Was kommt nach Schett?
Nun stellt sich freilich die Frage: Was kommt nach der langjährigen Nummer eins im österreichischen Damen-Tennis? Die Antwort darauf sieht leider sehr triste aus, zumindest für die kommenden Jahre. Denn hinter der 28-jährigen Tirolerin klafft ein Riesenloch: Sybille Bammer (146.) und Yvonne Meusburger (182.) sind die einzigen Österreicherinnen in den Top 200 mit wenig Entwicklungsmöglichkeiten. Barbara Schwartz, die einzige Spielerin mit großem Potenzial, wird leider immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen.
Österreichs Damentennis, das kommendes Monat beim Fed-Cup-Halbfinale in Moskau gegen Russland wohl zum letzten Mal für lange Zeit im Kreis der vier besten Nationen vertreten ist, ist also mit einer Situation konfrontiert, die es in den vergangenen rund 20 Jahren nicht gegeben hat. Petra Huber, Judith Wiesner, Barbara Paulus und am Ende Barbara Schett sorgten u.a. dafür, dass Rot-weiß-rot durchgehend im Kreis der Top 100 erfolgreich vertreten war.
Einer Schett hat in den letzten Jahren der Druck von unten wohl auch ein bisschen gefehlt. Ich weiß, wie das bei mir war: Ich wollte immer die Judith und dann später die Babsi (Paulus-Anm.) überholen. Und ich wollte immer mehr erreichen als die. Ich wollte die beste österreichische Tennisspielerin werden, das war für mich eine Riesen-Motivation, sagte Schett. Sie selbst war nun Jahre lange unangefochten die Nummer eins in Österreich, unterbrochen nur von einigen Fed-Cup-Erfolgen von Schwartz.
Am Horizont gibt es einen Hoffnungsschimmer, doch man wird sich einige Jahre gedulden müssen. Eine Generation von 13- bis 14-jährigen Mädchen hat sehr gutes Potenzial. Allen voran Tamira Paszek. Die Vorarlbergerin hat sich zuletzt bei den US Open im Alter von 14 Jahren für den Juniorinnen-Hauptbewerb qualifiziert und dort gegen die als Nummer drei gesetzte Shahar Peer (ISR) nur knapp verloren. Sie gilt als größtes Talent. Aber auch Niki Hofmanova, Melanie Klaffner und Janina Toljan, die heuer in Prostejov U14-Team-Vize-Weltmeister wurden, sowie Stefanie Rath gelten als Hoffnungen.
Was ist die Ursache für diese große Lücke im Damentennis? Der ÖTV hat es ein bisserl versäumt, sich in den guten Zeiten um den Nachwuchs zu kümmern. Man muss aktiv nach Kindern suchen, die auch das Talent haben. Es kann fünf bis zehn Jahre dauern bis wieder jemand da ist, meinte Schett. Paszek und Co. hat sie noch nicht spielen sehen. Grundsätzlich sei dies aber gerade bei Mädchen ein schwieriges Alter: Zwischen 14 und 17 setzt die Pubertät voll ein, da dreht man im Kopf a bisserl durch. Da wird noch einmal richtig ausgefiltert, wer weiter macht und wer nicht. Viele Mädchen, so Schett, hören in dieser Phase auf. Das ist bei den Burschen nicht so krass.
Schett appellierte auch mehr an das gemeinsame Arbeiten. Was ganz schlecht ist, dass jeder versucht, es auf eigene Faust zu machen. Jeder hat Angst, dass der andere etwas abschaut. Und erinnert sich selbst an ihre Jugendzeiten in der Südstadt. Ich habe damals viel mit Ritter Petra und mit Babsi (Paulus) trainiert und das war für mich eine brutale Motivation und es war irgendwie auch mehr Zusammenhalt. Ich finde es besser, wenn man in Gruppen arbeitet.
Ihr Coach, Gerald Mandl, sieht es ähnlich. Nach Barbara Schett gibt es ein Riesenloch, das in den nächsten Jahren nicht gefüllt werden kann. Aber die Hoffnung lebt, dass eine der jetzt 14-Jährigen den Durchbruch schafft. Mandl begrüßt die Initiative von Thomas Muster, doch sieht er vom ÖTV her die Mädchen und Frauen stiefmütterlich behandelt. Durchaus möglich, dass sich sein bisheriger Schützling, Barbara Schett nach einer Auszeit bald persönlich um den Nachwuchs kümmern wird.
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