Dabei ist nicht nur das Lesen wichtig, denn Vorlesen bedeutet für Kinder auch die volle Zuwendung und Nähe von Mama oder Papa. Wenn das gemeinsame Anschauen von Bilderbüchern von Anfang an für das Kind eine alltägliche Situation ist, kann es schrittweise an längere Texte herangeführt werden”, erklärt die Logopädin.
Auf die Bedürfnisse eingehen
Wie lange oder wie oft man Kindern vorlesen sollte, ist sehr individuell. Fessler: Wichtig ist, Art und Dauer der Vorlesesituation sowohl den Fähigkeiten als auch der Tagesverfassung des Kindes anzupassen. Für viele Kinder ist Vorlesen als Abendritual besonders schön. Manchmal kann es aber sinnvoll sein, dem Erzählen oder Besprechen der Ereignisse des Tages mehr Platz einzuräumen.”
Früh beginnen
Wer früh mit dem Vorlesen beginnt, schafft eine gute Grundlage. Denn gemeinsam Bücher betrachten und Bilder benennen kann man bereits mit eineinhalb-jährigen Kindern oder auch früher. Bereits bei dieser Vorstufe zum eigentlichen Vorlesen wird der Wortschatz gefestigt und erweitert. Dadurch verbesser(t)n sich die Ausdrucksfähigkeit und damit die Freude am Sprechen und später am Schreiben von Aufsätzen, Geschichten, Gedichten. Besonders wichtig ist Vorlesen in der Phase des Lesen Lernens. Vor allem bei Kindern, die sich damit schwer tun, kann man durch gemeinsames Lesen die Lust am Lesen erhalten. Das Kind benennt beispielsweise Buchstaben oder Wörter, die es bereits kennt oder es wird abwechselnd ein Satz gelesen.
Kreativität wichtig
Auch beim Vorlesen ist die Kreativität der Erwachsenen gefragt. Es ist nicht immer notwendig, sich wortgetreu an den Text zu halten”, erklärt Fessler. Je nach Entwicklungsstand des Kindes kann man einzelne fremde Begriffe durch bekannte ersetzen oder Sätze kürzen. Allerdings sollte man die Aufnahme- und Lernfähigkeit der Kinder und ihr Interesse an neuen Begriffen und Bedeutungen nicht unterschätzen. Viel Spaß machen kann auch das Übersetzen” in den eigenen Dialekt oder das weiterspinnen der Geschichte. So werden Fantasie und Fabulieren geübt und Raum, für die eigenen Erlebnisse, Gedanken, Wünsche und Ängste geschaffen.
Gute Bücher?
Die Frage, welche Bücher sich besonders gut eignen ist bei der Fülle des Angebots schwierig zu beantworten. Wichtig ist, dass das Buch inhaltlich dem Interesse und gestalterisch dem Geschmack des Kindes entgegenkommt. Auch die Kleinen kann man schon in die Bibliothek mitnehmen und selbst das eine oder andere Buch auswählen lassen”, erklärt Gabi Fessler.
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