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Weniger Wachstum in Österreich durch Trump-Zölle

Trumps Zölle schaden auch Österreichs Wirtschaft.
Trumps Zölle schaden auch Österreichs Wirtschaft. ©APA/AFP/BRENDAN SMIALOWSKI
Das neue Zollpaket von US-Präsident Donald Trump könnte den wirtschaftlichen Abschwung in Österreich verstärken. IHS, Wifo und wiiw erwarten, dass das Wirtschaftswachstum 2025 und 2026 deshalb sinken wird. Bundeskanzler Stocker spricht sich für ein starkes und selbstbewusstes Auftreten der EU gegenüber den USA aus.
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Die neuen Trump-Zölle werden laut IHS-Modellrechnung das heimische BIP um 0,4 Prozent senken. Ein Rückgang der Wirtschaftsleistung könnte auch das Budgetdefizit erhöhen. Neben den US-Zöllen trifft auch die Abkühlung der Weltwirtschaft Österreich, so Klaus Weyerstrass vom Institut für Höhere Studien (IHS). Der Weltwährungsfonds prognostizierte im Januar ein globales Wachstum von 3,3 Prozent für 2025. Weyerstrass erwartet aufgrund der US-Zölle ein um 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte geringeres Wachstum in diesem Jahr und 2026 ein um 0,5 Prozentpunkte reduziertes globales Wachstum.

In Milliarden Euro; Zeitreihe ab 2010 sowie 2024 (vorlŠäufige Zahlen) nach Warengruppen

Mögliche Warenschwemme aus Asien wegen Trump-Zölle: Handelsverband fordert Schutz

In Europa erwartet der IHS-Außenhandelsökonom "kaum" einen Effekt auf die Inflationsrate. Einen weiteren negativen wirtschaftlichen Impact für Europa werde es aber durch die Umleitung von Warenströmen durch die US-Zollpolitik geben, etwa eine zusätzliche Warenschwemme aus Asien. Für die USA rechnet Weyerstrass mit einer höheren Inflationsrate und einem geringeren Wirtschaftswachstum durch weniger Konsum und verunsicherte Konsumenten. Das von US-Präsident Trump verkündete Zollpaket würde den durchschnittlichen US-Zollsatz auf das höchste Niveau seit den 1940er-Jahren heben, verwies der IHS-Außenhandelsökonom auf Daten der US-amerikanischen Tax Foundation.

Der mögliche Umlenkungseffekt, bei dem chinesische Waren verstärkt auf dem europäischen Markt verkauft werden, rief auch den heimischen Handelsverband auf den Plan. "Während alle über neue Zölle reden, sollten wir endlich jene Zollfreigrenzen (in Höhe von 150 Euro; Anm.), die in unserer eigenen Hand liegen, auf null senken, um uns zu schützen", fordert Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, in einer Aussendung. Zudem brauche es eine "Null-Toleranz-Politik" bei Produktfälschungen. Negative Auswirkungen aus seine Branche erwartet auch Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger. "Daher fordern wir die EU-Kommission dringend auf, Gespräche mit der US-Regierung zu suchen, um gemeinsame Lösungen zu finden und eine weitere Verschärfung der Situation zu verhindern." Gelinge dies nicht, müsse Europa "seine Wirtschaft gezielt zu schützen".

Trump-Zölle: Autozulieferer besorgt

Die Vertreter der Autozulieferer in der Wirtschaftskammer (WKÖ) fordern eine rasche, aber überlegte Reaktion auf die US-Zollpolitik. "Die USA sind nach Deutschland der wichtigste Exportmarkt", sagte Hansjörg Tutner von der WKÖ-Fahrzeugindustrie in einer Aussendung. "Angesichts der zusätzlichen US-Zölle wird es für Verhandlungen auf Augenhöhe notwendig sein, gegenüber der US-Regierung Stärke zu zeigen", so Tutner. "Bei all dem sollte das übergeordnete Ziel die Abschaffung der gegenseitigen Zölle sein" Beim österreichischen Leiterplattenhersteller AT&S sieht man die eigenen Leiterplatten und IC-Substrate derzeit nicht unmittelbar von den US-Zöllen betroffen. "Wir sehen auch keine Signale, dass sie in den Fokus geraten könnten", erklärte das Unternehmen auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. Als Zulieferer sei AT&S jedoch indirekt betroffen: Würde ein europäisches Auto mit den Leiterplatten des Unternehmens in den USA mit einem Zollsatz von 25 Prozent belegt, könnte dies die Nachfrage nach diesen Autos und damit auch nach den Leiterplatten senken.

Wifo: Trump-Zölle könnten heimische Wirtschaft hart treffen

Die neue Zoll-Kanonade von US-Präsident Donald Trump dürfte der Wirtschaftsleistung (BIP) in Österreich heuer 0,35 Prozentpunkte kosten, käme es zu keinen Gegenmaßnahmen, sagte Wifo-Ökonom Harald Oberhofer vor Journalistinnen und Journalisten im Gebäude der Industriellenvereinigung (IV).. Die Exporte könnten um 1,4 Prozent sinken. Kommen soll der US-Schritt am 15. April. Einen Gesamteffekt könne man erst nach drei bis fünf Jahren sehen. Die Berechnungsmodelle von Wirtschaftsforschern böten Unsicherheiten, so Oberhofer. Es gibt durch die vielen Einzelmaßnahmen gegen einzelne Länder auch Unklarheiten, wie sich die Wechselkurse entwickeln.

USA vor Inflationshoch und Exporteinbruch durch Trump-Zölle

Die USA würden sich aber wohl in Richtung eines Inflationshochs bewegen. Zudem drohe der größten Volkswirtschaft der Erde heuer ein Exporteinbruch von fast einem Viertel (24 Prozent). Oberhofer erläuterte, dass Trump bei der alleinigen Betrachtung von Waren bei den ihn störenden hohen Handelsdefiziten der USA mit vielen Staaten der Welt nur "die halbe Wahrheit" verbreite. Denn bei (digitalen) Dienstleistungen haben die Vereinigten Staaten meist große Handelsbilanzüberschüsse.

Betrachte man beides zusammen, liege das gesamte Handelsdefizit der USA gegenüber Europa bei "nur" 48 Mrd. Dollar oder 3 Prozent der gesamten Handelssumme. Trump hatte Mittwochabend (MESZ) alleine von 1,2 Billionen Dollar im internationalen Welthandel gesprochen - und betrachtete hierbei keine Dienstleistungen, so Oberhofer. Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) und IV-Präsident Georg Knill forderten nach dem Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern der heimischen Exportwirtschaft ein selbstbewusstes gemeinsames Vorgehen der EU und gegebenenfalls auch Großbritanniens.

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Man sei "seit Wochen auf dieses Szenario vorbereitet", hieß es in einem Statement aus dem Bundeskanzleramt. Zugleich sei man um eine Verhandlungslösung bemüht. Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) und der Präsident der Industriellen Vereinigung (IV), Georg Knill, forderten nach einem Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern der heimischen Exportwirtschaft ebenso ein selbstbewusstes gemeinsames Vorgehen der EU und gegebenenfalls auch Großbritanniens.

Für eine Verhandlungslösung ist auch Jakob Schwarz, industriepolitischer Sprecher der Grünen. "Wenn eine solche Lösung mit den USA nicht erzielt werden kann, muss die Reaktion so ausfallen, dass sie die amerikanische Wirtschaft dort trifft, wo am meisten Druck auf Donald Trumps Umfeld ausgeübt wird: Bei den Big-Tech-Firmen".

Trump-Zölle: wiiw erwartet vertiefen der Rezession

Auch aus Sicht des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) wird die Verschärfung der US-Zollpolitik die österreichische Wirtschaft hart treffen. "Zu erwarten ist, dass sich die Rezession vertiefen wird", sagte der wiiw-Handelsökonom Robert Stehrer im Gespräch mit der APA. Mit Zöllen von 20 Prozent würden die EU-Ausfuhren in die USA sinken, was auch die österreichischen Exporteure beeinträchtigen werde. "Das ist inmitten des Negativwachstums ein weiterer Schlag für die Wirtschaft."

Derzeit machen die EU-Ausfuhren in die USA laut Stehrer rund 7 Prozent der europäischen Gesamtexporte aus. Für die österreichischen Produzenten stelle sich damit die Frage, ob sie andere Absatzmärkte für ihre Produkte finden könnten. Auf die Inflation in der Europäischen Union dürften die US-Maßnahmen allerdings keinen negativen Einfluss haben. "Wenn wegen der Zölle versucht wird, Produkte verstärkt in Europa abzusetzen, dürfte dies sogar eher inflationsdämpfend wirken", so der wissenschaftliche Leiter des wiiw.

(APA/Red)

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