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Wenn man als „Ruheständler“ reich beschenkt wird

Die Tür zu seinem Büro im Rathaus hat Martin Ruepp geschlossen, andere wird er in seinem Ruhestand öffnen.
Die Tür zu seinem Büro im Rathaus hat Martin Ruepp geschlossen, andere wird er in seinem Ruhestand öffnen. ©Edith Hämmerle
Menschen aus der Heimat: Mag. Martin Ruepp (65). Über 20 Jahre war Martin Ruepp Vizebürgermeister. Vor wenigen Tagen trat er in den Ruhestand.

Dornbirn. Schöner kann ein Geschenk zum Eintritt in den Ruhestand nicht sein wie die Ankunft des ersten Enkelkindes. Am 6. Oktober ging bei der konstituierenden Sitzung die Ära eines Vollblutpolitikers zu Ende. Nach dem BWL-Studium setzte er zuerst seine Kenntnisse in der Wirtschaft ein und startete in einem Touristikbüro in München in das Berufsleben. Im Weiteren war er Verkaufsleiter bei Kästle, danach Exportleiter bei Huber Trikot. Außerdem war der Wegweiser für den jungen Martin Ruepp bereits auf die politische Laufbahn gerichtet. Er begann 1983 als Obmann bei der Jungen ÖVP, bald war er Landesgeschäftsführer der Volkspartei. Bereits zwei Jahre später wurde er in die Stadtvertretung, im Oktober 1999 zum Vizebürgermeister von Dornbirn gewählt. Fast 40 Jahre Politiker, davon 21 Jahre Vizebürgermeister – wie fühlt man sich, wenn‘s auf einmal ruhig wird? „Ruhig wird’s wahrscheinlich nicht so schnell werden“, beantwortet der Jung-Pensionist die Frage lachend. Dabei kommen ihm die vielen „Nebenämtchen“ in den Sinn, wie beispielsweise die Studentenverbindung „Raeto Bavaria“, der Ruepp seit Anfang dieses Jahres als Zirkelvorsitzender zur Verfügung steht. Aber auch als Aufsichtsratsvorsitzender bei der Dornbirner Seilbahngesellschaft gäbe es einiges zu tun. Gerade weil er dieses Amt bereits seit 20 Jahren innehat, erwähnt er nicht ohne Stolz, dass aus einem defizitären, ein florierendes Unternehmen gewachsen ist. Zu diesem Erfolg habe Herbert Kaufmann von Dornbirn Tourismus wesentlich beigetragen, erwähnt Ruepp rückblickend.

Obmann vom Kloster-Freundeskreis

Ein weiteres Ehrenamt liege ihm am Herzen. Seit zwei Jahren ist er Obmann beim Freundeskreis des Dornbirner Klosters. Er trete schließlich in die großen Fußstapfen seines Vorgängers, Altbürgermeister Wolfgang Rümmele. Ruepp erinnere sich gut, als Rümmele zu ihm sagte: „Dieses Ämtle kascht dänn du i d’r Pension üb’rnio.“ Dass er dieses „Ämtle“ wesentlich früher antreten musste, war nicht vorhersehbar und die Folge des plötzlichen Ablebens des Altbürgermeisters, mit dem er ein freundschaftliches Verhältnis pflegte, „er war für mich so etwas wie ein guter Kumpel.“

„Ruheständler“ und Opa

Doch in erster Linie will er die gewonnene Freizeit seiner Familie widmen. Sein erster Enkel Paul ist vor wenigen Tagen in Berlin auf die Welt gekommen. „Also ein kleiner Berliner“, erzählt der Neo-Opa mit großer Freude. „Allein die Distanz ihn zu sehen erfordert Zeit“, ergänzt er noch. Schwerpunkt neben der Familie haben Garten, der Weinberg in Eschenau und der Acker im Ried, für den er jetzt endlich Zeit hat. Endlich Zeit finde er hoffentlich auch für sein Hobby, Fotografie und Film. „Über 50.000 Fotos stehen auf dem PC, die dringend geordnet gehören und außerdem gilt es einige Familienfilme zu schneiden“, meint Ruepp und ebenso freue er sich auf die sportliche Auszeit beim Skifahren oder Skitouren. Für dieses Vergnügen blieb vorher viel zu wenig Zeit.“ Zur Vielfalt seiner Hobbys zählt das Reisen, das er jetzt, im Ruhestand, bestimmt nicht vernachlässigen wolle.

Nie bereut

Seinen Einstieg in die Politik habe er nie bereut, sagt er. Sein Lebensmotto war stets: „Tue recht und scheue niemand“. Diesen altbekannten Spruch habe er von seinem Großvater Josef Fässler übernommen, der ebenso als Stadtrat und Landtagsvizepräsident ein begeisterter Politiker war. Wenn Ruepp zurückblicke, laufe ein Film ab über ein spannendes und herausforderndes Berufsleben. Für ihn war es auch nie ein Problem seine Handy-Nummer öffentlich zu halten, erzählt er und weiter: Dass es natürlich nicht immer konfliktfrei abgelaufen sei, liege auf der Hand. Doch man habe immer auf einer hohen politischen Ebene verhandelt und es habe keinen einzigen Tag gegeben, an dem er ungern ins Rathaus gegangen sei. Der Humor der „Rôthüslar“ habe stets zu einem guten Miteinander beigetragen und vor allem wissen sie, wie man Feste feiert, erzählt Ruepp aus der Rathausstube. Wenn man ihn heute fragen würde, hätte er nichts anders gemacht, er habe nichts bereut, und das sei doch ein guter Zeitpunkt aufzuhören, resümiert der ehemalige „Vize“ mit zufriedenem Lächeln. EH

Zur Person
Mag. Martin Ruepp
Geboren: 1955
Wohnort: Dornbirn
Familie: verheiratet mit Carmen, 2 Töchter (Claudia und Monika)
Ausbildung/Werdegang: Matura am Realgymnasium Dornbirn, Studium der BWL in Innsbruck, seit 1983 Stadtpolitiker, von 1999 bis 2020 Vizebürgermeister von Dornbirn
Hobbys: Wandern, Weinberg in Eschenau, Skifahren und -touren, Fotografie und Film, Reisen
Lebensmotto: „Tue recht und scheue niemand“.

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