Als Nahost-Korrespondent hat Karim El-Gawhary im Fernsehen eineinhalb Minuten Zeit, um die komplexe arabische Welt zu erklären. Weil das vollkommen unmöglich ist, schrieb er nun ein Buch. In seinem neuesten Werk "Repression und Rebellion: Arabische Revolution – was nun?" geht es um die Folgen des Arabischen Frühlings 2011 und wie sich die Situation im Nahen Osten seither entwickelt hat. In Ägypten herrscht das Militär, in Syrien ein Massenmörder und die Golfstaaten werden weiter autokratisch regiert. Dass der Arabische Frühling zu einem Arabischen Winter geworden ist, weist der Nahost-Experte aber trotzdem zurück: „Es sind Prozesse, die da losgetreten wurden, die noch kein Ende haben“, betont El-Gawhary, der vor seiner Lesung bei Russmedia am Dienstagabend bei "Vorarlberg LIVE" zu Gast war.
So wurden etwa 2019 die Diktatoren Bouteflika in Algerien und al-Baschir im Sudan jeweils gestürzt und es kam zu Protestbewegungen im Irak und im Libanon. Wie lange der Wettlauf zwischen Repression und Rebellion noch weitergehen wird, kann niemand abschätzen.
Der Nahost-Experte übt in seinem neuen Buch Kritik am europäischen Umgang mit dem Nahen Osten. „Ein Fehler, den wir machen ist, dass wir die arabische Welt reduzieren. Man blickt immer mit der Brille der Religion auf sie. Alles versucht man über Religion oder den Islam zu erklären“, sagt der Autor bei „Vorarlberg live“.
„Ich erlebe das anders. Es gibt Umfragen unter arabischen Jugendlichen, in denen zwei Drittel sagen, dass Religion eine zu große Rolle in der Gesellschaft spielt.“ Warum die arabische Welt tickt, wie sie tickt, erklärt der Autor lieber mit dem „unseligen arabischen Dreigespann“, das die Menschen auf die Barrikaden treibe, nämlich Armut, Ungleichheit und Machtlosigkeit.
Das Interview in voller Länge:
Die Sendung "Vorarlberg LIVE" ist eine Kooperation von VOL.AT, VN.at, Ländle TV und VOL.AT TV und wird von Montag bis Freitag, ab 17 Uhr, ausgestrahlt. Mehr dazu gibt's hier.
(VN/mih)
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