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Warum sich die Vorarlberger Naturschutzanwältin für WikiLeaks-Gründer Julian Assange einsetzt

Naturschutzanwältin Katharina Lins ist auch für Amnesty International tätig.
Naturschutzanwältin Katharina Lins ist auch für Amnesty International tätig. ©MJ
Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
Katharina Lins ist auch Sprecherin für Amnesty International Vorarlberg. Die Naturschutzanwältin sieht beim Fall des inhaftierten Herausgebers geheimer Informationen Parallelen zum verstorbenen russischen Regimekritiker Alexej Nawalny.

Bei der heute und morgen wohl entscheidenden Anhörung des Investigativ-Journalisten Julian Assange vor dem Londoner High Court fällt die Entscheidung, ob der WikiLeaks-Gründer in die USA ausgeliefert wird, wo ihm jahrzehntelange Haft und die Anklage auf Hochverrat drohen.

Amnesty International wehrt sich gegen diese Auslieferung, darunter auch die Vorarlberger Naturschutzanwältin Katharina Lins, als Sprecherin der NGO in Vorarlberg.

Nawalny und Assange – zwei Kämpfer für die Meinungsfreiheit

Seit 1994 engagiert sich Katharina Lins für die international tätige Menschenrechtsorganisation. "'Name and shame' – unsere Aufgabe besteht darin, Verletzungen des Menschenrechts zu benennen, aufzuzeigen und damit das Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit auf diese Missstände zu richten. Und so Druck zu erzeugen auf jene, die für diese Übertretungen verantwortlich sind", informiert die Naturschutzanwältin.

VOL.AT besuchte die Naturschutzanwältin in ihrem Büro in der Dornbirner Inatura. ©MJ

So auch im Fall rund um den in russischer Haft verstorbenen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny. "Seit Kriegsbeginn hat sich Amnesty vermehrt um Verfehlungen der russischen Regierung rund um Wladimir Putin gekümmert. Und der Fall Nawalny zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, das internationale Interesse auf die Machenschaften der Mächtigen dieser Welt zu lenken." Egal, ob es um Haftbedingungen bis hin zur Folter ginge, Amnesty International setze sich seit Jahrzehnten für die Wahrung dieser Grundrechte ein, auf der ganzen Welt. Auch wenn es dem russischen Staatsoberhaupt aktuell wohl egal sei, was die Öffentlichkeit außerhalb von Russland von ihm denke.

„Es ist natürlich persönlich ein Schock. Druck auf Opposition, Misshandlung von Gefangenen, schlechte Behandlung sind auf jeden Fall Formen von Menschenrechtsverletzungen. Jeder, egal weswegen er inhaftiert ist, hat bestimmte Rechte, die man einhalten muss“, gewährt die Juristin persönliche Einblicke in Bezug auf den Fall Nawalny.

Doppelmoral des Westens in Bezug auf Assange?

Angesichts der aktuellen, wohl entscheidenden, Anhörung um den WikiLeaks-Gründer Julian Assange in London sieht Katharina Lins hier Parallelen.

Weltweit machen sich Menschen für die Freilassung von Julian Assange stark. ©APA

"In den USA herrscht ein stabiles Rechtssystem, mit großem Augenmerk auf die Menschenrechte. Die USA gerade wegen Whistleblowern wie Chelsea Manning und den Veröffentlichungen von Julian Assange ins Visier von Amnesty International. Und ein wichtiges Menschenrecht ist das Recht auf ein faires Verfahren. Unabhängig von den Handlungen einer Person, hat jeder das Recht auf eine faire Anhörung vor Gericht", schildert Lins ihre Ansicht zum weltweit heiß diskutierten Fall rund um den Publisher von Geheiminformationen, die u.a. die Einsätze des US-Militärs auf der ganzen Welt in ein kritisches Licht rückten. Auch wenn sie die Kritik an Julian Assange sehr wohl nachvollziehen könne, wenn es um den Umgang mit der ungeprüften Veröffentlichung sensibler Informationen gehe.

Information und Petition

"Amnesty hat keine Macht, um externe Kräfte wie Polizei, Militär oder Exekutive zu mobilisieren. Wir informieren und wollen durch Öffentlichkeitsarbeit den Finger in die Wunde legen. Egal ob in einer Demokratie oder Diktatur, im Normalfall scheren sich die Mächtigen sehr wohl darum, wie sie in der allgemeinen Wahrnehmung dastehen", führt Lins weiter aus.

Stella Assange, die Frau des inhaftierten WikiLeaks-Gründers, vor dem Londoner High Court. ©APA

Die Aktivitäten von Amnesty International in Vorarlberg, von Informationsveranstaltungen bis hin zu Kampagnen und Petitionen, dienen dazu, Aufmerksamkeit für solche kritischen Fälle zu generieren und die Öffentlichkeit zu mobilisieren. Durch das Engagement auf lokaler Ebene werden globale Themen greifbar und ermöglichen es den Menschen in der Region, Teil einer weltweiten Bewegung für Menschenrechte und Gerechtigkeit zu werden.

"Es gilt der Maßstab der Einhaltung der Menschenrechte"

Die Fälle Assange und Nawalny symbolisieren den Kampf gegen staatliche Übergriffe und die Bedeutung der internationalen Solidarität. Lins' Arbeit und die von Amnesty International in Vorarlberg zeigen, wie wichtig es ist, für die Rechte Einzelner einzutreten, denn dies hat Auswirkungen weit über die Grenzen des eigenen Landes hinaus. „Vielleicht auch jetzt, wenn wir zurückkommen zum ursprünglichen Gedanken, wenn es um die politischen Gefangenen geht, vor allem ist die Einfallbewegte momentan die ganze Welt“, reflektiert Lins.

Auch die Rolle Österreichs, gerade in Bezug auf die Beziehungen zu Russland, insbesondere als Energieversorger, seien kritisch zu hinterfragen: "Amnesty fällt keine politischen Urteile. Wenn aber Missstände aufscheinen, gilt es, sie zu benennen. Und hier gilt nur der Maßstab der Einhaltung der Menschenrechte."

(VOL.AT)

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