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Warten auf Trainer Streiter

Beim SCR Altach herrscht auch nach der 0:2-Heimniederlage am Samstag gegen Salzburg Ungewissheit in Sachen Cheftrainer - Altach-Obmann Werner Gunz sieht nun Streiter am Zug.

Michael Streiter, der wegen einer angeblich ausgesprochenen Beurlaubung nicht auf der Bank gesessen ist, war nicht im Stadion, der von ihm aus disziplinären Gründen zuletzt „verbannte“ Stürmerstar Leonardo spielte hingegen. Die Niederlage gegen den praktischen Meister konnte aber auch der Brasilianer nicht verhindern.

Im Kompetenzen-Streit gibt es freilich verschiedene Meinungen. Streiters langjähriger Weggefährte und Spieler Roland Kirchler brach gegenüber der APA – Austria Presse Agentur eine Lanze für den Noch-Cheftrainer. „Wenn der Trainer die sportliche Kompetenz nicht hat, dann muss er einfach die Konsequenz ziehen und dann weggehen. Also Respekt vor dem Michi, dass er das so gemacht hat. Das ist sicher nicht einfach, er hat da heraußen einiges aufgebaut mit dem Verein. Ich glaube, da hat ihm sicher das Herz geblutet.“

Für seine spätere Trainer-Karriere sei dies aber vonnöten gewesen. „Weil sonst ist er verkauft und wenn er seine Linie nicht durchzieht und sich vielleicht vom Vorstand die Aufstellung diktieren lassen muss, dann ist das, glaube ich, falsch.“ Kirchler versteht aber auch die Haltung des Vereins. Leonardo sollte möglichen Käufern wieder präsentiert werden. Doch unter erwachsenen Leuten müsse man dies anders lösen, meint er. Er selbst könne sich an eine Begebenheit um „Pipo“ Gorosito beim FC Tirol erinnern. „Der sollte vom argentinischen Nationaltrainer beobachtet werden und Ernst Happel hat ihn nicht spielen lassen. Gut, Streiter ist nicht Happel, aber er hat sich sicher sehr viel von ihm abgeschaut.“

Leonardo könnte sich unterdessen eine weitere Zusammenarbeit mit Streiter durchaus vorstellen, obwohl auch Streiter laut Vereinsaussagen in der Wahl seiner Worte gegenüber dem Südamerikaner nicht gerade zimperlich gewesen sein soll. „Es ist eine Kleinigkeit passiert im Training. Es sind Wörter gefallen, die dort normal nicht hingehören. Aber die Situation ist angespannt, weil wir einige Spiele verloren haben. Daher sind die Köpfe ein wenig heiߓ, so „Leo“. „Ich glaube, ich könnte wieder unter ihm spielen. Ich habe überhaupt kein Problem damit. Jeder macht Fehler, aber man kann aus Fehlern auch lernen.“

Altach-Obmann Werner Gunz sieht nun Streiter am Zug: Der Trainer habe sich im Winter vehement gegen Leonardos Abgang zur Wiener Austria eingesetzt. „Er hat gesagt, er wird den Spieler im Frühjahr noch teurer machen. Jetzt ist es anders gelaufen. Wir sind auch mit Leonardo im Wort, er hat einen neuen Vertrag unterschrieben, in der Hoffnung, dass er die Chance bekommt, irgendwo in Europa unterzukommen.“ Die Undiszipliniertheit musste bestraft werden, doch Leonardo hatte vor dem Salzburg-Match schon zwei Spiele zuschauen müssen. „Ich muss sagen, es kann sich auch ein Trainer nicht alle Freiheiten herausnehmen, auch dort muss man von einer Führungsperson eine Wortwahl erwarten, die dem Niveau eines Fußball-Klubs entspricht.“

Streiter hat einen Vertrag bis 2008, stellt Gunz klar. „Ich gehe davon aus, dass er nächste Woche bei uns erscheinen wird und dass wir die Sache unter Männern regeln können.“ Streiter habe es zuletzt vorgezogen, nur zu den Medien über das Thema zu sprechen. Über die weitere Zusammenarbeit habe er gar nicht nachgedacht. „Die Wunden sind momentan tief“, gesteht der Obmann. „Er ist im Zugzwang, nicht wir. Wir sind sein Arbeitgeber, er hat einen Vertrag mit uns.“

Salzburg-Trainer Matthäus sympathisiert mit seinem Kollegen, auch wenn es schwierig sei, die Situation aus der Entfernung zu beurteilen. „Nur, wenn man einen Trainer beurlaubt, rausschmeißt oder sonst irgendetwas, nur weil er auf die Disziplin in der Mannschaft guckt, dann muss ich sagen, ist das der falsche Weg.“ Streiter habe in Altach einen sehr guten Job gemacht. „Deshalb ist Altach auch in der ersten Liga und er ist für das Gesamte verantwortlich, nicht nur für einen Spieler, der vielleicht spielen muss, um besser verkauft zu werden. Es tut mir Leid für ihn, weil ich glaube, dass er einer der besten Trainer ist, die es in Österreich gibt. Er hat seine Philosophie, und wenn ein Spieler diese Philosophie gefährdet, dann ist es sogar die Pflicht eines Trainers, den Spieler in einem Vier-Augen-Gespräch erst einmal darauf hinzuweisen. Und wenn das nicht funktioniert, muss man halt Entscheidungen treffen.“

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