Ihren Siebziger am kommenden Samstag wird sie in Wien feiern. Mit Verwandten, vielen Freunden und politischen Weggefährten. Von diesen haben jedoch nur jene eine Einladung erhalten, die „mir nicht auf den Nerv gegangen sind“. Liesl Gehrer, wie man sie kennt: kantig und auch im fortgeschrittenen Alter nicht leise. Mit Äußerungen zu aktuellen Geschehnissen hält sich die ehemalige Unterrichtsministerin aber bewusst zurück. Zurufe von außen habe sie schon zu ihrer aktiven Zeit nicht leiden können. Denn: „Ein Ratschlag ist auch ein Schlag.“ Lieber konzentriert sich Gehrer darauf, ihren „allergrößten“ Wunsch erfüllt zu bekommen, nämlich eine Schiffsreise in die Antarktis.
Der Anruf kam beim Bügeln
Elisabeth Gehrer ist gebürtige Wienerin. Nach dem Besuch der Volksschule übersiedelte die Familie nach Tirol, wo Gehrer später die Lehrerbildungsanstalt absolvierte und anschließend als Volksschullehrerin arbeitete. Die nächsten Umzugskartons packte sie dann für Vorarlberg. Politikerin wollte Liesl Gehrer eigentlich nie werden, obwohl sie sich frühzeitig in der ÖVP engagierte. Schließlich war es Kontrollinspektor Josef Mennel, Vater der heutigen Landtagspräsidentin Bernadette Mennel, der Gehrer 1980 in den Bregenzer Stadtrat hievte. Die Kunde ereilte die vierfache Mutter beim Bügeln. „Nach dem Rückzug von Dr. Franz Bernhard wäre Josef Mennel an der Reihe gewesen“, erzählt Liesl Gehrer. Doch der meinte, dass die Zeit für eine Frau in der Bregenzer Stadtpolitik gekommen sei.
Rasante politische Karriere
Damit war der Grundstein für eine rasante politische Karriere gelegt. Stadträtin, Landtag, Landtagsvizepräsidentin, Schullandesrätin, amtsführende Präsidentin des Landesschulrats, Unterrichtsministerin. Dazu kamen noch zahlreiche Funktionen innerhalb der ÖVP und ihrer Nebenorganisationen. Im Mai 1995 wurde Liesl Gehrer als Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten vereidigt, ab 2000 kamen die Wissenschaftsagenden dazu. Ihr Ressort leitet sie bis zur Bildung der Regierung Gusenbauer Anfang 2007. Einer ihrer größten Förderer war neben Alt-Landeshauptmann Martin Purtscher zweifelsohne Wolfgang Schüssel. Von ihm schwärmt Liesl Gehrer immer noch in höchsten Tönen. „Wir waren eine eingeschworene Truppe und haben etwas aufgebaut“, fasst sie „eine schöne, interessante Zeit“ schnörkellos zusammen.
Keine Angst vor dem Alter
Jetzt steht anderes im Vordergrund. „Ich möchte in die Zukunft schauen und mich nicht mit der Vergangenheit beschäftigen“, lautet die klare Ansage. Schließlich will hergerichtet werden, „was zwölf Jahre in Bregenz vernachlässigt wurde“. Liesl Gehrer ließ das Haus um- und ausbauen, widmet sich heute der Kakteenzucht, Kater „Samy“ und Ehemann Fritz (78), der weiland nicht mit nach Wien ziehen wollte. Man habe sich jedoch wieder zusammengerauft, lässt sie in der ihr eigenen Offenheit wissen. Nach wie vor kümmert sich Liesl Gehrer auch intensiv um Hilfsprojekte in Albanien. Sie mache das „wahnsinnig gerne“. Denn es bereichere ihr Leben enorm.
Vor dem Alter fürchtet sich die Bald-Jubilarin übrigens nicht. Wiewohl ihre Enkel jede Falte kritisch beäugen. Aber: „Dazu muss man stehen.“ Wie Liesl Gehrer auch dazu steht, dass sie dem jetzigen ÖVP-Obmann Michael Spindelegger immer wieder einmal via E-Mail oder SMS ein Feedback über seine Arbeit gebe. Nur eben nicht öffentlich. So, wie sie sich das geschworen hat, als sie „politisch in Pension ging“.
Zur Person: Elisabeth Gehrer
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