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Waltraut Haas mit 97 Jahren in Wien verstorben: Abschied von einer Filmlegende

Schauspielerin Waltraut Haas ist gestorben.
Schauspielerin Waltraut Haas ist gestorben. ©APA/HERBERT NEUBAUER (Archivbild)
Am Mittwoch in den frühen Morgenstunden ist Waltraut Haas mit 97 Jahren in Wien verstorben.

Sie bleibt wohl auf ewig in den Herzen der Österreicher das Mariandl: Auch wenn Waltraut Haas im Laufe ihrer langen Karriere rund 70 Filme drehte, war es doch diese Rolle in ihrem Debütfilm "Hofrat Geiger" 1947 an der Seite von Hans Moser, die ihre Karriere untrennbar prägen sollte. Nun ist das Mariandl am Mittwoch in den frühen Morgenstunden im Alter von 97 Jahren in Wien verstorben, wie ihre Familie mitteilte.

"Trotz aller unendlicher Trauer sind wir dankbar, dass sie so ein langes Leben hatte, so vielen Menschen Freude bereiten konnte und auch bis zuletzt in verhältnismäßig guter körperlicher Verfassung war", so die Hinterbliebenen in ihrem Kommunique, die eine Verabschiedung im engsten Familienkreis ankündigten: "Neben ihrer beeindruckenden Karriere war sie vor allem eines: ein warmherziger, humorvoller und zutiefst liebenswerter Mensch."

Mit Haas verliert Österreich eine der beliebtesten Schauspielerinnen des Landes, eine Grande Dame des heimischen Films und Theaters, deren charmante Ausstrahlung, unverwechselbare Stimme und lebensfrohes Wesen über Generationen hinweg das Publikum berührten. "Waltraut Haas war das Mariandl und die Rösslwirtin der Nation - und wird es für immer bleiben", hieß es in einer Presseaussendung.

Waltraut Haas ist gestorben

In Filmen wie "Der Hofrat Geiger", "Mariandl", "Im weißen Rössl" oder "Hallo Dienstmann" wurde Haas zu einer Ikone des österreichischen Nachkriegskinos. Besonders ihre langjährige Zusammenarbeit mit Regisseur Franz Antel prägte eine ganze Ära des heimischen Filmschaffens. Ihre künstlerische Vielseitigkeit stellte Haas auch immer wieder auf der Bühne unter Beweis, zuletzt viele Jahre im Rahmen der Wachaufestspiele Weissenkirchen. Ab 1966 war Waltraut Haas mit dem Schauspieler Erwin Strahl (1929-2011) verheiratet.

Waltraut Haas: Verabschiedung im engsten Familienkreis

"Neben ihrer beeindruckenden Karriere war sie vor allem eines: ein warmherziger, humorvoller und zutiefst liebenswerter Mensch. Die Lücke, die sie hinterlässt, ist groß", so die Familie, die "um die nötige Ruhe und Privatsphäre zum Trauern" bat. Die Verabschiedung wird auf Wunsch von Waltraut Haas im engsten Familienkreis stattfinden.

Bis heute ist der Charme der am 9. Juni 1927 in Wien als Tochter einer Hoteliersfamilie geborenen Schauspielerin legendär. Dabei war der Weg zum Beruf kein leichter. Auf Wunsch ihrer Mutter besuchte Haas zunächst eine Haushaltsschule, bevor sie das Konservatorium für darstellende Kunst in Wien absolvierte und zusätzlich bei der Burgschauspielerin Julia Janssen privaten Schauspielunterricht nahm.

Das Theater stand vor Mariandl

Der Beginn der Karriere führte dann über die Theaterbühnen, wobei auf das Landestheater Linz, in Wien das Bürgertheater, das Stadttheater und Raimund Theater sowie in Deutschland der Titania-Palast Berlin oder das Deutsche Theater München folgten. Dann sollte die Entdeckung durch Willi Forst den Wendepunkt markieren: Er besetzte sie als Mariandl für seinen "Hofrat Geiger", was Haas in der Folge etliche Rollen als süßes Wiener Mädl eintrug.

Als Mentoren und Wegbegleiter sollten Größen wie Paul Hörbiger, Curd Jürgens, Johannes Heesters, Franz Antel, Heinz Rühmann und allen voran Hans Moser der Mimin zur Seite stehen. Neben ihren Rollen in "Mariandl", "Mariandls Heimkehr", "Hallo Dienstmann", "Kleiner Schwindel am Wolfgangsee", "Gruß und Kuß aus der Wachau" oder "Keine Angst Liebling, ich paß schon auf" in der Regie ihres Mannes Erwin Strahl nahm Haas auch Schallplatten auf, darunter etwa "Im Weißen Rössl" und "Wiener Lieder".

"Jetzt sag ich's" als Lebenserinnerungen von Waltraut Haas

Dieses bewegte Leben schilderte Waltraut Haas in ihren 2018 erschienen Erinnerungen "Jetzt sag ich's", in denen sie nicht nur von Erfahrungen mit Hollywoodstars wie Errol Flynn erzählt und vor allem auch ihrem Gatten Erwin Strahl ein literarisches Denkmal errichtet, mit dem sie den gemeinsamen Sohn Marcus Strahl, heute Schauspieler und Regisseur, hatte. Sie erzählte bei allem Grundoptimismus auch von Enttäuschungen und Niederlagen. Als das Genre des liebenswerten Heimatfilms und damit auch ihre Rollen in Werken wie "00Sex am Wolfgangsee" zusehends in seichte Sexschnulzen mündeten, führte Haas' Weg wieder auf die Theaterbühnen, wo sie meist unter der Regie ihres 2011 verstorbenen Ehemanns im Scheinwerferlicht stand.

Außerdem entdeckte die Schauspielerin, die etwa 2003 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst oder 2010 mit dem Goldenen Wiener Ehrenzeichen ausgezeichnet wurde, das deutschsprachige Fernsehen für sich. So war sie zuletzt 2020 in Catalina Molinas "Das Glück ist ein Vogerl" als Wachkomapatientin zu erleben. Vor allem blieb Waltraut Haas aber stets der Theaterbühne verbunden und war etwa mit den beiden Künstlerwirtsleuten Tamara Trojani und Konstantin Schenk im Dinner Theater Schönbrunn oder bei den Wachaufestspiele zu erleben.

Im Auftrag der Familie hat Bestattung Himmelblau ein Online-Kondolenzbuch aufgesetzt: www.bestattung-himmelblau.at/waltraut-haas/. Hier kann sich die Öffentlichkeit mit persönlichen Worten von Waltraut Haas verabschieden und Anteilnahme bekunden.

Reaktionen aus der Politik zum Tod von Waltraut Haas

Nachfolgend eine Auswahl der Reaktionen auf den Tod der 97-Jährigen:

Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler (SPÖ):

"Mit großer Bestürzung und Trauer habe ich vom Tod Waltraud Haas' erfahren. Mit ihrem soliden Können, ihrer charismatischen Präsenz und ihrem humorvollen Wesen war sie Jahrzehnte in Theater wie auch in Film und Fernsehen aktiv und prägte u.a. das Filmschaffen der Nachkriegszeit in Österreich nachhaltig. Haas war ein ausgesprochener Publikumsliebling und eine fixe Größe der österreichischen Schauspiel - und Singkunst, die über die Bundesgrenzen hinausgehend strahlte."

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ):

"Mit dem Tod von Waltraut Haas verlieren wir eine Legende des österreichischen Films und Theaters. Als Mariandl an der Seite von Hans Moser und Paul Hörbiger sowie als Rösslwirtin gemeinsam mit Peter Alexander eroberte sie die Herzen des Publikums im Sturm. Mit Charme, Witz und ihrer unverwechselbaren Natürlichkeit sorgte sie als echter Publikumsliebling für unvergessliche Momente und hat Generationen von Zuschauer*innen berührt und inspiriert."

Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ):

"Waltraut Haas war nicht nur Volksschauspielerin, sondern auch leidenschaftliche Botschafterin der Kultur - weit über die österreichischen Grenzen hinaus hat sie mit ihren Darstellungen, die sie mit Menschlichkeit und Sensibilität zu füllen vermochte, gestrahlt."

FPÖ-Kultursprecher Wendelin Mölzer:

"Mit Waltraut Haas verliert Österreich eine große Künstlerin, deren Wirken Generationen von Menschen berührt und inspiriert hat. Ihr Andenken wird in der österreichischen Kulturlandschaft weiterleben."

ÖVP-Kultursprecher Laurenz Pöttinger:

"Mit ihr geht eine Ära zu Ende. Die Grande Dame des Nachkriegsfilms war über Generationen ein Publikumsliebling. Mit ihrem Wirken in Filmen wie 'Der Hofrat Geiger' als 'Mariandl' und 'Im weißen Rössl' als Rösslwirtin erreichte sie große Bekanntheit und hat mehr als ein halbes Jahrhundert die Menschen unterhalten."

Grünen-Kultursprecher Werner Kogler:

"Mit dem Tod von Waltraut Haas verliert Österreich eine Ikone des heimischen Theaters und Kinos der Nachkriegszeit. Ihr vielseitiges künstlerisches Wirken und ihre persönliche Ausstrahlung bleiben unvergessen. Neben der Trauer über ihren Tod bleibt die Erinnerung an ihre großen Rollen bestehen."

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP):

"Waltraut Haas war nicht nur eine Ikone des österreichischen Films, sondern auch eine Persönlichkeit voller Lebensfreude, Herzlichkeit, Wärme und Bescheidenheit. Generationen von Österreicherinnen und Österreichern haben sie für ihre Schauspielkunst und für ihre liebenswerte und einzigartige Ausstrahlung bewundert - ob als 'Mariandl' oder später als Grande Dame des Theaters."

(APA/Red)

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