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Warum es in Bregenz gleich doppelt zu feiern gibt

Was es zu feiern gibt, erklären Stadtarchivar Thomas Klagian und Bürgermeister Michael Ritsch.
Was es zu feiern gibt, erklären Stadtarchivar Thomas Klagian und Bürgermeister Michael Ritsch. ©VOL.AT/Mayer, Canva Pro
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Am 1. Juli herrscht Partylaune in Bregenz. Einerseits feiert man 100 Jahre Landeshauptstadt, andererseits ist auch die Quartiersentwicklung Leutbühel auf der Zielgeraden.

Bregenz feiert ein ganz besonderes Jubiläum. Heuer jährt sich die Ernennung zur Landeshauptstadt zum 100. Mal. Pünktlich zum Sommer wird zudem endlich die Quartiersentwicklung Leutbühel fertiggestellt.

"Warum nicht beides feiern"

"Warum nicht beides gleichzeitig feiern", dachten sich Bürgermeister Michael Ritsch und sein Team daher. Am Samstag, dem 1. Juli, soll – insofern das Wetter mitspielt – die feierliche Eröffnung des letzten Leutbühel-Abschnitts über die Bühne gehen. Das Jubiläum wird kurzerhand mitgefeiert.

Die Stadt lud am Dienstag zu einer Pressekonferenz. ©VOL.AT/Mayer

100 Jahre Landeshauptstadt Bregenz

Schon seit dem 30. Juli 1923 ist Bregenz Landeshauptstadt von Vorarlberg. Heuer also genau 100 Jahre. Als einstmalige Römerstadt gibt es "Brigantium" natürlich schon viel länger. Ursprünglich fanden Versammlungen (ähnlich der heutigen Landtage) nicht in Bregenz, sondern in Feldkirch statt. Ab 1573 wechselten sich die beiden Städte ab, wie Stadtarchivist Thomas Klagian erklärt.

Das Bregenzer Rathaus (Foto um 1870) war von 1861 bis 1896 Versammlungsort des Vorarlberger Landtages. ©Stadtarchiv Bregenz
Das Hotel "Montfort" mit angebautem Landtagstrakt um 1930. Das Hotel fiel 1981 der Spitzhacke zum Opfer und wurde durch das Gebäude der heutigen Hypo-Bank ersetzt. Den "Alten Landtagssaal" gibt es noch. ©Stadtarchiv Bregenz

Video: Stadtarchivar zur Geschichte

1786 wurde Bregenz schließlich ein Kreisamt, dem Feldkirch untergeordnet war. Als Vorarlberg 1861 einen eigenen Landtag erhielt, war Bregenz unbestritten dessen Versammlungsort. Bis 1896 – also 35 Jahre lang – wurde im Rathaus getagt. Eine Abstimmung des Landtags über Feldkirch oder Bregenz fiel kanpp für die heutige Landeshauptstadt aus. Dann war es auch formell soweit: In der am 30. Juli 1923 verabschie­deten Landesverfassung heißt es im Artikel 4, Absatz 1: "Landeshauptstadt und ordentlicher Sitz des Landtages und der Landesregierung ist Bregenz."

Die Stadt Bregenz feiert am 1. Juli sowohl die Eröffnung des dritten Abschnitts am Leutbühel als auch 100 Jahre Landeshauptstadt. ©VOL.AT/Mayer
Auch für die Lokale und deren Gastgärten gibt es jetzt mehr Platz. ©VOL.AT/Mayer

Leutbühel auf der Zielgeraden

Das Großprojket am Leutbühel ist fast fertiggestellt. Seit 2018/19 wird in enger Zusammenarbeit mit Bewonern, Geschäftstreibenden und anderen Interessensgruppen das Quartier entwickelt. Zu­nächst wurden die Römerstraße und die Kirchstraße um 1,8 Millionen Euro von Grund auf neu gestaltet. 2021/22 folgten dann mit einem Aufwand von 2,4 Millionen Euro der Leutbühel selbst, die Maurachgasse, das Apothekergässele und die Deuringstraße. Auch die größte Fußgängerzone Vorarlbergs gehört seit 1. Juli 2022 mit dazu.

Neuer Straßenbelag durfte dabei nicht fehlen. ©VOL.AT/Mayer
Ein Blick in Richtung der Bergmannstraße. ©VOL.AT/Mayer
Dort werden noch letzte Arbeiten durchgeführt. ©VOL.AT/Mayer

Insgesamt 5.000 m2 Fläche

Im September 2022 startete der dritte und letzte Neugestaltungsabschnitt, der nun­mehr fertiggestellt werden konnte. Er betrifft die insgesamt rund 5.000 m2 große Fläche in der unteren und oberen Rathausstraße bis zum Leutbühel, in der Anton-Schneiderstraße von der Seekapelle bis zur Nationalbank und in der Bergmannstraße bis zur Belruptstraße. Vor dem Rathaus wurde der übliche gelbe Farbasphalt durch Bodenplatten aus Naturstein unterbrochen. Sie akzentuieren einen Platz, in dem sich das Rathaus "widerspie­gelt", wie die Stadt erklärt. Auch zwei Bäume wurden gepflanzt. Ebenso wurde der untere Teil der Straße vor dem Vor­arlberg Museum durch eine gelbe Oberfläche und eine Baumreihe neu gestaltet.

Teilweise kamen drei verschiedene Straßenbeläge zum Einsatz. ©VOL.AT/Mayer

Letzte Arbeiten stehen aus

In der Anton-Schneider-Straße wurden mit farbigem Asphalt, Kleinsteinpflaster und Granitplatten gleich drei unterschiedliche Straßenbeläge verlegt. Abgerundet wird dort das Bild durch eine Platzbildung mit Brunnen vor der Nationalbank und ebenfalls durch einen Baum. In der Bergmannstraße, die verkehrstechnisch eine Begegnungszone ist, blieben die Zu- und Abfahrten für Autos mit der dafür erforderlichen Fahrbahn­breite erhalten. Die Parkplätze hingegen sind, mit Ausnahme von Stellflächen für Fahrräder, Fahr­zeuge von Behinderten und Mopeds, weg-gefallen. Stattdessen wird es auch hier eine Baumreihe geben, die aus klimatischen Gründen erst im Herbst gesetzt werden kann.

Auch vor dem Rathaus sieht es jetzt anders aus. ©VOL.AT/Mayer
Ein Blick vom Rathausbalkon. ©VOL.AT/Mayer

Video: Michael Ritsch im Gespräch

Wie bei den vorange­gangenen beiden Etappen ging es auch beim Bauabschnitt III nicht nur um die optischen Veränderungen an der Oberfläche, sondern ebenso um die notwendige unterirdische Leitungsinfrastruktur für die Wasser- und Energieversorgung, gibt die Stadt zu verstehen. Für die dritte und letzte Etappe wurden 4,2 Millionen Euro investiert.

In Bregenz spiele sich seit einiger Zeit dasselbe ab wie in vielen anderen europäischen Städten, so Michael Ritsch. "Die Politik forciert weitgehend vom Verkehr befreite Kernzonen, um den Menschen diese zentralen Straßenzüge und Plätze wieder zurückzugeben und dort attraktive Orte der Begegnung zu schaffen", erklärt er. "Mit der vorarlbergweit größten Fußgängerzone seit 1. Juli 2022 haben wir einen Riesenschritt auf Neuland gesetzt. Ich bin überzeugt davon, dass er sich bewähren wird. Und es freut mich sehr, dass wir mit der Fertigstellung der dritten und letzten Etappe der Quartiersentwicklung Leutbühel recht­zeitig vor dem Sommer die Neugestaltung unserer Innenstadt abgeschlossen haben."

Das Festprogramm am 1. Juli 2023

Eröffnung um 11 Uhr mit Sternmarsch

Das Fest beginnt um 11 Uhr mit einem Sternmarsch der drei Bregenzer Musikkapellen. Im Anschluss kommt es zur Eröffnung durch Bürgermeister Michael Ritsch. Die Moderation der Veran­staltung übernimmt Roberto Kalin.

Nach dem offiziellen Akt werden die Besucher:innen von Bands musikalisch und von Gastronomie­betrieben in der Anton-Schneider-Straße und in der Rathausstraße kulinarisch verwöhnt. Auch für die kleinen Gäste gibt es ein Programm mit Kinderschminken und clownesker Unterhaltung.

Mit Bezug auf das 100-jährige Bestehen der Landeshauptstadt Bregenz stehen am Nachmittag drei Stadtführungen mit Stadtarchivar Thomas Klagian auf dem Programm.

Highlight "Young Art Generation"

Ab 16 Uhr findet auf dem Kornmarktplatz die "Young Art Generation" statt, mit der junge Kunst im öffentlichen Raum sichtbar gemacht wird. Präsentiert wird eine breite Vielfalt künstlerischen Schaffens (Malereien, Zeichnungen, Fotografien, Musik, Literatur- und Tanzperformances, Mode­schau) vom Jugendservice Bregenz in Zusammenarbeit mit dem Vorarlberg Museum.

Weitere Kooperationspartner sind die Bregenzer Jugendhäuser, die KUB ArtClass und die Poolbar. In der Box des Vorarlberger Landestheaters werden die aktuellen Werke der KUB ArtClass sowie der Offenen Jugend- und Kulturarbeit Bregenz (OJKAB) ausgestellt. 

Ebenso werden die Werke eines Analog-Fotografie-Projektes präsentiert, das in Kooperation mit dem Jugend- und Kulturraum dô aus Lustenau umgesetzt wurde. Diese Fotografien werden mit einer eigens im Poolbar-Generator entwickelten Ausstellungsarchitektur präsentiert.

Abendprogramm

In der Zeit von 20 bis 23 Uhr wird den Partyfreunden in der Anton-Schneider-Straße ordentlich eingeheizt.

Falls das Wetter nicht mitspielt

Bei schlechter Witterung und einer Absage der 100-Jahr-Feier wurde der 8. Juli als Ausweichtermin festgelegt. Achtung: Die "Young Art Generation" findet bei jedem Wetter am 1. Juli statt (gegeben­enfalls im Vorarlberg Museum).

(VOL.AT)

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