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Was Reinhold Messner zur Schande am K2 sagt

Reinhold Messner.
Reinhold Messner. ©Fotos: APA/dpa/Roland Weihrauch, Twitter/Everest Today; Montage: VOL.AT
Die Bergesteiger-Legende Reinhold Messner über "Gipfel-Tourismus", zunehmenden Egoismus am Berg und die Tatsache, dass 99 Prozent der "Gipfelstürmer" weder Fähigkeiten noch Erfahrung haben.

Empörung über den Tod eines Bergsteigers am K2: Am 27. Juli wurde der pakistanische Bergführer Mohammed Hassan (†27) von Gipfelstürmern überklettert, obwohl er noch am Leben war und kopfüber in Seilen hing. Trotz seiner prekären Lage verzichtete niemand darauf, den Gipfel zu erreichen, um ihm in der dünnen Luft und extremen Höhe zu helfen.

Der zweithöchste Berg der Welt

Der K2, der zweithöchste Berg der Welt, ist bekannt für seine tödlichen Bedingungen. Bis zu diesem Sommer haben nur etwa 400 Menschen den Gipfel erreicht, wobei fast 100 dabei ihr Leben verloren.

Schwierige Kommunikationswege

Im Juli gab es einen großen Vorstoß zum K2. Über 200 Bergsteiger versuchten, den auch als "Wilden Berg" bezeichneten K2 zu erklimmen. Einige Quellen berichteten sogar von 250 Bergsteigern. Es bleibt unklar, wie vielen dies gelang, da die Kommunikationswege schwierig sind. Mohammed Hassan gehörte nicht zu den Erfolgreichen.

Lawinenabgang

Der einheimische Hochträger sollte beim Montieren von Seilen helfen, als eine Lawine ihn in die Tiefe riss. Verletzt und hilflos blockierte er den Weg zum Gipfel, während andere Bergsteiger einfach über ihn hinweggingen. Die renommierte Bergsteigerin Lakpa Sherpa, die an diesem schicksalhaften Tag als Expeditionsleiterin unterwegs war, äußerte sich gegenüber dem Fachportal Explorersweb: "Es gibt kein Rettungsteam auf dem K2."

Schlechtes Wetter

Lakpa Sherpa berichtete weiter, dass Hassan vor seinem Unfall gewarnt wurde. "Einige Sherpas aus der Seilschaft sagten ihm mehrmals, er solle umkehren, da seine Kletterausrüstung und Kleidung sehr schlecht waren", so Lakpa. "Aber er hörte nicht darauf und folgte den anderen Bergsteigern." Das Wetter war ebenfalls ungünstig, und es wäre "sehr schwierig" gewesen, ihn aus der engen "Flaschenhals"-Passage zu bergen.

Gipfeljagd-Tourismus: Kritik von Bergsteiger-Legende Messner

Lakpa gab jedoch zu: "Wenn ich von den Problemen gewusst hätte, hätte ich geholfen." Die Bergsteigerlegende Reinhold Messner, der den K2 1979 ohne Sauerstoff bestieg, äußerte sich ähnlich. Er kritisierte gegenüber dem österreichischen Privatsender Puls 24 den heutigen Gipfeljagd-Tourismus und den vorherrschenden Egoismus. "Jeder will den Gipfel erreichen. 'Warum soll ich retten?'" zitierte Messner die Mentalität einiger Bergsteiger.

Früher gab es am Berg eine große Solidarität

Messner betonte, dass jeder, der einmal einen Verletzten oder Höhenkranken am Berg erlebt hat, die Bedeutung der Hilfe kennt. Er kritisierte, dass am K2 und anderen großen Bergen heute mehr Tourismus als echter Alpinismus stattfindet. "Am Berg gab es früher eine große Solidarität", sagte Messner. Doch das hat sich geändert. Erfahrene Bergsteiger hätten früher ihre Touren für in Not geratene Kollegen abgebrochen, was heute, wie die Ereignisse am K2 zeigen, nicht mehr der Fall ist.

Zu 99 Prozent keine Fähigkeiten

Messner warnte auch vor "Sonntagsbergsteigern" ohne Fähigkeiten oder Erfahrung. "Das ganze Drama ist die Tatsache, dass diese Klienten zu 99 Prozent keine Fähigkeit und keine Erfahrung haben", sagte er und fügte hinzu, dass sie sich oft viele Träger "einkaufen"

Egoismus der Menschen wächst

Der Traum, einen der höchsten und anspruchsvollsten Berge der Welt zu erklimmen, scheint heute leichter erreichbar denn je. Dank der Unterstützung von Sherpas und Hochträgern, die Wege präparieren, Seile fixieren und Sauerstoffflaschen transportieren, wird der Aufstieg für viele erst möglich. Doch mit dem Aufschwung des Gipfeljagd-Tourismus, so warnt die Bergsteigerlegende Reinhold Messner, wächst auch der Egoismus der Menschen. (VOL.AT)

  • Nach dem tragischen Vorfall besuchte der österreichische Bergsteiger Wilhelm Steindl, der dem "Standard" zuerst von dem Fall berichtete, die Witwe von Mohammed Hassan. Obwohl ihr Arbeitgeber ihr das Gehalt ihres verstorbenen Mannes verweigert, da er seine Arbeit nicht abschließen konnte, versprach Steindl ihr Hilfe. Er plant, die Bildungskosten der verwaisten Kinder zu übernehmen und hat zudem eine Spendensammlung ins Leben gerufen.
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