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Wanderrouten der größten Schildkröten entdeckt

Mit einer Panzerlänge von maximal 2,50 Meter und einem Gewicht von rund 700 Kilogramm sind Lederschildkröten wahre Kolosse der Ozeane.

Die männlichen Tiere sind reine Meeresbewohner, die Weibchen verlassen das Wasser lediglich zur Ei-Ablage. Die Reptilien bevölkern bevorzugt tropische und subtropische Gefilde, wobei ihr Bestand im Pazifik dramatisch schwindet: In einem mexikanischen Nestplatz schrumpfte die Zahl der Tiere von 70.000 im Jahr 1982 auf gerade noch 250 gegen Ende des Jahrhunderts. Ursache des Rückgangs sind vermutlich Raub der Eier, vor allem aber die Hochsee- und Küstenfischerei.

Im Südatlantik scheinen die Bestände bisher stabiler zu sein. Dort verfolgten Biologen um Matthew Witt von der englischen Universität Exeter in vier Jahren die Wanderungen von insgesamt 25 Weibchen. An einem Neststrand im zentralafrikanischen Gabun statteten sie die Schildkröten mit Sendern aus und werteten anschließend deren Bewegungen per Satellit aus.

Dabei fanden die Forscher drei Hauptrouten: Fünf Lederschildkröten durchquerten den Atlantik gezielt nach Südwesten bis auf die Höhe von Argentinien, wobei eine 7.563 Kilometer zurücklegte. 15 Tiere schwammen entlang des Äquators westwärts, zwei Weibchen zogen entlang der afrikanischen Küste in gemäßigte Gewässer vor Südafrika. “Trotz umfangreicher Forschung kannte bisher niemand die Reisen der Lederschildkröten im Südatlantik”, sagt Witt. “Nach der Nestphase in Gabun gibt es drei eindeutige Wanderrouten, die sie zurück zu ihren Futtergründen nehmen.”

Das Wissen um diese Strecken soll dazu beitragen, die Tiere vor ihrem Hauptfeind zu schützen: Der Fischerei mit Stellnetzen in Küstennähe sowie dem Langleinenfang auf hoher See. Dabei legen Fischer mit Ködern versehene Plastikleinen aus, die teilweise über 100 Kilometer lang sind. Auch wenn die Schildkröten bis zu 1.100 Meter tief tauchten, so hielten sie gewöhnlich eine Reisetiefe von bis zu 200 Metern und bevorzugten damit den Einzugsbereich dieser Fischereiform. “Alle von uns entdeckten Routen führen die Lederschildkröten durch stark befischte Gebiete, was eine echte Gefahr für die Atlantikpopulation ist”, sagt Koautor Brendan Godley. Am Schutz der Tiere auf den gefundenen Routen müssten sich nach Ansicht der Forscher mindestens elf Anrainerstaaten beteiligen sowie jene Länder, die Fangflotten in internationale Gewässer entsenden.

(Quelle: “Proceedings of the Royal Society B”, Online-Vorabveröffentlichung)

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