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Welturaufführung in Bürs

Geschaff! Tristan und Lothar Uth
Geschaff! Tristan und Lothar Uth
Die eigens für diesen Anlass von Tristan Uth komponierte „Festmusik der Harmoniemusik Bürs“ bildete den fulminanten Höhepunkt des Jubiläumskonzerts zum 150-jährigen Bestehen des Musikervereines. Bürs.

Ein Arrangement von Anton Bruckners Chorwerk „Locus iste“ (lateinisch „dieser Ort“) erklang als erstes Stück am Samstagabend in der bis auf den letzten Platz gefüllten Friedenskirche. Hubert Konzett als Moderator nahm dieses Motiv mit feiner Ironie auf. Das Programmheft kündigte eine „wahnsinnige Reise“ durch die Musikwelt an, wobei Konzett keinen Zweifel aufkommen ließ, wo der Nabel der Welt liegt: Bürs. Gekonnt steigerte er so die pausenlose Spannung bis zur Welturaufführung der Festmusik.

Konservatives Programm

In einer Zeit, in der Musik aus den entlegensten Weltgegenden und fernsten Zeiten in wirklichem und vermeintlichem „Originalklang“ auf Knopfdruck verfügbar ist, erweckt die Ankündigung einer „internationalen Rallye“ durch die Musik sehr hohe Erwartungen. Allein, das dargebotene Repertoire ist sehr brav: drei Sätze aus Gustav Holsts „Second Suite in F“ (immerhin ein Originalwerk für Blasmusik, 1911), drei Sätze aus der Renaissance-Suite von Susato (16. Jahrhundert, im Arrangement von Hermann Egner), „Nessun Dorma“ von Giacomo Puccini sowie die Ouvertüre zu „Nabucco“ von Giuseppe Verdi. Da kann eigentlich gar nichts schief gehen, weil es da nichts Schiefes gibt. Lauter Musik, die direkt oder indirekt den Geist des 19. Jahrhunderts atmet. Auch die fette Einrichtung von Billy Joels Song „Leningrad“ durchbricht dieses Schema nicht, denn Joel verarbeitet darin ein Thema aus Tschaikowskis Violinkonzert.

Mitreißendes Dirigat

Der musikalische Leiter der Harmoniemusik Bürs Lothar Uth versteht es, dem Klangkörper das Beste zu entlocken. Dynamik, Phrasierung, große Bögen, Dramaturgie und musikalische Architektonik, alles passt. Die Friedenskirche mag für große Ensembles nicht die beste Akustik haben, dafür aber gewährt sie dem Publikum Rundumeinblick. Uth in action ist er eine wahre Freude. Wie er leidet, wenn etwas zu leise oder zu laut ist, wie er Melodien gestisch verschmiert! Selbst Karajan’sche Hüftschüsse wirken bei ihm nicht aufgesetzt, das ist authentisch. Und die Muskerinnen und Musiker gehen mit, reagieren prompt und vereinen sich so zu einem satten und homogenen Klangkörper.

Auftragswerk der Gemeinde

Der Kompositionsauftrag an Tristan Uth (Sohn von Lothar) ist ein Geschenk der Gemeinde Bürs anlässlich des Musikverein-Jubiläums. Die Festmusik nimmt nicht nur auf Bürs, sondern auch auf die besondere Räumlichkeit der Uraufführung Bezug, bildet doch ein Orgelsolo den Mittelteil der Komposition, die von Tristan Uth selbst dirigiert wurde. Der erste Teil präsentiert ein Bürs-Leitmotiv, das sich durch das ganze Stück zieht und von einem jazzig angehauchten Teil kontrastiert wird, der sich kontrapunktisch verdichtet. Das nachdenkliche Orgel-Solo schließlich tritt in Dialog mit der Harmoniemusik, beide schaukeln sich gegenseitig leit- und dreiklangsmotivisch zu einem doppelten Fortissimo hoch.

Standing Ovations

Das Publikum bedankte sich bei Vater und Sohn Uth sowie bei der Harmoniemusik mit Standing Ovations für die beeindruckenden Leistungen und diesen erinnerungswürdigen Abend, zu dem Obmann Andreas Grabner auch Ehrengäste wie Bürgermeister Georg Bucher und Vorgänger Helmut Zimmermann, den Bludenzer Amtskollegen Mandi Katzenmayer, Blasmusikverband-Obmann Wolfram Baldauf oder den Klostertaler Musikschuldirektor Manfred Vonbank begrüßen durfte.  

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