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"Weil man anderen helfen muss, oder?"

Dornbirn - Sie wohnt am Bahndamm, in einem kleinen Haus. Bescheiden und blitzsauber. Sogar der Fasching hielt Einzug: Den ramponierten Clown aus Pappmaché hat sie vorm Mülleimer-Tod bewahrt.

„Man muss sich eben selber manchmal eine Freude machen“, so Irmgard Fritz. Die beiden Gottesdienste am heutigen Aschermittwoch in Haselstauden hat Irmgard Fritz mit einer Freundin vorbereitet. Der Erlagschein, mit dem sie die gesammelten Spenden überweisen wird, liegt schon bereit. Dass auch sie selber spenden wird, steht außer Frage. Ihre Lebensgeschichte erzählt, warum. Sie kam 1938 zur Welt. Mit 17 Jahren verließ sie die Steiermark, um Arbeit zu finden in Vorarlberg. In einer Lustenauer Wirtschaft verdiente sie ihr erstes Geld. „So streng war die Chefin, wir haben von der Früh bis elf Uhr auf dNacht gearbeitet.“ Und doch nennt sie es eine „schöne Zeit“. Später ging Irmgard Fritz in die Stickerei und dann 14 Jahre lang nach Herbrugg. „Dort haben sie mich als Kontrolleurin angelernt.“

Ein Zimmer für zwei

Sie hat geheiratet und ist mit ihrem Mann nach Dornbirn umgezogen, „in ein kleines Zimmer mit Küchenbenutzung“. Nein, sie jammert nicht, im Gegenteil. „Wie waren wir zufrieden damals! Bis ihre Tochter neun Jahre alt war. Ihr Mann war nach Innsbruck „zu einer Operation“ gefahren. Da stand plötzlich die Polizei vor der Tür. „Ich sollte in Innsbruck anrufen, haben sie gesagt. Wir hatten ja damals noch kein Telefon.“ Irmgards Mann war im Operationssaal gestorben. So blieb sie allein, mit dem Kind und dem halbfertigen Haus. „Heute gibts ja ein Krisenteam, das fängt die Leute auf.“ Damals gab es sowas nicht. Aber der Pfarrer und die Gemeinde „haben mir unglaublich geholfen“. Vielleicht will sie ja ein Stück davon heute zurückgeben? Jedenfalls ist Irmgard Fritz seit Jahrzehnten in der Pfarre engagiert. Seit 20 Jahren leitet sie eine Frauenrunde. Jahr für Jahr suchen sie sich Projekte aus, die sie unterstützen. Nicht, dass Irmgard Fritz reich wäre. Sie kommt mit ein paar hundert Euro Pension zurecht. „Sparen ist meine Lebensaufgabe.“ Aber diesem Satz schickt sie einen zweiten hinterher, der ihr genauso klar über die Lippen kommt: „Man muss doch anderen helfen, oder?“

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