AA

Wenn das Dorf zusammenwächst

Die Ortsvorsteher aus Tisis (Gabriele Graf) und Tosters (Manfred Himmer) lassen die letzten Wochen Revue passieren.
Die Ortsvorsteher aus Tisis (Gabriele Graf) und Tosters (Manfred Himmer) lassen die letzten Wochen Revue passieren. ©Emir T. Uysal
Pandemie rückt den Zusammenhalt in der Nachbarschaft zusammen.
Ortsvorsteher aus Tisis und Tosters (2020)

TISIS-TOSTERS Die letzten Monaten waren geprägt von einem Thema: Covid-19. „Gerade nach dem Lockdown hatten wir eine riesige Liste an freiwilligen Helfern“, freut sich Tostner Ortsvorsteher Manfred Himmer. „Positiv war auch, dass wir diese so gut wie gar nicht gebraucht haben.“ Zum Beginn hat sich auch Gabriele Graf, Ortsvorsteherin in Tisis, einige Tage beim Nahversorger in der Maskenausgabe eingesetzt. Dort habe sie auch gemerkt, dass viele Bewohner mit langen und mehreren Einkaufszettel in den Supermarkt gelaufen sind. Diese haben für ihre Nachbarn, Großeltern und Eltern eingekauft, merkte sie an. Das Bewusstsein im Dorf war also da, ebenfalls die Ungewissheit und Unsicherheit. „Was darf man und was nicht, wurde ich oft gefragt“, hält Graf fest. Wie viel Abstand zum Nachbar gehalten muss, wo überall die Maskenpflicht gilt oder wie es mit den Vereinsarbeit weitergehen soll … „Nach zwei Wochen bis Ostern waren alle Bürger selbst organisiert. Dabei haben auch die junge Bevölkerung ihren Beitrag geleistet“, meint Himmer.

 

Sünder dabei

Wichtiges Thema bei den älteren Bürgern aus Tisis-Tosters war auch die Frage, wie sie ihre Pension beziehen, während die Banken geschlossen sind. Geholfen haben aber nicht nur eingefleischte „Urfeldkircher“ – auch zahlreiche Einwanderer haben sich auf den Aufruf gemeldet. „Ich habe äußerst positive Erfahrung mit Flüchtlingen machen dürfen“, meint Graf. „Viele haben mich täglich angerufen und wollten sich unbedingt einbringen und ihre helfende Hand reichen in der Krise.“ Auch einige betagte Menschen boten ihre Unterstützung an: „50 Prozent konnten wir zwar streichen von der Liste streichen, weil diese selbst nicht so mobil waren – aber der Wille war auf jeden Fall da“, so die Ortsvorsteherin.

Leider gab es auch Sünder, die die Vorschriften nicht so ernst genommen haben. „Einige besorgte Bürger haben sich bei mir gemeldet, dass sich auf der Tostner Burg sich ein Treffpunkt entwickelt hat“, verrät Himmer. Die Kirchenstiege war beispielsweise ein Hotspot für Jugendliche, die sich auf engsten Raum getroffen haben und den Sicherheitsabstand nicht eingehalten haben. „Die Polizei wurde daraufhin informiert und rasch hat sich die Lage verbessert“, erklärt der Ortsvorsteher.

 

Familien wachsen zusammen

Die Krankenpflegeschule in Tisis hat rasch ein Lazarett in ihren Räumlichkeiten eingerichtet, die sie inzwischen wieder abgebaut haben. „Es ist eine völlig neue Erfahrung für uns alle“, so Himmer. Der Verkehr hat zwar wieder zugenommen, dennoch ist der Respekt da und die Bewohner gehen deutlich bewusster einkaufen, merken die Ortsvorsteher an. „Wenn mal eine Kleinigkeit zuhause fehlt, wird nicht extra nochmal den SPAR-Markt in der Nähe aufgesucht“. Die Bürger seien noch verhalten was das Kaufgewohnheiten angeht. „Was ich sehr positiv sehe ist auch das Familienleben“, meint Graf. „Viele Familien haben sich noch nie so intensiv mit ihren eigenen Kindern beschäftigt. Dadurch auch eine ganz neue Wertschätzung zu den Pädagogen entwickelt.“ Was die Zukunft im Dorf erwartet ist noch ungewiss. Aber eines ist den Ortsvorstehern klar: „Die Krise hat bisher gezeigt, dass wir gemeinsam alles überstehen können: Mit Mut, Respekt und Nächstenliebe.“ ETU

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Feldkirch
  • Wenn das Dorf zusammenwächst