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Weg mit den Waffen

©APA/HARALD SCHNEIDER
Gastkommentar von Johannes Huber. Auch nach dem Amoklauf in Graz traut sich die Regierung nicht, zu einem weitgehenden Waffenverbot zu schreiten. Verweise auf Sicherheit und Freiheit sind daneben.

In österreichischen Haushalten werden mehr Waffen gehortet als in allen Nachbarländern. Pro 100 Einwohner handelt es sich um 30. Ähnlich viele sind es nur in der Schweiz (28), sonst überall deutlich weniger, wie beim Forschungsprojekt „Small Arms Survey“ herausgefunden worden ist. In Deutschland sind es mit 20 um ein Drittel weniger, in Slowenien, Italien, Kroatien, Tschechien und Ungarn nur gut halb so viele. Kein Wunder: Hierzulande ist es relativ einfach, zu einer Pistole oder einem anderen Schießeisen zu kommen.

Daran wird sich nicht viel ändern. Auch nach dem Amoklauf in Graz traut sich die Regierung nicht, zu einem weitgehenden Verbot zu schreiten. Und bis Änderungen wie die Anhebung des Mindestalters für den Erwerb besonders gefährlicher Waffen von 21 auf 25 in Kraft sind, werden noch viele Österreicher aufgerüstet haben: Händler werden derzeit regelrecht gestürmt.

Nicht wenige Menschen glauben offenbar, sich ihre Sicherheitslage verbessern zu können, wenn sie bewaffnet sind. Das ist jedoch ein Irrtum: Wo viele Waffen sind, passiert auch mehr, steigt in Summe die Unsicherheit. Das sieht man insbesondere in den USA.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens: Mit einer Waffe muss man umgehen können. Das erfordert Übung. Zweitens: Im Ernstfall kann Waffenbesitz zu einer Eskalation beitragen, also dazu führen, dass erst recht Schüsse fallen. Drittens: Die Masse der Waffenbesitzer verwahrt ihre Waffen, wie es sich gehört. Das bringt es jedoch mit sich, dass sie diese in der Regel nicht bei sich haben und sich daher im Falle des Falles nicht selbst damit verteidigen könnten. Insofern ist der Nutzen also beschränkt. Abgesehen davon gibt es immer Menschen, die Waffen nicht verantwortungsbewusst verwahren, sondern fahrlässig sind und es daher auch zu Unfällen kommt.

Der Amoklauf in Graz hätte sehr wahrscheinlich auch durch strengere Regeln nicht verhindert werden können. Er ist jedoch eine Erinnerung daran, dass Waffen in unserer Gesellschaft nichts zu suchen haben sollten. Und dass dafür auch ein Zeichen angebracht wäre: ein weitgehendes Waffenverbot.

Österreich ist ein sehr sicheres Land, vor allem funktioniert auch die staatliche Ordnung, die insbesondere durch die Polizei gewahrt wird. Bei ihr sollte auch das Gewaltmonopol liegen. Es ist nicht notwendig, dass Bürger glauben, wie im Wilden Westen selbst für Recht und Ordnung sorgen zu müssen.

Die FPÖ argumentiert dagegen, sie meint, Österreich sei ein freies Land, in dem Bürger entscheiden können sollten, ob sie sich bewaffnen oder nicht. Die Freiheit des Einzelnen endet jedoch dort, wo sie zu einem Problem für andere wird. Das ist genau hier der Fall: Wenn viele Menschen eine Waffe besitzen und darunter zum Beispiel auch der, sagen wir, cholerische Nachbar, der sich gerne betrinkt, dann ist es nicht nur beunruhigend für einen selbst, sondern stellt eine Bedrohung dar, die zurecht Angst macht.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik

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