2015 der Startschuss für unsere Events und die Event-Agentur, die wir mittlerweile zur Event- und Werbe-Agentur erweiterten. Für mich einfach was ganz besonderes jetzt das Event, was für so vieles der Anfang war, auch in meiner Heimatstadt Dornbirn umsetzen zu dürfen.“

 

Neben hochkarätigem Line-Up verspricht der 25-jährige auch hier wieder einige „Besonderheiten und spannende Gäste“ und wir dürfen überrascht sein, was da noch alles auf uns zukommt. BIN

 

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